Aadel Collection

Anklageschrift, Der Generalbundesanwaltschaft Beim Bundesgerichtshof [Indictment, The Attorney General of the Federal Court]

          
          ‚TTiTT T
          - 2 BJ 49/92 - 8 - K r1 ruho den 17 M t 1993
          — StE 2/93 —
          HAFT
          Eilt sehr
          • DER GENERALBUNDESANWALT
          BEIM BUNDESGERICHTSHOF
          ANKLAGESCHRIFT
          1. Den am 5. November 1967 inAdeissi/LibanOfl gebore
          nen, zuletzt in 1000 Berlin, Karl—Marx—Stra e 62,
          polizeilich gemeldeten, verheirateten, berufs— und
          arbeitslosefl libanesischen staatsangehörigen
          Youssef Mohamad El-Sayed A m i n
          in dieser Sache in untersuchungShaft sei . dem
          05. Oktober 1992 aufgrund HaftbefehlS des Ermitt-
          lungsrichters des un esgerichtShOfeS vom selben
          Tage — 1 BGs 245/92 — zunächst in der JVA Berlin—
          Moabit, seit dem 12. Oktober 1992 in der JVA Köln,
          HaftprüfungStermifl gem& 3 §S 121, 122 StPO:
          21. ‚Juli 1993,
          Verteidiger :
          Rechtsanwalt Dr. Lothar BungartZ,
          Konrad-Adenauer—Ufer 101, 5000 Köln 1
          (Vollmacht HSA Bi. 71);
          
          AA000006
          
        
          
          —2—
          2. den am 10.2.1970 in Chihine/Libaflofl geboreflen. zU
          letzt in 1000 Berlin, Martifl_OPitZ—Stra 5, wohn-
          haft gewesenen. ledigen, berufs- und arbeitSlosen
          libaneSiSChen tsangehÖrigen
          Mohamad Atris
          in dieser Sache in in der
          JVA Berlifl_PlötZe ee seit dem 8. Oktober 1992
          aufgrund Haftbefehls des jttlungSriChte des
          fl 5gerichtSh0fes vom 6. oktober 1992 (1 BGs
          250/92) und von 27. JanUar 1993 (1 BGs 57/93)
          f prüfungste min gem& 3 §S 121, 122 StPO:
          21. Juli 1993
          verteidigeL .
          Rechtsanwalt 010 Salm,
          BundeSPlatZ 3, 1000 Berlin 31
          (Vollmacht HSA Bi. 272.7)
          3. den 1966 in Qrgha!flIfloUd/Li h1O geborenefl zuletzt
          in iooo Berlin 44, TeupitZerStra 39, wohnhaft
          gewesenen . verheirateten, beruf s- und arbeitSloSen
          libaneSiSChen
          —
          )
          :
          1
          Atallah A y & d
          n
          
        
          
          r ;:.
          ) ‚1
          • .- .
          
          in dieser Sache in in der JVA
          stuttgart seit dem 10. DezeIt‘ber 1992 auf grun.d
          Haftbefehls des des undeSge
          richtShOfes vom selben Tage — 1 BGS 372/92 —•
          gem& § 121., 122 StPO
          io. Juni 1993.
          VerteidiQe -L
          RechtSaflwält Andrea W rdinger,
          Kottbusser Damm 8. 1000 Berlin 61
          (Vollmacht HSA Bi. 110. jordnUng HSA Bl. 117);
          4. den am 22. I ‘ 1&rZ 1959 in KazerOUflhh1 gebOreflen.
          zuletzt in 1000 Berlin, wilhelmStra 38. wohnhaft
          fl) gewesenen. verheirateten iranischen I aUfmaflfl
          Kazem Darabt
          in dieser Sache in in der JVA..
          Berlifl_M0a t seit dem 9. Oktober 1992 aufgrund... ‚1
          Haftbefehle des jttlung s chters des undesge
          richtShOf55 vom selben Tage — 1 BGS 258/92 ‘
          f prüfUngSt5rm gem& §S 121. 122 StPO
          21. Juli 1993.
          v
          . . . . ‚.•
          
        
          
          -4-
          Verte idi er
          1. RechtSaflw<ifl Gisela Kihn _Meschkat ,
          EbersStra e 83, 1000 Berlin 62
          (Vollmacht HSA Bi. 76),
          2. Rechtsanwalt Detlef I olloge,
          FasafleflStra 72, 1000 Berlin 15
          (Vollmacht HSA Bi. 79);
          5. den 1967 in Khyam/Libaflbn geboreneni zuletzt in
          Berlin ohne festen WohnSitz geweseneni berufs- und
          arbeitSl0Se ‘1 libaneSischen
          Äbbas Hussein R h a y e 1, alias Imad Äinmash,
          alias Rhageb oder Ragih.
          in dieser Sache in seit dem
          5. Oktober 1992 aufgrund Haftbefehle des Ermitt
          ngsrichter5 des fl 5 5geriCht5h0f5 5 vom selben
          Tage - 1 BGs 245/92 —‚ zun ChSt in der JV Ber—
          lin—Moabit. seit dem 17. Noven‘ber 1992 in der JVA
          Fr flkenthal ,
          f prüfUflgSterm gem § 121, 122 StPO
          21. Juli 1993.
          Rechtsanwalt Herbert HedriCh,
          QranienetraP e 24, 1000 Berlin 36
          (Beiordfluflg HSA Bl. 96)
          
        
          
          — 5 —
          klage ich an,
          1. Amin, Darabi und Rhayel
          am 17. September 1992 in Berlin
          gemeinschaftlich durch dieselbe Handlung
          heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen vier
          Menschen getötet und einen Menschen zu töten ver-
          sucht zu haben;
          II. Atris und Ayad
          im September 1992 in Berlin und an anderen Orten
          der Bundesrepublik Deutschland
          anderen vorsätzlich zu deren vorsätzlich began-
          gener rechtswidriger Tat — nämlich einem gemein-
          schaftlich begangenen Mord in vier Fällen und ei-
          nem gemeinschaftlich begangenen versuchten Mord in
          einem Fall — Hilfe geleistet zu haben.
          Vom 15. bis 17. September 1992 tagte in Berlin die
          “Sozialistische Internationale“. Teilnehmer dieser
          Konferenz waren u.a. der Generalsekretär der
          “Demokratischen Partei Kurdistafl-Irafl“ (DPK-I),
          Dr. Sadegh Charafkandi, der Europavertreter dieser
          
