SCHWERE VORWÜflE Nach Darstellung von ExPräeldent Bardsadr werden polltieche Morde im Iran folgender- maßen geplant: S )ER RAT für Sonderaufgaben, der direkt Chameneis Büro unterstellt ist, bestimmt die Todeskandidaten. • EIN KOMITEE Im Teheraner Firouzeh-Palast arbeitet den Mordpian aus. • DER FERTIGE PLAN wird Rafsandschanl und Chamenel zur Unterschrift vorgelegt. Banlsadr Wir geben die einzige ira- nische Exil-Zeitung „Islamische Revo- lution“ heraus, die seit 1981 ohne Un- terbrechung erscheint. Unsere Berichte konnte der Iran bisher nie widerlegen. Nehmen wir den Tod Chonteinis. Obwohl der erst einen Tag später im Iran bekanntgegeben wurde, haben wir ihn sofort vermeidet. Focus: Die iranische Regierung be- hauptet 1 sie habe nichts mit den Mor- den im Berliner »Mykonos “-Lokal zu tun. Wie lautet Ihre Version? Banisadr: Im Islam gibt es eigentlich keine Todesstrafe, denn im Koran steht Es ist besser, wenn man vergibt. Um aber festzustellen, ob eine Todes- träfe doch gerechtfertigt ist oder nicht, ntß das Oberhaupt der jeweiligen Re- gierung oder das religiöse Oberhaupt urteilen. Jeder Muslim - egal, ob San- nit oder Schiit - darf nur handeln, wenn die Erlaubnis des Oberhaupts... FOCUS: .. . des religiösen Oberhaupts? BanIsadr. . . ja des religiösen vorliegt. Sonst handelt es sich um einen Mord. Es ist also unmöglich, daß ein politi- sches Attentat ohne eine Fatwa von oben geschieht. FOCUS: Ist das heute auch noch so? Bantsadr: Nachdem die iranische Führung gesehen hat, daß unter den Mullahs große Rivalität herrscht und es zu politischen Morden untereinander kommen könnte, hat man versucht, das Verfahren zu organisieren. FOCUS: Wie das? Ganisadr: In einem Rat für Sonderauf- gaben. Er untersteht direkt Chameneis Büro. Dieser Rat beschließt, wer Todes- kandidat wird. Er gibt die Vorschläge weiter an ein Komitee, das im Firouzeh- Palast (in Ibheran) tagt und den Mord- plan ausarbeitet. Der Plan wird sowohl Rat sandscharü als auch Chamenei vorgelegt. Beide müssen unterschrei- ben, damit es zur Ausführung kommt. F 0CUS: Wer sitzt im Komitee im FI- rouzeh-Palast? Banlsadr: Ein General der Pasdaran (Revolutionswächter) mit dem Namen Solgadre, ein Vertreter der Vavak (Ge- heimdienst), je ein Vertreter Chame- neis und Rafsandschanis. FOCUS: Das heißt, die ganze Staats- spitze weiß von den Terrorakten? Banlsadr: Nicht nur, daß sie davon wissen. Ohne ihre Befehle würde über- haupt nichts geschehen. Chomeini hat damals an Chamenei geschrieben, der religiöse Führer stehe über dem Grundgesetz. Die Beziehung der Menschen zum religiösen Führer ist von tiefer Ergebenheit geprägt. Wenn also einer dieser Leute einen An- schlag verübt ohne Erlaubnis des Reh- gionsführers, ist die Strafe für diese Un- gehorsamkeit die Verdammnis. Focus: Bei 33 ermordeten Iranern im Ausland soll das Regime in Teheran seine Finger im Spiel gehabt haben, behauptet das Bundeskriminalamt. Ist diese Zahl realistisch? Banlsadr: Wir gehen von mindestens 60 Fällen aus. Damit Herr Kinkel weiß, daß wir viel mehr Infonnationen über diese Morde im Ausland besitzen, nen- ne ich Personen, die straf frei nach Per- sien zurückgeschickt wurden. Einer von ihnen heißt Puladi und