Mordaufruf gegen Rushdle lastet als Schatten über der Buchmesse fark# &ckütheitsvotkehrung h in Fi‘ankfutt / 320 000 Bucts&äi. LIS ÖöÖ ieu ndwtiiunges / Scitwerpunk f thema Frankre ich Von unserem Redaktionsmitglied Helmut Schmita FRANKFURT A. M., 10. Oktober. Mit Sicherheitsvorkehrungen wie seit vielen Jahren nicht mehr werden die Besucher der 41 -Internationalen Frankfurter Buch- messe konfrontiert. Sie wurde am Diens- tagaachmittag offiziell eröffnet; das Buch 1 jedoeh, das diese Maßnahmen auslöste, List vorauasichtlich gar nicht präsent Die 1 deutsche Über setzung von Salmen Bush- dies „Satanjschen Versen“ wird nicht auf (der Buet zesse vorgelegt, sondern später. ‚‘ Gleichwohl werden die iranischen Dro- bungen sehr ernst genommen. Auf der Eröffnungs-Pressekonferenz am Diens- taginittag richtete der Buchmessedirek- tor Peter Weidhaas einen Appell an Iran: „Im Namen der hier in Frankfurt vor- sammelten Gemeinschaft der Verleger der ganzen Welt bitte ich den Staatsprä- sidenten der Islamischen Republlk Iran, Ayatollah Rafsandschani, den Mordauf- n il gegen Salman Rushdie, seine Verle ger und Buchhändler zurückzunehmen! Wir möchten, daß Iran an der 42. Frank furter Buchmesse (von der diesjährigen wurde er ausgØschlossen — FIt) wieder teilnimmt AbS mit Festigkeit erkläre ich auch, er wird dies so lange nicht tun, wie diese Morddrohung nicht aus der Welt ist“ Weidhaas schloß nicht aus, daß einige der deutschen Verlage, von denen die „Satanischen Verse 1 ‘ gemeinsam heraus- gegeben werden, das Buch bereits prä- sentieren werdet Es gebe keine Abspra- chen, sagte er. Auf die Frage, warum man nicht vielmehr das Weltforum der Buch- messe zu einer demonstrativen Präsenta- tion benutzt habe, ging er nicht näher ein. „Sehr betroffen“ zeigte Weidhaas sich jedoch darüber, daß — wie aus einem der an der gemeinsamen Heraus- gabe beteiligten Verlage zu erfahren war — die Anzeigenleitungen aller vier über- regionalen Tageszeitungen (,‚Welt“, „Süd- deutsche“, „FAZ“, „FIt“) eine Anzeige für die deutsche Rushdle-Ausgabe abgelehnt haben, vor allem mit Hinweis auf die Fürsorgepflicht die sie Ihren potentiell dann ebenfalls bedrohten eigenen Mitar- beitern gegenüber hätten. In den Eröffnungsreden zur Frankfur- ter Buchmesse verwiesen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) ebenso wie Oberbür- germeister Volker Hauff (SPD) auch auf den Fall Vaclav Havel. Der in seiner Hei- mat mehrfach inhaftierte tschechoslowa- kischeSchriftsteller und Bürgerrechtler erhält den diesjährigen Friedenspreis des deutschen Buchhandels, kann ihn jedoch am kommenden Sonntag in tei Frank- furter Paulskirche aller Voraussicjg nach nicht selbst entgegennehmen, a Ihm die Ausreise ver aigert wird. Bundeskanzler Kohl zitierte wi on auf seiner Buchmessenrede 1984 aus einem Gefängnis-Brief Havels seine Frau, in dem er sich dagegen ve1‘ rte, den Menschen bloß als „Sch$ubcbbn einer gigantischen Maschinerie“ use- ben, vielmehr sei „jeder von - sprünglich ein mündiges meltsthliches Wesen, verantwortungsfähig ge enüber der Welt und für die Welt. Von hier aus schlug Kohl historisch den Bo en zur Französischen Revolution und deben Pro- klamlerung der Menschenrechtes zeitge- nössisch zu der Entwicklung in isteuro- pa und der DDR-Fluchtbewegung. Kam Kohl nur auf eine Revohgj zu sprechen — die französische — ‚ s 0 mach- te Frankfurts Oberbürgermeistes Volker Hauff deren zwei namhaft zusät%licb die nordamerikanische. Erstere habe „die Grundwerte der europäischen Kultur Freiheit, Gleichheit Brüderlichkeit ge- schaffen“, letztere „die Gnndl*:hte des einzelnen Menschen hervorgE racht“. Weit entfernt allerdings seien wir von den Idealen der Französischen Revolu- tion, „wo wir ausländische Bürger berech- nend als Arbeitskräfte eingliedern, aber ihre Gleichberechtigung als Bürger ver- weigern“; man müsse auch von der „fort- lebenden Gegenwart der Gegenaufklä- rung und der Zerstörung von Menschen- würde sprechen“. Die Frankfurter Buchmesse ist dieses Jahr noch einmal gewachsen und. muß deshalb ab 1990 vor allem auf Druck der ausländischen Teilnehmer die Messehal- le 1 zusätzlich aninieten. Präsentiert wer- den bis Montag auf dem Messegelände — das Publikum hat Freitag bis Sonntag Zutritt — fast 380 000 TiteL darunter 115 000 Neuerscheln ungen. Schwerpunktthema ist diesmal Frank- reich, das sich auf dem Messegelände und in der Stadt mit zahlreichen Sonder- veranstaltungen präsentiert Zur Eröff- nung der Buchm esse sprach deshalb auch der französische Kulturminister Jack Lang. Er bedankte sich bei Kanzler Kohl für die Einrichtung eines gemeinsa- men kulturellen Fernsehprogramms und beklagte das Übergewicht arnerikani- seher Produktionen. Es gelte, „die europä- ische Präferenz nach Landwirtschaft und Industrie aufjlie Kultur auszudehnen“. (Siebe auch Seite 3) ‚47 ,‘ 4/1% 49 t . . a .s. ..- .