        
          
          :‘
          - .. .•.
          —6—
          Partei, Fattah Abdoli, sowie ihr DeutsChlafldve
          treter, Homayoufl Ardalan. Die DPK-I ist die be-
          deutsamste politische Organisation der in Iran le-
          benden Kurden. Ihr Ziel ist es, eine demokratisch
          sozialistische Gesellschaft ZU errichten, in der
          dem kurdischen Volk Autonomie gew&hrt wird. Zur
          reichUflg dieses Zieles greift sie in Iran auch
          zum Mittel des j rgrundkamPfe5.
          ienNach iChtemdjem5 te s 2VEVAK _Ufld ngehö- 7
          rislamische01ut en_
          ____________
          . zu_einem nicht_ben ten_ jtPunktj sommer,
          FÜh
          er
          iquidierefl.
          In rfüllUflg dieses uftrageS nahm D 5 X6 i‘Kont t
          zu den beiden ihm seit langem persönliCh bekaflfl
          ten hemaligefl HizballahK P Aittifl und Rhayel
          sowie zu Atallah Ayad auf, einem im libaneSischen
          ßürgerkrieg erfahrenen maligefl Äxnal_MiliZi0 1
          um gemeinsam mit diesen die Tat vorzubereiten.
          Nachdem die r geschUldi t auf bisher ungekl&rte
          Weise KenntniS von den Pl&nen der p I_De1egati0n
          für die Zeit ihres Berlin_Aufenthalts erhalten
          hatten, arbeitete Ayad einen Tatplafl aus, der
          neben seiner eigenen Teilnahme an der Tat auch
          die Beteiligung Mtifls und RhftYelB sowie des Arige—
          5 chuldigtefl Mohamad Atris- letzterer als Fahrer
          des uchtWageflS — vorsah. Entgegen dieser planung
          nahmen an der unmittelbaren ausführUflg jedoch
          s
          
        
          
          —7—
          weder Ayad noch Atris teil, weil zum einen Ayad
          von Dare.bi kurzfristig ausgeschlOssefli zum anderen
          Atris stattdessen mit der eschaftUflg der zur
          Flucht benötigten Papiere betraut worden war.
          In ortführUflg des von Ay d sgearbeiteten
          TatplafleS trafen sich am 12. oder 13. SepteIt ber
          1992 in der arabi gehörendefls aber VOn ihm nur
          sporadisch genutzten Wohnung Berlin, Detmolder
          Stra 3e 64b, Ämin, Rhayel, der gesondert verfolgte
          Haidar, sowie ein weiterer, “Sharif“ genannter Tä-
          ter und Darabi selbst zu einer jnsatZbeSpreC .
          Ein oder zwei Tage später wechselten sie in die
          von Darabi als konspirative Unterkunft unter einer
          Legende beschaffte Wohnung nftenberger Ring 7
          in Berlifl_ReifliCker 01 t wo ein weiterer Täter
          namenS “Mohamed“ zu der Gruppe stie ‘. Von dort aus
          unternahmen Amin, Haydar und Rhayel sowie “Sharit“
          rkundUflgS- und zur TatVOrbe
          reitung, während Darabt sich mit seinem Pkw in den
          Raum a burg/Bremen begab.
          1 m 1 bend des 17. September 1992 ab etwa 20.00
          Uhr trafen die und
          ihr olmetscher, der Iraner Nurullah MohammadpOur
          ( DehkOrdi, in dem in Beriin_Wilm 5d0 1 Prager
          Stral3e 2, gelegenen Speiselokal “MykOflOs“ mit vier
          weiteren iranisChen 0 ositione11en zu politischen
          Gesprächen zusammen. Als die mitglieder der Ge-
          sprächsrunde gerade beim Essen waren und mit kei-
          nerlei jfl se1igkeiten von au erha1b rechfletefl,
          betraten gegen 22.50 Uhr Rhayel und “Sharif“ das
          Lokal und eröffneten aus ihren Waffen, einer Na-
          
        
          
          —8—
          schinenPiStole und einer halbautOmatiS en Selbst
          lad PiStOles das Feuer gezielt auf die DPK-I—Ver-
          treter und ihren Dolmetscher. Von zahlreichen
          Schüssen getroffen verstarben Dr. Charafkafldi, Ab
          doli und Ardalan noch am Tatort, Mohammadpour
          DehkOrdi kurze Zeit später im Krankenhaus. Der
          Wirt des Lokals, Tabib Ghaffari , -geriet ebenfalls
          in das Schu feld der Täter und wurde durch einen
          BauchSchU verletzt.
          Der flgeschUldigte Amin hatte sich während des An-
          schlagS an der Eingangstür des Lokals postiert. um
          gegebenenfalls das HinZukOI en unerwarteter Gäste
          und damit eine Störung des nschlagS und eine Ent-
          deckung der Täter zu verhindern.
          Nach der Tat flüchteten die Täter zunächst ZU FU 3
          in Richtung Prager Platz, wo sie von dem gesondert
          rfolgten Haidar in einem fluchtbereit geparkten
          Pkw BMW erwartet wurden und mit diesem ihre Flucht
          fortsetzten.
          In den folgenden Tagen setzten sich min und
          n
          Rhayel zu dem damals in Rheine wohnenden Bruder
          des flgeschUldigt Äitiifl ab und hielten sich dort
          erborgefl. Sie warteten auf die erbriflgUng ii—
          baneSiSchel ReiSePäSSS aus Berlin, die ihnen nach
          entsprechender fälSChur g die Flucht ins Ausland
          rmög1iChe1 sollten. Hierzu hatte der AngeSchUl
          digte Atris in Kenntnis des TatplaflS schon Tage
          vor der Tat den für seinen Bruder ChaoUki Atris
          5geStellt libaneSiSchen ReisePaß ohne dessen
          wissen an sich gebracht. um ihn sodann den Tätern
          
