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Bombs for paradise – to the culture of the terrorist heroism

          
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          LEVEL 1 - 5 OF 45 STORIES
          Copyright 1996 Sueddeutscher Verlag GmbH
          Sueddeutsche Zeitung
          March 16, 1996
          SECTIO : FEUILLETON
          LENGTH: 1240 words AA000577
          HEADLI E: Bomben fuers Paradies. Zur Kultur des terroristischen Heldentums
          BODY:
          Dei Terrorismus, sagte Israels Ministerpraesident Schimon Peres auf der
          Gipfelkonferenz in Scharm el-Scheikh, hat einen Namen und eine Adresse. Das
          klang g ut, aehnelte entfernt den eindringlichen Saetzen ueber das Grauen in
          Coppola‘ 1 s Apocalypse Now. Es machte sich auch gut, zumal der gewissermassen al
          5
          Vermieter beschuldigte Iran praktischerweise gar nicht auf jener Konferenz ge
          gen
          d p.‘z Terrorismus erschienen war. Wie zur Bekraeftigung, dass man gegen diese
          W. itsverhaeltnisse energisch einzuschreiten imstande ist, sprengte die
          israe1i che Armee anderntags das Haus des im Januar getoeteten Hamas
          -Bomben pezia1isten Yehia Ayasch, genannt der Ingenieur.
          Die Terroristen duerfte das so wenig beeindruckt haben wie die Ankuendigu
          ng
          des Praesidenten Clinton, kurzfristig 150 Millionen Dollar in die Zusammenarb
          eit
          der Gehe imdienste zu investieren. Wie auch die Bewehrung amerikanischer
          Botschafftsgebaeude mit Drachenzaehnen und Rasierdraht entschlossene Attentaet
          er
          nicht wi rklich abschreckt, sondern allenfalls umleitet.
          Damit ist nichts gesagt ueber Erfolg oder Misserfolg von Veranstaltungen
          wie
          jenes Anti-Terror-Gipfels, dessen Sinn ja wohl hauptsaechlich eine Bekraeftig
          ung
          des Friedensprozesses war. Auch die sonst so gern aufgezaehlten Strategien wi
          F i‘ndung druck, Objektschutz und - bezeichnenderweise immer wieder als Teil
          eines solchen Massnahmenbuendels zitiert - Linderung der Verzweiflung
          produzierenden Lebensumstaende sind schon insofern keineswegs obsolet, als si
          e
          zumindest dem zu Terrorismus bereiten Nachwuchs zu denken geben. Gegen das
          Phaenomen einer Gewalt jedoch, die das Leben Unschuldiger so wenig schont wie
          in letzter Konsequenz, das eigene, ist mit Politik und Polizei nicht viel
          auszurich Len. Wie sonst wollten wir uns erkaeren, dass die Friedensverhandlun
          gen
          in Nordirland kein Ende der IPA-Anschlaege bewirkt haben, dass die ETA auch n
          ach
          Erreichen des baskischen Autonomiestatuts weiterbombt. Selbst Hamas-Füehrer
          werden, bei aller Kritik am Friedensprozess, nicht behaupten, dass das
          palaestin nsische Volk von seiner Freiheit heute etwa weiter entfernt waere a
          ls
          vor den Abkommen von Oslo. Nur noch im diffusen Licht pathologischer
          WeltverschwoerungstheOriefl sind schliesslich die Schreckenstaten eines Tim
          McVeigh oder der japanischen Aum-Sekte als politisch begruendet zu
          interpreti ren.
          Mit kollektiven Straf- oder auch Belohnungsmassnahmen ist jener Gewalt ni
          cht
          beizukommen, denn der Terrorismus, mit dem wir es heute zu tun haben, ist
        
          
          uchstaeblich nicht von dieser Welt. Seine Akteure bewegen sich in einem
          Parallel-Universum, das zwar nur als Gegenentwurf zum hiesigen Jammertal denk
          bar
          ist, mit diesem aber weder Wertvorstellungen noch die zoologischen Grundbegri
          ffe
          gemein hat. Bis zum UEberdruss ist bei muslimischen Attentaetern der
          Begruendungszusammenhang bemueht worden, der Maertyrertod sei gleichsam
          Eintrittskarte ins Paradies, wo selbst naechst anderen Wonnen 17 Jungfrauen z
          u
        

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