ist ein Bombenattentäter. Er ist zu zwölf Jahren Gefängnisstrafe in England verurteilt worden. Nach zwei Jahren kam er aus Gründen der politischen und wirtschaft- lichen Zusammenarbeit wieder frei. Er wurde in dieser Legislaturperiode als ira- nischer Abgeordneter gewählt. Oder Anis Nagasch. Er hat darnalsver- sucht, Ins 1-laus von Bachtiar einzudrin- gen. Ein Polizist wurde ermordet. Na- gasch wurde zu lebenslänglicher Haft in Paris verurteilt. Aufgrund der gemeinsa- man Geschäfte zwischen Iran und Frank- reich hatte Pre mierminister Mitterrand zugesagt, ihn zu begnadigen. Und er ist jetzt eine wichtige Person für außenwlrt- schaftliche Beziehungen im Iran. Wir fragen Herrn Kinkel: Ist Ihnen bekannt, ob einer dieser Auslandsmor- IN TEHERAN 1980: Abol-Hassan Banisadr küßt Imam Chomeini unterwürfig die Hand de von den iranischen Justizbehörden im Iran verfolgt wurde? Die sind abso- lut nicht verfolgt worden. FOCIJS: Wie erklären Sie es sich, daß Geheimdienstkoordinator Bernd Scbmidbauer den Iran verteidigt? Banisadr Wenn er sagen würde, ja, diese Leute stecken hinter dem Tenor, wie könnte er dann überhaupt noch in den Iran reisen? Focus: Wie sollte mit der iranischen Regierung verfahre» werden? Banlsadr Ihre deutsche Regierung be- hauptet, es gebe zwei politische Wege: zum einen der kritische Dialog, der an- dere ist die amerikanische Sanktionspo- litik. Wir schlagen einen dritten Weg vor: Beziehungen zum Iran, aber transparent müssen sie sein und nicht geheim. h‘ AA0002 I I 205 AU FALLAHIAN Gegen den Geheimdienst- minister wurde bereits ein Haftbefehl erlassen 1 SAID ALl CHAMENEI Das religiöse Oberhaupt des irans soll über dem Gesetz stehen HASCHEM I RATSANOSCHANI Der Staatspräsident galt bislang Im Westen als ge- mäßigter Führer 35/1996 Fn ös: P RcbtVsygmaßoctn-k4agazln, Ccntnst Pveii, Gamma (2), AP, ac t io n p,en. Føcus.Magain
AUSLAND TERÄÖRAIJSRILDUNC IM IRAN Laut CiAwerden hi flCampeTerreStenfür Auslandsattentate ausgebildet, darunter o IMAM-AL I-CAMP für zwei saudische Terrorgruppen • NAHAVAND-CAMP für Kämpfer der Hisboltah • FALEH-GANI-HU$SEINI-CAMP für türki- sche Extremisten o AØJEK-CAMP: Ausbildungslager für Mordanschläge und Nahkampftechnik FOCUS: Sie werfen Deutschland Ge- heimdiplomatie vor? Banleadr Das ist richtig. In Persien wurde damals gewitzelt, daß Außenmi- nister Genscher in Wirklichkeit persi- scher Außenntister sei. Wenn ich sage: eine offene Politik, muß auch Herr Kinkel der iranischen Regie- rung offen sagen, ihr seid Terroristen. Wir werden unsere Gesetze gegen euren lbr- rorismus bis zuletzt anwenden. Und bitte gebt diesen Terroristen keine Kredite. Die iranische Regierung sagt of- fen 1 daß sie 43 Milliarden Dollar Schulden hat. Wer hat diese Kredite eingeräumt? Europa. Ist das eine Methode, um gegen den Terrorismus vorzugehen? Ist das ein kritischer Dialog mit solchen Ländern? FOU lS: Oppositionelle behaupten, daß man Herrn Kinkel sogar Ajatollah Kinkel nennt. Banlsadr (lacht): Das könnte man ei- gentlich sagen. Weil die Ajatollahs auch ungläubig sind. Man könnte ihn eigentlich mit denen vergleichen. FoaPs: Die Amerikaner vertrauen auf Sanktionen, um den Terror zu be- enden. Ist das der richtige Weg? Banisadr: Das ist eine dumme Art, um gegen den Terrorismus vorzugehen. 