        
          
          —9—
          zu überlassen. In der Nacht zum 2. Oktober 1992
          überbrachte ) 1 tris diesen Pa und einen weiteren
          auf den Namen Hussein ChaachOU ausgestellten liba-
          nesischen ReisePaß nach Rheine.
          Amin und Rh yel wurden am 4. Oktober 1992 in Rhei-
          ne festgenommen. Bei ihrer Festnahme wurden der
          bereits mit dem Lichtbild RhaySlB verfälschte li-
          banesische Reisepa 3 des Chaouki Atris, den der An-
          geschuldigte Mohamad Atris zur Verfügung gestellt
          hatte, und der Tatlohn j hergeStellt.
          Es haben sich
          die Angeschuldigten Darabi, lunin und Rhayel je
          eines Verbrechens des gemeinschaft1i begangeflen
          vierfachen Mordes und des tateinheitlich damit
          begangenen gemeinschaftlichen versuchten Mordes
          ( 211. 25 Abs. 2, 22, 23, 52 StGB)
          die Angeschuldigten AtriB und Ayftd je eines Ver-
          brechens der Beihilfe zum gemeinschaftli c begafl
          genen vierfachen Mord und zum tateinheitlicl da-
          mit begangeflen gemeinschaftlichen versuchten Mord
          (S 27, 211, 25 Abs. 2, 22, 23, 52 StGB)
          schuldig gemacht.
          Die Angeschuldigten Darabt, AiTtifl und RhaYel trifft
          eine besonders schwere Schuld ( 57 Abs. 1 Satz 1
          Nr. 2 StGB).
          Die benutzten Gegenstände unter-
          liegen gemä § 74 StGB und § 56 ffengeSetZ der
          Ejnziehung.
          
        
          
          — 10 —
          Der Tatlohn ist geinä § 73 StGB für verfallen zu
          erklären.
          r
          ..
          
        
          
          — 11 —
          Be w e i 0 m i t t e.J
          (siehe Anlage 1)
          n
          _—— —
          
        
          
          1
          — 12 —
          A. Die persönlichen Verh<niase der ngeschU1digt
          i. Der J rigeschUldigte Youssef Ämin wu de am 5. N0
          vernber 1967 in AdeisSi/Libaflon geboren . Ab
          seinem 7. LebenSjahr besuchte er zwei ‚Jahre lang
          die Grundschule, arbeitete anschlie end in einer
          Tischlerei und schlie liCh — etwa ab dem 14. oder
          15. Lebensjahr — bei einem Installateur in Beirut.
          Dort schlo 3 er sich zunächst der sog. Ämal—Be-
          wegung und später der Hizballah-Miliz an . Im
          ‚Jahre 1989 war er im Libanon noch kurzfristig
          verheiratet, lie 3 sich aber aus) Drängen seiner
          wjegerelterfl wieder scheiden . Mit Hilfe ei-
          ner kam der flgeschuldigte
          Ende 1989 oder Anfang 1990 über Ungarn und Öster-
          reich erstmals als Asylbewerber nach Deutschland,
          hielt sich zunächst ohne beh dliChe Meldung in
          Frankfurt, Essen und Hannover auf und reiste
          schlie lich na‘ i Berlin, WO er im Februar 1990
          Asyl beantragte . In der Folgezeit hielt er sich
          teils in dem ihm als Unterkunft zugewiesenen Heim
          in erliflTegeli teils aber auch bei Landsleuten
          auf; seinen Lebensunterhalt bestritt er aus So-
          zialhilfe sowie aus Einkünften als Bügler in der
          Firma Adnafl Ayad, 6 c eS Geschäftspartners des Ange-
          5 chuldigten Darabi
          Hinweis: Die Fu nOtefl beziehen sich auf das als
          Anlage 2 beigefügte Fundstellenve 51
          
        
          
          — 13 —
          Ende 1990 oder Anfang 1991 begab sich der Ange-
          schuldigte in die Schweiz. wo er ebenfalls Asyl
          beantragte und bis zu seiner Abschiebung in
          den L anon im Mai 1991 in einem Heim bei Genf
          lebte . Nach seiner erneuten Heirat im Libanon
          reiste der Angeschuldigte 1991 zum zweiten Mal
          nach Deutschland ein; seine Frau lie er im Herbst
          desselben Jahres nachkommen. Er melden sich in
          Berlin unter einem Scheinwohnsitz an ‚ lebte
          aber überwiegend bei seinem 9 .n Rheine bei Münster
          wohnenden Bruder Ahmad Amin ‘. Nach Berlin fuhr
          10)
          er meist nur, um seine Sozialhilfe abzuholen
          Gelegentlich arbeitete er auch in einem arabischen
          11)
          Restaurant oder bei dem Angeschuldigten Dara-
          3.2)
          bi . Mit Bescheid der Ausl&nderbehörde Berlin
          vom 19. Juni 1992 wurde der Angeschuldigte zum
          Verlassen des Bundesgebietes aufgefordert. Sein
          hiergegen gerichteter Widerspruch blieb erfolg ;
          gleichwohl kam er der Aufforderung nicht nach
          Die Ehefrau des Angeschuldigten kehrte nach dessen
          Verhaftung im Dezember 1992 in den Libanon zu-
          14)
          rück
          Der StrafregisteraUSzUg des)An esChUldi tefl weist
          zwar keine Eintragung auf . Aus der Ausländer—
          akte ergibt sich jedoch, da Amin wegen eines
          am 11. Juli 1991 begangefle 6 iebStahlS mit einer
          Geldstrafe belegt worden ist .
          II. Der Angeschuldigte Mohamad Atris wurde am 10. Fe-
          bruar 19 0 in Chihine/Libanon geboren. Er hat drei
          Geschwister. In Beirut besuchte er die Grundschule
          
