ll1fl NLfl , ;I 1 DAS DEUTSCHE NACHRlCHTEN MAGAZlN Hausmitteilung Betr.: Rechtschreibung, Iran Z ur „zivilen Sabotage“ gegen die Rechtschreibreform fordert der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger auf der Seite 266 dieses Hefts auf, und er hoffi, „daß der SPIEGEL dabei mit gutem Beispiel vor- angeht“. Enzensberger gehört zu den deutschen Dichtern, die seit der ver- gangenen Woche vehement gegen das seltsame Reformwerk rebellieren — und von denen etliche auch im Titelkomplex dieser Ausgabe (Seiten 262 bis 281) wieder zu Wort kommen. Bei diesem Thema versteht er keinerlei Spaß: Der junge Enzensberger setzte sich einst in einem Essay mit der „Sprache des SPIEGEL “ auseinander (SPIEGEL 10/1957) und ließ kein gutes Haar daran, und nun drischt er auf die „Sesselfurzer“ ein — denn „nur Zwangsneurotiker können wegen solcher Bagatellen jahr- zehntelang Steuergelder in Ausschüssen und Kommissionen verdauen“. 1 Zwar müssen sich, strenggenommen, lediglich die Schulen nach dieser P Rechtschreibreform richten sowie die Verfasser amtlicher Schriftstücke. Bürger oder etwa die Buchverlage haben weiterhin freie Hand. Dennoch ist zu befihvhten, daß sich das entbehrliche Regeiwerk im Laufe der Zeit weiträumig ausbreitet. Für den SP1EGEL ist allerdings klar — und nicht erst seit dem Boykott- aufruf Enzensbergers: Er wird die Reform ignorieren, es bleibt beim ge- wohnten Deutsch. • 1 ngewöhnlieh lange mußte sich der iranische Botschafter in Bonn um U ein Treffen des SPIEGEL mit dem Staatspräsidenten Rafsandschani bemühen: Das Blatt, das sich mit kritischen Einschätzungen des Mullah- Regimes nicht zurückhält, hat in Teheran wenig Für- sprache. Letzte Woche ha- fen sich die SPIEGEL-Re . dakteure Stefan Aust, Dieter Bednarz und Georg Masco- lo dann doch mit Rafsan- dschani zum SPIEGEL-Ge- spräch über Staatsterroris- mus und die schwierigen Beziehungen trans mit dem Westen (Seite 174), und zu Rafsandschanl(r.. mit Dolmetscher), Redakteure Beginn sah es schon wieder nach Komplikationen aus. Mit drei Kameras hatte sich das iranische Fernsehen am Regierungssitz eingefunden, um den Dialog zwischen Staatschef und SPIEGEL zu filmen. Rafsandschani zeigte sich überrascht — und schickte die Fernsehleute kur- zerhand wieder weg. Daß bei altem fundamentalen Eifer noch etwas Humor geblieben ist, de- monstrierte trans weltliches Oberhaupt dann am Schluß des Gesprächs . Der SPIEGEL würde ja gern auch noch mit dem Informationsminister Ah Fallahian zusammentreffen, erklärte Stefan Aust — „wir haben auch keinen Haftbefehl dabei, und er muß nicht befürchten, daß wir ihn fest- nehmen“. Rafsandschani steckte die Anspielung auf seinen Geheim- dienst-Minister, dem die Verstrickung in diverse terroristische Aktionen vorgehalten wird und gegen den in der Tat ein deutscher Haftbefehl vor- liegt, lachend weg: Gegen eine Zusammenkunft habe er gar nichts, nur „Ich glaube, Herr Fallahian könnte Sie leichter festnehmen als Sie ihn.