206 Die USA haben den lbrmrismus zum Haupt-Wahlkampfthema gemacht. Das heißt, daß die westlichen Länder diesen Terrorismus eigentlich nötiger haben als die Staaten des Nahen Ostens. Focus: Die CIA behauptet, im Iran gebe es elf Trainingscamps für Terrori- sten, für Hisbollah- und Hamas-Kän p- fer. Existieren diese wirklich? Banbadr Mit Sicherheit gibt es solche. Focus: Wissen Sie etwas darüber2 BanlsvS: Als damals die Sepab-Pas- daran (Armee tier Revolutiorsswächter) gegründet wurde, gab es eine Abtei- lung für t s r Ausland operiorende Grup- pen, die für die Befreiung ihrer Länder kämpften. Ich habe nich gegen diese Abteilung eingesetzt. Diese Abteilung hat sich sehr fortentwickeit. Eine ihrer Aufgaben besteht in der Ausbildung von Kämpfern 1 . Iran u d Libanon. Focus: Die CIA behauptet, der Iran besitze schon jent biologische und chemische Waffen Banlsadr: Seit vier Jahren berichten wir in unserer Zeitung, daß dies. Waf- fen existieren. FoUls: Wie steht es um Atoxnwaffen? Elanlswir: Daß sich die Regierung um Atrnwaffen bemüht, ist richtig. Daß sie schon welche besitzt, ist nach unse- wu IWormationen auszuschließen. tocus: Der Westen hofft immer noch auf dis gemäßigten Kräfte des Regimes? nnisadr (lacht): Das ist ja der jammer, daß die westlichen Länder diese Unter- scheidung machen zwischen linker, li- beraler und gemäßigter Gruppe. An der Spitze der Gemäßigten, behauptet der Westen, stehe Rafsandschani. Mit diesen 43 Milliarden Kredit für den Iran hat der Westen gehofft, daß die Gemäßigten an der Macht bleiben. Das Ergebnis: Die UI- trarechten haben die letzten Parlaments- wahlen gewonnen, und der Westen fragt sich: „Was machen wir jetzt? “ U Woiyiwvi ESERHARDT Foto; P. RobSygma/ocus.Maqa n Note$jj J, I6ASEDO mronuc n*utaSet 1 .ivni -___- . J & in 03044 ais. Franz-Mshrfrig.SInße 12 10245 øa BSagew SiraM 112 75104 IsSfCnl NaMn . S(dbig ttAm1baS1 1*144 Nsstak Ihrvltdorfstaßs 16 fl041 IL _ L.., , , .UltS utgflaM 71 2554fl1sp Ruginbatg 277 (Mng 3) 23552 LS MWtiSOde 5* 24107.s L5tS besg5 2*195 k.L &eitmweg 53 3044 1 Ilaoa«. Delgaiud . 17 32425 StI ltsallse 93 jnnr s DetsnSarSDaM 74 33609 1 KsolbwmbS 39 35316 GlSa4% WMgert 18 38122 &SJh Rsm Sfrde 236 31110 rqdS . Gvde DkadeSr St1fl 10 t t4 kat t96,.•. 3k.: 4 06 Na1Ø *1* S w,m t 1dö 42451 5e, køfrwStst 41 44575 Cflup ob«s I 3 5 44143D .d4Vont-Twin-Sbdtt jn •:; 46234 Peap, Esse« StaM 5 54931 ES Lwcenbwger Still -r 57373 kse*n . AdSl4Cdiny-SsnM 12 S2477t stS 4 GiMmbe . 3 sanons. wa .ssts a ssIuas Gaa./ceolewslgasse2 56070 NM RutIoV-DSesi-Sttsß.e 2* 54097 1, loSrSbt 192 594 4 a Am VraIshcI 5 60432 h tP-‘ Westabad a47 sna PWigstwSds 24 64313 aS , Oflo-R&mi.5t,aM 47 6*121 M a I S MuMze*ak 155 70140 i t knmeihcSsbiße 19-21 77494 1 a Kespb*rde 150 Vfl3ÄSSSLMSW 4*‘ 7040 ‘ bSnM22 u SSs 15 19WW 1M34 w 93051 tMhst tcmkiE4iikca ‚9099 b I s s e, Underb.dwWsg 30 1-4009 1c r:zp , 113. rsst.d‘kIoWSÜtssn A 4 OIOS Swnsda 50 Selbzrslndlg mochen oh £sistenzgitndn bdpc.Spnlolht %ontokt&in(o 0521 jY721 10. 1 TktI! Angebote: !ist. dc i i __________ - - IN VERSAILLES: Ex-Präsident Banisadr und FOCUS-Redakteur Wolfram Eberhardt