        
          
          — 14 —
          und danach ein GylnriaSiUltt , das er 1987/88 mit dem
          libanesiSChen Abitur verlie . Im April 1989 kam
          er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach
          Berlin, wo die Familie Asyl antragte. Sein Vater
          war zu dieser Zeit angeblich im Libanon entführt
          und folgte se 9 er Familie etwa sechs Monate später
          nach Berlin . Bis zu seiner Festnahme am 7. Ok-
          tober 1992 arbeitete der ngeSchUldigte gelegent-
          lich als HilfSkratt in Restaurants, war zul tZt
          jedoch arbeitslos und bezog ArbeitSlOsenhfe
          Der ngeschuldigte ist bisher zweimal we fl Dieb-
          stahls straf rechtlich verfolgt worden Beim
          tsgericht jn_Tiergarten ist gegen ihn dar-
          über hinaus ein Verfahren wegen VerSto eS gegen
          5 WaffengeSetZ und wegen ersch1agUng anh fl
          gig ‚ in dem ihm Besitz und berlaSSuflg ei-
          ner halbaUtOmati5 51 Se1bstladePi5t0 3 sowie Un-
          rschlagUflg eines gemieteten Pkw vorgeworfen wer-
          den. Die Staatsanwaltschaft Bayreuth führt gegen
          den AngesChUl t ein weiteres Verfahren wegen
          nterschlag g ‚ in dem es um die
          eines im August 1992 angeirLieteten Pkw geht
          iii. Der flgeschuldigte Atallah wurde 1966 in
          Borgha.ltlmOUd. einem Stadtteil BeirUts geboren. Von
          1973 bis 1975 besuchte er dort die Schule und
          trat anschlie end — gerade zehn Jahre alt — einer
          der PLO bei, in deren er
          noch drei weitere Jahre die Schule besuchte . Zu
          dieser u1ausbildUflg gehörte auch die intensive
          5bildung an Waffen. Im Jahre 1979 hielt sich
          :
          ___ ‘.:; :
          
        
          
          — 15 —
          der Angeschuldigte ZU militärischer Fortbildung in
          Syrien auf, kehrte dann in den Libanon zurück
          und nahm in den folgenden Jahren als Mitglied
          der PLO und später der Ämal-MiliZ aktiv und in
          führender Stellung an den kriegerischen Auseinan-
          rsetZungefl mit der israelischen Armee sowie an
          den Kampfhandlungen der unt iflaflder verfeindeten
          libanesischen Milizen teil • Im Jahre 1986 hei-
          ratete der Angeschuldigte; aus der Ehe sind drei
          Kinder im A1t j) von einem, fünf und sechs Jahren
          hervorgegangen . Im Frühjahr 1990 kam der Ange-
          schuldigte nach Deutschland. In Berlin beantragte
          er e 9 )Aufent die jedoch abgelehnt
          wurde . Gemeinsam mit seiner später nachgekolflme—
          nen Familie lebte der Angeschuldigte bis zu seiner
          Festnahme am 10. Dezember 1992 in einem Ausländer-
          wohnheim in Berlin. Der Lebensunterhalt wurde aus
          27)
          Zahlungen des SozialamtS bestritten Der Ange-
          schuldigte ist ein Verwandter von Adnafl Ayad , des
          Gesch&ftsPartne des geschUldigten Darabi. Er
          ist str recht1ich bisher nicht in erscheinUng ge-
          treten
          iv. Der flgeschuldigte Kazem Dar wurde am 22. März
          1959 in KazerOun/Irafl geboren. Nach bestandenem
          Abitur absolvierte er von Juni 1978 bis Septem-
          ber 1979 ein Praktikum bei einer Baufirma in
          Iran Im Februar 1980 kam. er nach Deutschland,
          wo er zu StudieflZWeckefl eine Aufenthaltserlaubnis
          30)
          erhielt . In der Folgezeit war er an den Fach-
          hochschulen Hagen und Berlin im Bereich Bauinge-
          nieurwesen jngeschriebefli ohne allerdings einen
          
          
          - •... -
          - t
          
        
          
          — 16 —
          31)
          StudienabsChlU zu erreichen . Wegen unregelmä
          igen v iesungsbesucheS und NichtbestehenS einer
          Prüfung wurde der ngeschu -gte zum 30. September
          1987 zwangsexittatrikUliert . Diese Entscheidung
          der Hochschule wu e durch das wa1tungsgericht
          Berlin aufgehoben . Im Zeitpunkt seiner Festnah-
          me befand sich der Angeschuldigte. im HauptStudium
          und h&tte bei weiterem nungsgemä efl Studienver-
          lauf im Laufe des rah 1993 mit einem studienab-
          schlU rechnen können
          Seit 1991 betreibt der geschUldigte in Ber-
          lin 61, hriflgda 33, gemeinsam mit Adnan Ayad
          einen Gewerbebetrieb, dessen Gegenstand eine Bü-
          gelei und der im- 35 nd Export von Lebensmitteln
          und Bekleidung ist . Der Ar1yeschuldi te ist seit
          5. anuar 1988 verheiratet ; er hat drei Kinder
          jrrtAlter von einem, zwei und fQnf Jahren, von de-
          3.,)
          nen eines schwerbehindert ist
          Abgesehen von e ?m VerstOß gegen das pflichtver-
          j erUngSgeSetZ ‘ ist der flgeschUldigte strat-
          rechtlich bisher wegen gemeinschaft 11 ch gefahr
          licher KörperVerletZung in rscheiflUflg getreten:
          Am 24. April 1982 hat er sich an gewa1tSaiT efl Aus-
          5 hreitungefl von ca. 100 regimetreuen iranischen
          Studenten gegen Gegner des an der
          UniverSit&t Mainz beteiligt Er wurde deswegen
          vom tsgeriCht Mainz am 12. Dezember 1982 zu acht
          Monaten FreiheitSStra mit zur
          ew&hruflg verurteilt . Im sammenhang mit die-
          sen Vorf&llen erging gegen den ngeschU1digtefl ei—
          .....
          