“ BREITLING 1884 Auf einer Armaturentafel werden bestimmte Infonnationen wie Höhe,. Geschwindigkeit und Zeit immer mit Zeigern angegeben. Denn ein Zeiger , der sich auf einer kreis- förmigen Skala bewegt, bleibt die übersicht- lichste Art der Darstellung wechselnder Daten in einem Arrnatureriumfeld von verwirrender Vielfalt. Die Digitalanzeige mit ihren alphanumeri- schen Zeichen erlaubt zusätzlich eine Messgenauigkeit auf die ‘/,»-Sekunde und erleichtert die Programmierung der Alarm- funktion. Beide in der Fliegerei bewährten Prinzipien sind in der ABROSFACE vereint. Als persönli- ches Instrument begleitet sie die Elitepio- ten der Demonstrationsstaffeln zahlreicher Länder. Verkauf über führende Juweliere Farbkatalog SP/96 und Information über die deutsche Generalvertretung Uhren ‘frautmann, Hans-Sachs-Str. 13, 76133 Karlsruhe, Fax. 0721 / 85 50 93 INSTRLJ M ENTS AEROSPACE FOR PROFESSIONALS
DEUTSCHLAND Freigelassene Gelsel Cordes (3. v. 14*: Hilfe vom freundlichen kleinen Mann ten liquidiert. Es gab Parallelen zum Mord an dem ehemaligen Chefpiloten der iranischen Regierung, Ali-Akbar Mo- hammadi, der schon im Januar desselben Jahres in Hamburg erschossen worden war. Der Killerspezialist sei unter der Le- gende eines Geschäftsmannes nach Ber- Im gereist, habe vor Ort die Lage ausge- kundschaftet. Er habe Fallahian wie bei solchen Anschlägen üblich eine Bestell- liste geschickt. Waffen, Fahrzeuge und was man sonst noch so braucht. Über eine sogenannte tote Station sei das Gerät an- geliefert worden. Zur Tarnung gehöre auch die Gründung von Firmen. Wie bei anderen Anschlägen seien dann Libanesen für sein Exekutionskom- mando angeworben worden, schlichte Killer. Die Namen der Opfer seien ihnen nicht bekannt gewesen. Der Komman- doffihrer habe sich sofort nach dem An- S schlag in Richtung Türkei abgesetzt. Zur Belohnung habe er eine Mercedes-Li- mousine erhalten. Vier Libanesen und ein Iraner blieben hängen. Sie wurden fest- genommen und stehen derzeit vor dem Berliner Kammergericht. An die Großen kommt man selten heran. Jedes Todesurteil, berichtete Zeuge C, werde schriftlich fixiert. Dat-über hinaus, man wollte ja nicht den Falschen treffen, werde noch ein Codewort vereinbart, das unmittelbar vor dem Anschlag vom Kom- mandoftihrer noch einmal nach Teheran gemeldet und von dort bestätigt werden müsse. Im Fall Mykonos, so Zeuge C, sei das Codewort „Fardschad Bozorg Alla- wi“ vereinbart worden. Diese Aussage des Zeugen C gegen- über Oeheimdienstlern deckt sich mit * Am 13. September 1988 in Damaskus, mit Kau ieramtsministerW&fgang Schäuble (2. v. 1.) und Sy riens Außenminister Famuk ei-Scharaa (4. v. ij. Erkenntnissen der Fahnder unmittelbar nach dem Anschlag. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte zur Zeit des At- tentats die iranische Botschaft in Bonn rund um die Uhr observiert. Bei der Überwachung des Funk- und Telefonver- kehrs fingen amtliche Lauscher einen seltsamen Spruch auf. „Bozorg Allawi“ lautete die Parole. Dies sei offenbar, so ein Geheimbericht der Kölner Ab- wehrspezialisten vom Oktober 1992, das Signal für die Hinrichtung gewesen. „Mehrfache Erkenntnisse“, so hatten die Verfassungsschützer damals ge- schlußfolgert, sprächen für eine „Steuerung“ des Anschlags aus der Bon- ner Residentur. Zeuge C behauptet, an der Aktion My- konos selbst nicht beteiligt gewesen zu sein. Gegenüber diskreten Gesprächs- partnern benennt er aber für sein Wissen ein halbes Dutzend Quellen. Es sind Leu- te, die zum