9/ Fre Aug 23 14:02 Seite 1 Titel Quelle Nummer Zeit Mykonos/Bani-Sadr APplr AP-092 Fre Aug 23 13 340 APD8184 Neue Enthüllungen von Bani—Sadr im Mykonos—Prozeß Utl: Will Mordopf er vorab gewarnt haben - Kompetenzgerangel zwischen Geheimdienst und Revolutionsgarden in Teheran = Berlin (AP) Mit neuen Enthüllungen über die angeblich von Teheran gesteuerten Mordanschläge auf Oppositionelle hat der iranische Expräsident Abolhassan Bani—Sadr am Freitag seine Zeugenaussage im Berliner Mykonos-Prozeß fortgesetzt. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe teilte mit, sie prüfe die Möglichkeiten eines Ermittlungsverfahrens gegen die iranische Führung. Der 63jährige Bani-Sadr sagte unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen vor dem Kammergericht aus, er habe schon etwa zwei Monate vor dem Anschlag, bei dem 1992 im Berliner Lokal “Mykonos“ vier Menschen starben, von dem Terrorplan erfahren. Er habe versucht, die iranisch—kurdischen Opfer zu warnen, darunter den Generalsekretär der in Iran verbotenen Demokratischen Kurdischen Partei (PDKI), Sadegh Charafkandi. Er habe zwei verschiedene Wege eingeschlagen, um Charafkandi die Warnung zukommen zu lassen. Wegen des Anschlags müssen sich vor Gericht ein Iraner und vier Libanesen verantworten. Der im französischen Exil lebende Bani-Sadr hatte bei seinem ersten Auftritt als Zeuge am Donnerstag erstmals öffentlich den Namen des Führers des Killerkommandos preisgegeben. Er sagte, es handele sich um einen gewissen Mohainmad Rachman Scharif Banihaschemi, der heute in der Abteilung Information und Sicherheit des iranischen Inneniuinisteriums sitze. Außerdem legte er Details der Kommandokette für solche Anschläge offen. Das grüne Licht dafür müsse stets vom religiösen Führer Ah Chamenei und Staatspräsident Haschenii Rafsandschani gegeben werden. Zwtl: Kommando wahrscheinlich als Geschäftsleute eingereist Bei seiner Aussage am Donnerstag fügte Bani—Sadr hinzu, zwischen AA000548
Fre Aug 23 14:02 Seite 2 dem iranischen Geheimdienst und der Revolutionsgarde gebe es Kompetenzrangeleien. Der Anschlag auf das “Mykonos“ sei der erste Terrorakt gewesen, der in der obersten Verantwortung des Geheimdienst Bawak gelegen habe. Bei der Ausführung habe aber auch ein Brigadegeneral der Revolutionsgarden mitgewirkt. Das eingesetzte Mordteam und seine Tinterstützer seien wahrscheinlich als Geschäftsleute einer iranischen Tarnfirma namens Samsam aus Iran nach Deutschland geschleust worden. Samsain gilt als Firma des Geheimdienstes. Gegen den iranischen Geheimdienstininister Ah Fahlahian hatte der Bundesgerichtshof im März Haftbefehl erlassen. Dies führte 2U erheblichen Spannungen zwischen Bonn und Teheran. Der Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, Rolf Hannich, teilte mit, nach den Aussagen von Bani—Sadr werde untersucht, ob tatsächliche Anhaltspunkte vorlägen, um ein Ermittlungsverfahren gegen die iranische Führung einzuleiten. Es müsse zunächst auch geklärt werden, ob solche Ermittlungen völkerrechtlich und verfassungsrechtlich überhaupt möglich seien. Laut Bani-Sadr hat das Regime in Teheran mindestens 60 Terroranschläge in Auftrag gegeben. Der Politiker war der erste Staatspräsident Irans nach der Revolution gegen den Schah. Er wurde von Revolutionsführer Chomeini 1981 aus dem Amt gedrängt und unterhält nach eigenen Angaben noch zahlreiche Kontakte zu seiner alten Heimat. Ende AP/tt/rm/f 231255 aug 96