        
          
          — 17 —
          ne estandS r ftige Ausweisungs und bschiebuflgS-
          verfügUng ‚ die jedoch nach Intervention der
          ira schefl Botschaft in Bonn nicht vollzogen wur-
          de
          V. Der flgeschuldigte Abbas Rhay wurde 1967 in
          Khyalfl/Libaflofl geboren. Nach füntj&hrigem Schulbe-
          such — etwa ab 1978 — bestritt er seinen Lebens-
          unterhalt durch Gelegenheitsarbeiten. Mit Hilfe
          einer 5 epper0rga sati0n kant er Ende 1989 nach
          Aac n wo er am 27. Dezember 1989 Asyl beantrag-
          te . Da es ihm 4 X Aachen nicht gefiel, begab er
          sich nach Berlin ‚ wo er am 2. MärZ 1990 eben—
          45)
          falls Asyl beantragte • Der in Aachen gestellte
          Antrag wu fl am 16. August 1990 5tandskräftig
          abgelehnt . In Berlin wurde der geSchuldigte
          im Hinblick auf das in Aachen gestellte s ‘1begeh—
          ren aufgefOrderts dorthin zurückzukehren
          Um gleichwohl in Berlin bleiben ZU können, bean-
          tragte der ngeschUldigte am 15. Juni 1990 durch
          seine Qllmächtigte RechtSaflW lt 1 die ihn An-
          fang Mai 1990 in anderer Sache 4 Ch unter seinem
          jchtigefl Namen vertreten hatte ‚ bei der Aus-
          l&nderbehörde Berlin unter dem FalB h iaiTten Imad
          Ämmash die erteilung einer Duldung . Falsche
          Papiere auf diesen Namen hatte er sich nach eige-
          nen Angaben zuvor von se ner im Libanon lebenden
          Mutter beschaffen lassen • Am 20. Mai 1992 wurde
          der ngeschuldigte nach 1ehnUflg des Antrags zur
          nverzüglich Ausreise aufgefOrg ft die Anord-
          nung wurde jedoch nicht vollzogen
          
        
          
          — 18 —
          Straf rechtlich ist der Angeschu igte bisher wegen
          Betruges und UrkundeflfälSCh sowie wegen ge-
          meinschaftlichen Diebstahls in Erscheinung ge-
          treten. In beiden Fä efl ist jedoch noch keine
          verurteilung erfolgt
          3. vorgeschiChte der Tat
          i. Die Anwesenheit der pK -I-Führufl in Ber r
          Vom 15. bis 17. September 1992 fand in Berlin eine
          Tagung der “Soziali5tiS Internati0flai e“ statt,
          an der die Führer zahlreicher sozialistischer
          und sozialdemokratischer Parteien, unter ihnen
          auch einige amtierende und frühere Staats- und
          55)
          egierungschefs1 teilnahmen . Zu den Gästen der
          Tagung gehörte auch der GeneralBekret der “Demo-
          kratischen partei KurdiStafl—I f (DPM . Dr. Sa—
          degh Charafkandi , genannt “Dr. Said“ Er war
          Nachfolger des am 13. Juli 1989 in fl ermordeten
          Prof. Dr. Abdul RahiTtan GhazZemlou . Mit ihm
          nahmen für die DPK—I deren EuroPaVertreter , der
          58)
          aus Paris angereiSte Fattah AbdOll ‚ sowie der
          DeutSChlandve ter der partei, HornaYoUn Ardalan
          aus Bad Soden ‚ an der anStaltuflg teil. Die
          DPK-I ist nach eigenem VerständniS die führende
          kurdiSChe OppoSitioflSP t in Iran; sie strebt
          die “Errichtung eiver demokrati5Ch_50zia5t
          Gesellschaft“ an
          1 .. ..
          
        
          
          — 19 —
          Als Dolmetscher stand den dreien Nurullah Mohaln-
          raadpour Dehkordi - genannt “Nouri“ - aus Berlin
          zur Verfügung, der ebenfalls Iraner, im Ge ?flSatZ
          zu den drei anderen aber nicht Kurde war . Er
          war - ohne einer entsprechenden Organisation oder
          Partei anzugehören - Gegner des iranischen Regimes
          und hatte wegen politischer Verfolgung 1984 das
          Land vel 9 .assefl und in Berlin politisches Asyl er-
          halten
          Noch bevor Dr. Charafkafldi am spaten Abend des
          14. September 1992 aus Kopenhagen auf dem Flugha-
          fen TempelhOf ankam, hatten sich Abdoli, Ardalan
          und Nouri in dessen Wohnung mit zwei weiteren
          iranischen opp tionel 1 zu einem gemeinsamen
          Essen getroffen . Bei diesen h 2 elte es sich
          zum einen um Sayed Tabib Ghaffari ‚ der in Iran
          - schon unter dem schah-Regime - lange Zeit inhaf-
          tiert gewesen war, sich seit 1986 als anerkannter
          Asylant in Berlin aufhält und dort bis Ende 1992
          das speiselokal “MykonOS“ betrieb, zum anderen
          um Abdullah EzatpoUr, langjähriges Mitglied der
          DPK—I und erst wenige Wochen vorher aus Iran nach
          Deutschland gekommen und hier als Asylbewerber
          65J
          aufhältlich
          
        
          
