DEUTSCHLAND Innere Sicherheit STÜTZPUNKT DER SPIONE Teheran hat seine Donner Botschaft zur Europa-Zentrale des Iranischen Geheimdienstes ausgebaut — mit Wissen der Bundesregierung. Bonn blieb, trotz Warnungen von Bundesnachrichtendlenst und Verfassungs- schutz, untätig. Die Regierung will die Wirtschaftsbeziehungen zu dem Mullah-Regime nicht gefährden. B ernd Schmidbauer, gelernter Leh- rer und derzeit im Kanzleramt für a die Koordination der deutschen W Geheimdienste zuständig, liebt den gro- ßen Auftttt. Im Sommer letzten Jahres befreite er vor laufenden Kameras türkische Kon- sulatsangehörige in München aus der Hand kurdischer Geiselnehmer, im Kampf gegen den Atomschmuggel jefte- te er jüngst kurzentscblossen zum Mos- kauer Geheimdienstchef. Auch im ostdeutschen CDU-Wahl- kampf empfiehlt Schmidbauer sich und seinen Kanzler als Garanten für einen energischen Kurs gegen Terrorismus und Organisierte Kriminalität. Gern und häufig demonstriert der CDU-Mann seine guten Beziehungen zu den Nachrichtendiensten in aller Welt. Nur wenn er über die Agenten des irani- schen Geheimdienstes Auskunft ertei- len soll, gibt sich der Politiker unge- wöhnlich spröde. Selbst unter Eid bestritt der Staatsmi- nister , ein Spezialdossier mit Hinweisen auf illegale Aktivitäten der Iraner erhal- ten zu haben. Er könne sich nicht erin- nern, daß ihm ein entsprechendes Pa- pier „auf den Tisch gekommen“ sei, er- klärte Schmidbauer m i Frühjahr vor dem Berliner Kammergericht, das den Mord an vier iranischen Oppositionellen im Berliner Lokal „Mykonos“ im Sep- tember 1992 aufidären soll. Die Bundes- anwaltschaft beschuldigt fünf Angeklag- te, das Attentat im Auftrag Teherans verübt zu haben. Statt Klartext lieferte Schmidbauer gewundene Erklärungen. Wenn ein sol- ches Papier existiere, hätte es bei ihm „durchlaufen müssen“. Er schließe also daraus, daß es den Bericht nicht gebe. Der Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung lag voll daneben, und er mußte es wissen: Die „Arbeitsgruppe Iran “ des Bundesamtes für Verfassungs- schutz (BfV) hat in einer internen Lage- analyse mit Damm vom 29. Juni 1993 die „Aktivitäten der iranischen Nach- richtendienstc in Deutschland minutiös aufgeschrieben. Die Verfassungsschützer schildern auf 13 Seiten detailliert, wie Teheran seine Botschaft zur Terrorzentrale ausgebaut hat. Aus der Vertretung heraus kontrol- lieren die Iraner die rund 100 000 in Deutschland lebenden Landsleute. drangsalieren mißliebige Oppositionelle und versuchen, hierzulande. Technolo- Gehelmdlenstchef Fallahlan, Iranische Botschaft In Bonn: In terrorlstlsche Aktivitäten verwickelt? 18 DER SPIEGEL 4111994 AA000222