Teil in der iranischen l-lierar- chie ganz oben sitzen, deren Namen er aber nur unter dem Siegel absoluter Ver- traulichkeit genannt habc. Denn längst J habe im Iran auch die Suche nach seinen mutmaßlichen Verbindungsleuten begon- nen. Für die Abläufe bei Mykonos, sagte er bei einem Gespräch, das irgendwo in Eu- ropa geführt wurde, habe er sich eher zu- fällig interessiert. ihm sei in Teheran auf- gefallen, daß dieser Anschlag, anders als international üblich, juristische Konse- quenzen gehabt habe. Normalerweise werde bei Terrorakten abgewiegelt. Er sei kein intimer Kenner deutscher Verhältnisse, wisse aber, daß der irani- sche Geheimdienst Vevak fest in die Ge- neralkonsulate auf dem Territorium der Bundesrepublik eingebunden sei. „Es ist davon auszugehen“, erklärte auch schon das Bundeskriminalamt in ei- nem 17 Seiten starken Dossier, „daß kei- ne Operationen ohne die Abstimmung und Mitwirkung des iranischen Außen- ministeriums und der Botschaften und Konsulate vor Ort durchgeführt werden Es handelt sich um Organisierte Kri- minalität höchster Ausprägung.“ Hinter all diesen „Straftaten steht ein souveräner Staat mit der Gesamtheit seiner logisti- schen Möglichkeiten“. Die iranische Botschaft weist derartige Vorwürfe heftig zurück. „Was ist das für eine Geheimakte“, fragte Botschaftsrat Ahmad Faul Hosseini kürzlich, die sich zwar im Besitz des SPIEGEL befinde, „von deren Inhalt jedoch kein offizieller deutscher Gesprächspartner Kenntnis hat?“ Und: Die Diplomaten seien „nicht so naiv, an dem Ast zu sägen, auf dem sie sitzen“. Kritische Analysen haben bislang am Bonner Schmusekurs gegenüber Teheran wenig ändern können. Jetzt wird der Wind rauher, auch wenn eher unwahr- scheinlich ist, daß der Fall zu juristischen Konsequenzen gegenüber der Teheraner Staatsspitze flihrt. Denn jeder fremden Zeuge Banlsadr Einiges durcheinandergeraten“ 28 DER SPiEGE l. 42/1996 AA000290
Justiz sind durch das Völkerrecht, das den Staatsoberen Immunität gewährt, die Hände gebunden. In Paragraph 20 des Gerichtsverfas- sungsgesctzes heißt es: „Die deutsche Gerichtsbarkeit erstreckt sich auch nicht auf Repräsentanten anderer Staaten.“ Der weitgefaßte Begriff „Repräsentanten“ meint, wie die Rechtsiehre erläutert, „Staatsoberhäupter und Regierungsniit- glieder “ — vermutlich aber auch den Oberhirten einer Staatsreligion wie Ah Chamenei, der sich die Macht mit dem weltlichen Bruder teilt. So kann sich Staatsterrorismus jedwe- der Art bequem einrichten. Weil er aller- orten diplomatisch und diskret behandelt wird, finden sich auf der ganzen Welt auch kaum Präjudizien. Amerika born- bardiert den libyschen Diktator Muam- mar el-Gaddafi, läßt ihn aber nicht mit internationalem Haftbefehl suchen. Im Zweifel geht Macht vor Moral, jedenfalls auf dem internationalen Parkett. __ Das Urteil über den Zeugen C hinge- gen soll schon gesprochen worden sein. Der islamische Politiker . der kurzzeitig mal inhaftiert war, ist nach seinen Anga- ben vom Komitee in Teheran auf einer Sitzung im Februar zum Tode verurteilt worden. „Die Sache mit dem Lastwagen ist beschlossen worden“, habe ihn ein Kenner der Verhältnisse gewarnt. Über- setzt heißt das: Zeuge C sollte noch im Iran bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen — daraufhin flüchtete er über Pa- kistan nach Deutschland. Ausgestattet mit einem Paß der Uno, ging er zunächst ins benachbarte Belgien. Derzeit wech- selt er ständig seinen Wohnort. In Europa ist er in den Dschungel- kampf der Exilpolitiker geraten. Von Pa- ris aus hat ihn Banisadr in seinem Ver- steck aufgestöbert und das angebliche Wissen des Zeugen C publik gemacht. Dabei sei Banisadr etliches durchein- andergeraten, klagt Zeuge C. Die Be- hauptung, daß er bei der Rekonstruktion des Mykonos-Anschlags Quellen im in- nischen Nachrichtendienst Vevak gehabt habe, sei falsch. Anders als kolportiert werde, gehöre er auch nicht dem irani- schen Sicherheitsapparat an. Der Zeuge C ist mit seinem Auftritt in Berlin wieder auf die Bühne der Weltpo- litik zurückgekehrt. Ohne Banisadrs In- tervention, klagte er vor Geheimdienst- lern, hätte er noch eine Chance gehabt, dem Zorn der Mullahs zu entgehen. Die Herrscher in Teheran . die seine Identität seit kurzem kennen, würden das Todesur- teil vom Februar nun in der ganzen Welt vollstrecken wollen. Westliche Regierun- gen fürchten neue Anschläge. Die Fran- zosen lehnten es bereits ab, dem Zeugen C Asyl zu gewähren. Jetzt ist der Zeuge C ins Zeugen- schulzprogramm des BKA aufgenom- men - lebenslang. Aber das kann kurz sein. 0 Machen Sie aus 10.000 DM in 12 Jahren mehr als 20.000 DM Haben Sie bereits einen größeren Geldbetrag, den Sie rentabel und sicher anlegen wollen. z. B. für Ihre Altersversorgung? Dann hat die EUROPA genau die richtige Lösung: Das heißt für Sie: •Hohe Rendite • Steuerfreie ZIns- und Vermögenserträge • Versicherungs- schutz von Anfang an Sie zahlen Ihr verfügbares Wrrnögen — z.B. DM 10.000 oder mehr — in ein verzinsliches Depot ein. Daraus wird In mindestens fünf Jahren eine rendite- starke Kapitalversicherung finanziert. «Den BelepiSen liegt unsere ÜberechuSbeteIi gung für St GncMft*Iahr 1995 wgrunde. 51 . kann nisti fiir d4e gesamte Verelcherungedaue ‘ garantiert werden Wie Sie Ihr Kapital verdoppeln können, erfahren Sie bei uns schnell und direkt. Denn wir bieten Di- rektabschluß ohne Außendienst seit über 10 Jahren. Das zahlt sich für Sie in Preis und Leistung aus. telefonisch — schriftlich — persönlich Mo.-Fr. 8-19k, Sa.9-13k 0221/5737-200 Fax 02 21/5737-233 T-ünline: ‘ EUVER # oder Internet: http: llwww koein-service dc / Europa / I ch mochte mein ___________ — ikTTüt rdo i 7 eTn und bitte um 11w unverbIndliches ! Skbe DaOs, .J 13D642 Angebot für eIne Depotelniage Nwne veflf_ JDM. _____________ laforndsran St. teich auc h über Ihffin prolswsflsn Vorelcherungsacivutz zu ‘: _____________________________ n U Itear eder& i i i . 0 t._ i i S odt N t ms4wsa. e4 fl *rCSSeJnSC LJ hsualc. n etwiSiet*e LJ P12 Wttesa Den? SSkdig 0 ÖIWdtk* n Ws lchn 4auva od. OS. Mntbe*r 1r -tnfl*Ms et Ast DU 1 ] JSOØWei 1 bh&et*be lfl G Das du Pflers tMnnIasgSka½teS geCtenlt t Du t . m t II l o te DIm DIH 0 1 _ D1 DI!RfflW CPPAL ____________________ ERUNGS-PARNER UROPA ebens- , slcherung AG, 50595 Köln Capital 7/96 4— ,--.. Sehr gut Prämiendepot mit kapitalbildender Versicherung Noch günstiger bei höherer DepoteInI . z.B. werden aus 100.000.—DM nach 12 Jahren 219.030,- DM DER SPIEGEL 42/1996 29