          — 20 —
          II. Das Treffen vom 17. September 1992 :
          s
          Wahrscheinlich bei diesem Essen wurde der Ent
          schlu gefa 3t. die Anwesenheit Dr. Charafkafldis
          und anderer führender Mitglieder der DPK-I in
          Berlin zu einem Treffen mit weiteren iranischen
          oppositionellen zu nutzen. jedenfallS bemühte sich
          Nouri ab 15. September 1992 um die Organisation
          eines solchen Treffens, das in einem Nebenraum des
          Lokals “Mykoflos“ stattfinden sollte und als dessen
          Teilnehmer au er den bereits genannten folgende
          Personen vorgesehen waren:
          Dr. Nosratollah Barati Novbari,
          Mitglied der “Iranischen Republikafler“s
          ParViZ DastmalChis
          Mehdi EbrahimZadeh Esfahafli,
          Mitglied der “VolkSfedai -n Iran/Mehrheit “,
          Dr. HamZa Farahati,
          Farhad Fardjad Azad,
          Mitglied der HDeInokrati5Che Volkspartei
          des Iran“.
          Hassan Jafari,
          Mitglied der ‘h lranischen Volksfedaji-n“ .
          Mirmassoud Mirrashed,
          Mitglied der “volksfedaiin Iran/Mehrheit“.
          Dr. Bahman Nirulflafld und
          KasnbiZ Rousta 66
          Als Termin des Treffens war der Abend des 17. Sep-
          tember 1992 ab etwa 20.00 Uhr vereinbart. Der Wirt
          der GastSt&tte. Tabib Ghaffari, lud die vorgenann-
          ten Personen auf Bitten Nouris zu der Besprechung
          — — — 1
          
        
          
          — 21 —
          ein, nannte jedoch — möglicherweise aufgrund eines
          Mi ver fldflisses — den 18. September 1992 als
          Termin . Dies hatte zur Folge, da am 17. Sep-
          teinber 1992 ab ca. 20.00 Uhr zunächst nur Dr. Cha-
          rafkandi und seine drei Begleiter anwesend waren
          und die übrigen Teilnehmer — soweit mögli )
          erst noch telefonisch rbeigerUfen wurden
          Auf diese Weise konnten jedoch nur EbrahimZadeh
          69) ‘70) ‘71)
          Esfahafli ‚ DastmalChi und Rousta erreicht
          werden, wobei letzterer flkheitSbedingt an einer
          72)
          Teilnahme verhindert war . Die beiden anderen
          trafen im Laufe des Abends im “Mykoflos“ ein,
          .73)
          zuletzt gegen 22.00 Uhr EbrahilflZadeh Esfahafli
          Zuvor waren zufällig und ohne Kenntnis von diesem
          74)
          Termin MirmaSSOUd Mirrashed und ein für die
          Teilnahme an der Besprechung eigentlich nicht vor
          ges g fler Freund des Wirts, Essfandiar sadeghza-
          deh ‚ ins Lokal gekommen und hatten sich der Ge-
          sprächsrunde angeschlossen.
          Die Gruppe sa in dem vom GastraUrn mehr optisch
          als baulich abgetrennten hinteren Bereich der
          Gaststätte an einer grö erefl Tafel ‚ während
          sich im vorderen Bereich im Laufe des Abends wech-
          selnd Gäste aufhielten, die jedoch nach und nach
          das Lokal verliet?efl, so da 3 ab c )2 2 . 3 ° Uhr dort
          nur noch der stammgast Peter Böhm anwesend war.
          Dieser hatte an einem Tisch direkt gegenüber der
          Eingangstür Platz genommen. In der angrenzenden
          Küche war die AushilfSkraft Maria Voltchanskaia
          mit dem Geschirrabwasch 5chäftigt
          
        
          
          22
          III. Täter und Tatvorbereitungen
          Der .iranische Nachrichtendienst “Vezarat-e Et—
          talaat Va Anniyat—e Keshvar“ (VEVAK) erteilte
          — wie sich aus den nachfolgenden Ausfürungen
          ergibt - dein Angeschuldigten Kazem Darabi den
          Auftrag, die führenden Mitglieder der DPK-I
          während deren Anwesenheit in Berlin anlä lich
          der Tagung der “Sozialistischen Internationa-
          le“ zu liquidieren. Der genaue Zeitpunkt der
          Auftragserteilung ist nicht bekannt. Er muE3
          aber spätestens im Sommer 1992 liegen; denn
          der irakische Kurdenführer Talabani warnte
          Dr. Charafkandi bei einem Treffen in Paris im
          August 1992 vor Attentatsplänen “der Iraner“
          und begründete dies mit Angaben von “Agenten
          der Pasdaran“, die in Irak in kurdische Getan-
          ‘9)
          genschaft geraten waren
          Kazem Darabi ist seit Jahren Agent des ira—
          nischen NachrichtendieriSteS “VEVAK“, der dem
          Ministerium für Nachrichtendienste und Si-
          cherheitsangelegenheiten (“MOIS“) zugeord—
          79a)
          net ist . In dieser Eigenschaft erhielt
          er nachrichtendienStliChe Aufträge zur Aus-
          forschung im Exil lebender iranischer, auch
          kurdischer oppositioneller. Sein Kontaktmann
          war zunächst der als Mitarbeiter des irani—
          schen Nachrichtendienstes an der iranischen
          Bots ft in Bonn tätige Diplomat Hasan Dja-
          vadY 81 ). Dieser wurde im Oktober 1989 abge-
          löst . Sein Aufgabengebiet, die Beobachtung
          und Ausforschung der iranischen Opposition 1
          -
          
        
          
