Aadel Collection
Germany/Mykonos
_% —.- dt L- Die Aug 20 14:00 Seite 1 6 Titel QU 1le Nummer Zeit DEUTSCHLAND/MYKONOS (VORSCHAU REUp1r rtz293 Die Aug 20 13 284 vvvvb 960820K00723 Spannung vor Aussage Banisadrs im Mykonos—Prozeß= — von Kerstin Rebien — Berlin (Reuter) - Angeklagte hinter Panzerglasscheiben, von Personenschützern bewachte Richter und Anwälte, penible Sicherheitskontrollen für Zuschauer und ein eigens errichtetes Stahinetz. Diese Bilder prägten bislang den Mykonos-Prozeß im Kammergericht in Berlin-Moabit. Für den ehemaligen iranischen Präsidenten Abdolihassan Banisadr, der am Donnerstag der als Zeuge aussagen soll, werden die Sicherheitsmaßnahmen noch weiter verschärft. Banisadr, der brisante Enthüllungen im Prozeß um die Ermordung von vier kurdisch-iranischen Politikern angekündigt hat, sieht zwei iranische Mordkonimandos auf seiner Spur. In dem seit Oktober 1993 laufenden Verfahren müssen sich ein Iraner und vier Libanesen verantworten. Die Bundesanwaitschaft wirft ihnen vor, im September 1992 im Auftrag des iranischen Geheimdienstes im Restaurant Mykonos die vier Oppositionspolitiker erschossen zu haben. Der Hauptangeklagte Kazem Darabi sei dabei von den vier Libanesen unterstützt worden. Der Prozeß hatte von Anfang an seine besondere Brisanz durch die politische Dimension. Nach einem Besuch des iranischen Geheimdienstministers Ah Fallahijan in Bonn im Oktober 1993 war Staatsminister Bernd Schmidbauer vom Kanzleramt mit dem Vorwurf konfrontiert, er halte Informationen über den Anschlag zurück. Dies hatte Schmidbauer energisch bestritten, aber gleichzeitig zur angeblichen Vestrickung Irans erklärt, wer die Details kenne, komme zu ganz anderen Ergebnissen. Im März dieses Jahres erließ der Bundesgerichtshof Haftbefehl gegen Fahlahijan wegen der Mykonos—Morde. Die Folge war eine schwere Belastung der deutsch—iranischen Beziehungen. Als sich das Verfahren, das zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses in Berlin geführt hatte, Anfang Juli dem Ende näherte, überraschte Iran die AA000550
1 Die Aug 20 14:00 Seite 2 Prozeßbeteiligten. Die iranische Führung stimmte einer Zeugenvernehmung in der deutschen Botschaft in Teheran zu. Von den ursprünglich genannten zwei Zeugen sagte aber nur einer aus. Nach Angaben eines der Verteidiger entlastete dieser Zeuge Darabi. Vertreter des Gerichts, der Bundesanwaitschaft und der Nebenklage waren aus Sicherheitsgründen nicht nach Teheran gereist. Zu einer weiteren Verzögerung kam es, nachdem Bundesanwaitschaft und Nebenkläger kürzlich beantragten, Banisadr als Zeugen zu laden. Die Ladung Banisadrs geht auf eine Vernehmung durch die Bundesanwaltschaft im Juni zurück. Dabei soll der im Pariser Exil lebende Banisadr den deutschen Ermittlern erklärt haben, der iranische Präsident Ah Akbar Rafsandschani habe den Mordauftrag persönlich gebilligt und bei dem Anführer der Attentäter handele es sich um einen Vertrauten Fallahijans. ler/kps REUTER 201349 aug 96