          — 23 —
          rwird seit Februar 1991 von dem Diplomaten Mor-
          teza Gholaiui, ebenfalls Mitarbeiter des 8 ani—
          scheri Nachrichtendienstes, wahrgenOltllflefl
          fl
          Auch das iranische Generalkonsulat in Berlin
          erteilte Darabi nachriChtefld1enEt “ Auf-
          tr&ge. So wies ihn im April 1991 der Konsul
          Amani Farani an, ein Mitglied “ reinigUng
          der 8 Udeflten Kurdistans im Ausland“ auszUSP
          hen . Zu den engsten Vertrauten DarabiS in
          Berlin gehören Sabed Ghilafli, der - wie Dara-
          bi — an den gewaltt tigefl $ jfl flderngen
          1982 in Mainz beteiligt gewesen war ‚ und
          Babittan rendijan, ein Bruder des Bahraltt Brefl-
          dijan, über den Darabi die konspirative Woh-
          nung ftenberger Ring 7 in Berlin beschafft
          hatte Beide sind ebenfalls Mitarbeiter
          86)
          des iranisChen NachrichtendiensteS
          Der ngeschuldigte Darabt ist zugleich ? ‚ngehö
          riger der “Pasdaran“ in Iran, der islamischen
          revolUtiOn&ren Garden, denen neben milit .ri-
          schen Aufgaben und dem Kampf gegen die inner-
          staatliche Opposition u.a. auch die usbildUflg
          und terstütZUng sIrevolution rer islamischer
          f jungSbeWegUnger1“. ins Ondere der Hizb-
          allah im Libanon, obliegen
          Die Hizballah ist eine im Libanon bestehen-
          de militante Organisation innerhalb der von
          Iran usgehendefl islamistiSch Bewegung.
          Sie ist insbesondere nach dem israelischen
          Einmarsch im Libanon im Sp&tsOlTtmer 1982
          durch zahlreiche und folgenschwere schl ge
          gegen israelische Truppen und gegen Einhei-
          ten der Internati0fla 3 - FriedenstruPPe im
          fl
          
        
          
          — 24 —
          Libanon sowie durch Geiselnahmen ervorge-
          treten, hat aber auch roranSch1&ge au er-
          halb des Nahen Ostens verübt. Dank ihrer um-
          fassenden Förderung und nterstütZUflg durch
          Iran kommt der Hizballah auch heute noch
          - vor allen im SüdlibanOfl - grobe edeutUflg
          zu. Mit ihr “steht der Führung der Islami-
          schen Republik Iran ein f flktjOnSf higeS
          Werkzeug zur Verfügung, das sowohl zur Ver-
          breitung der Revolution als auch zum Kampf
          gegen Gegner des 3 amischefl Staates einge-
          setzt werden kann“
          Darabi bekleidet daneben in der Berliner Mo-
          schee KoloflieStra , die nicht nur religiöses
          Zentrum, sondern auch Treffpunkt fundamenta-
          listischer MoslenS ist, eine leitende Stel-
          • 89)
          lung .‘ Im “islamischen EinheitSZent n“I
          bis 1989 zentrale 5 chiitische ßegegflungsStätte
          in Berlin, war Dara bi ebenfalls als führen—
          90)
          der Funktionär tätig . Er verfügt deshalb
          über j lfältige und enge 5 zjehUflgefl zu
          zahlreichen, vor allem den in Berlin lebenden
          Libanesen und den darunter befindlichen Hizb-
          Diese — h&ufig 5 chiitiSche
          MosiemS und ehemalige Angehörige libaneSischer
          Milizen — liegen auffällig in der IntereS
          senssphäre iraniSCh j vor allem nachriCht5fl
          dienstlicher Stellen . Auch in die Finan-
          zierung der in Deutschland bestehenden Grup-
          pierungen von ist Darabi
          a gebliCh jngebunden
          Vor diesem jfltergrufld erhielt er beispiels-
          weise im HerbSt 1991 den uftrag , anlä liCh
          eines in Düsseldorf stattfifld5 ‘ von ira-
          nischen Stellen organisierten KultUrfeSti/‘ -5
          ...: •. :
          
        
          
          — 25 —
          j 11ah_.hngehÖrige zu mobilisieren. Ziel war
          es, für die aus diesem Ania erwarteten Aus-
          5 jfl aersetzungen mit iranischefl Regimegeg-
          riern, in esondere volksinudiahedin, gewappnet
          zu sein
          Darabi stellt somit das Bindeglied zwischen
          der Hizballah in Deutschland und der Islami-
          schen Republik Iran dar und trägt durch sei-
          ne Tätigkeit zur terstütZung und weiteren
          nbifldUflg dieses Personenkreises an iranische
          stellen bei.
          Schlie liCh ist Darabi - wie auch Bahman Bren-
          dii an und Ghilafli - ) flgehÖriger der “Union Is-
          lamischer Studenteflvere ne in Europa“ (UISA)
          Zeitweise war er Vorsitzender der UISAUnte
          organisation “Verein islarnischer Studenten in
          94)
          Berlin“ • Die UISA ist ein Verband irani-
          scher Studenten, der sich die 5 rbreitUng der
          islamischen Revolution zum Ziel gesetzt hat
          und dessen Mitglieder schon 1982 an gewalttä
          tigen ergriffefl geger regimekriti 1 5 irafli
          sch 5 )StU fltSfl in Mainz beteiligt gewesen wa-
          ren
          In Erfüllung seines uftrageS. den Mordan-
          schlag auf Dr. Charafkafldi und die ihn beglei-
          tenden ParteifUflkti0 1 vorzubereit&1 , warb
          Kaz--Ifl Darabi zunächst die zur
          0 twendigefl Personen an. Es waren dies in Ber—
          
        
          
          — 26 —
          im di flgeschuldigten Youssef Amin und Abbas
          Rhayei sowie — in der p nungsphaSe - der An-
          geschuldigte Atallah Ayad.
          96)
          Äniln, Angehöriger der Hizballah ‚ ist mit
          Darabi seit längeren‘ persönlich bekannt: Er
          hat wiederholt in dessen Firma sowie auf
          97)
          Messen für gearbeitet ‚ zeitweise bei
          ihm gewohnt und an Treffen in der Moschee
          eilgeflOn‘n‘e Er stand au erdem in Verbindung
          mit 9 dein iranischen Generalkonsulat in Ber-
          lin Vor seiner Einreise nach Deutschland
          hatte Amin schon in den ahrefl .983/84 der
          j llah_untergruppe “Islamischer Widerstand“
          angehört und sich dabei hauptsächlich mit dein
          .OO)
          TransPort von sprengstoffen befa 3t
          Rhayei hat als in)Iran
          eine pfschwmn‘Inerausbmldun erhalten und
          ist au erdem in einem iranischen rainiflgSla
          ger 9 eziell für TerrOreinsätze geschult wer-
          (T‘ den 10 Auch er ist mit Darabi persönlich
          eng bekanfl 63 ar gelegentlich in dess r 4 ‘irma
          55 ch&ftigt und bei ihm wohnhaft Er
          stand ebenfalls in verbin 1 zum iranischen
          Generalkonsulat in Berlin
          Ämin und Rhayel sind miteinander seit langem
          106)
          befreundet
          Ayad hat durch seine tejliguflg an den
          ämpfen im LibanOfl 10 Ruf ergewöhflhiC
          Brutalität erworben . Zumindest mit den Än-
          geschuldigten Amin und Darabi ist er perSöfl
          
        
          
          — 27 —
          1ich bekannt, mit letzterem auch durch die
          verwandtschaftlichen eziehuflgefl zu dessen Ge-
          schäftspartner Adnafl Ayad.
          Spätestens Ende August 1992 trafen sich Ämin
          und Rhayel, zum Teil auch Darabi, sowie weite-
          re an der Tat beteiligte Personen an verschie-
          denen Orten in Berlin sowie zu einer gemeinsa-
          men Fahrt in den Raum Pforzheim und nach Bad
          108)
          Homburg Am 12. oder 13. September 1992
          kam es zu einem Treffen in der von Darabi
          gemieteten von ihm und seiner Familie aller-
          dings nur sporadisch genu fl Wohnung DetmOl
          der Stra 3e 64b in Berlin ‚ an dem neben
          Ämin und Rhayel ein Iraner namens “Sharif“,
          der aus Osnabrück angereiSte gesondert ver-
          folgte Faralallah Haidar sowie Darabi selbst
          110)
          teilnahmen . Spätestens bei diesem Treffen
          wurden Einzelheiten der bevorstehenden Aktion
          besprochen und die Aufgaben verteilt. Beim
          Verlassen der WohnUrlQ wurde diese auf Weisung
          1111
          DarabiS “gecleaflt“
          Darabi war der Anführer und DrahtZieher der
          Aktion. Für den Fall einer Festnahme rechneten
          deshalb die übrigen Täter damit, da der Iran
          hinter ihnen stehe und sich für sie einsetzen
          112)
          werde
          Am Tag nach dem Treffen brachte Darabi “Sha-
          rif“ und Ämin mit seinem Wagen in das Anwesen
          5 nftenberger Ring Berlin. Dort hatte er
          unter einer Legende ein Ein_ZimmerAppaT
          
        
          
          — 28 —
          tement gemietet, das in den folgenden Tagen
          fl den Tätern als Unterschlupf zur Vorbereitung
          der Tat diente und von ihnen euch nach der
          Tat aufgesucht werden sollte 114 ‘ . Im Lauf des
          Tages trafen auch Rhayel und Haidar sowie ein
          weiterer Iraner namens “Mohamed“ in dieser
          Wohnung ein. Am 16. September 1992 wurden dort
          die für die Tat vorgesehenen, zuvor von Hai-
          dar b chafften Waffen in Augenschein genoin-
          men . Von dort unternahmen die Täter vorbe-
          116)
          reitende Erkundungsfahrten und - am Abend
          des 16. September 1992 — einen “probelauf“ in
          117)
          unmittelbarer Tatortn&he . Dort ging am
          Tatabend gegen 21.00 Uhr auch ein zuvor ver-
          abredetes Telefonsignal ein, durch das die
          Täter vom Eintreffen der Opfer im Lokal “Myko-
          1 .8)
          nos“ unterrichtet wurden . In dieser Phase
          spielte auch ein dunkler Pkw Mercedes eine er-
          hebliche Rolle: Der Fahrer dieses Wagens traf
          sich sowohl beira “Probelauf“ als auch am Tat-
          abend in unmittelbarer Tatortn&he mit “Sharif“
          119)
          und “Mohamed“ . Weder dieser Fahrer noch
          das Fahrzeug konnten ermittelt werden.
          Darabi trat in dieser Phase der Tatvorberei
          tung und bei der Tat selbst nach au en nicht
          in ErscheinUflq. Er hatte sich - wie zuvor
          120)
          angekündigt - nach Westdeutschland bege-
          ben, war allerdings im Laufe des Tattages von
          Bremen für einige Stunden nach Berlin zurück-
          gekehrt, um dann erneut von dort aus nach Ham-
          burg zu fahren, wo er sich je i allS am Tat-
          abend gegen 23.00 Uhr aufhielt
          
        
          
          — 29 —
          C. Die Ausführung der T t
          1. T tbeitr&ge der Angeschuldigten Arnin und Rhayel
          Nachdem am 17. September 1992 gegen 21.00 Uhr im
          Unterschlupf der Täter das verabredete telefoni-
          sche Klingelzeichen eingegangen war, brachen diese
          in zwei getrennten Gruppen zum Tatort auf.
          Rhayel und Haidar fuhren in einem von dem geson-
          dert Verfolgten Ah Sabra eigens zuvor für die
          Tat beschafften Pkw BMW, amtliches Kennzeichen B-
          122)
          AR 5503 ‚ in die in Tatortn&he liegende Prinz-
          regentenStra 3 es wo der Wagen geparkt wurde.
          Ämin und “Sharif“ fuhren per Taxi in die Umgebung
          des Tatorts, wobei sie aus Gründen der Korispi-
          ratton sowohl unterwegs das Taxi wechselten als
          auch den Eindruck zu erwecken versuchten, mit der
          13-Bahn zu fahren, um auf diese Weise etwai e 1
          folger abzuschütteln und Spuren zu verwischen
          Im Bereich der Nürnberger Stra 3e verhie efl sie
          das Taxi und setzten ihren Weg zu Fu13 fort.
          Nahe der Einmündung eisbergStra e trafen sie auf
          “Mohamed“ und den unbekannten MercedesFahrer. Mit
          ihnen führte “Sharif“ ein kurzes Gespräch und
          entfernte sich dann zu Fu 3 mit unbekanntem Ziel.
          
        
          
          — 30 —
          Der Mexcedes—Fahrer fuhr durch die Geisbergstra e
          davon. Amin und “Mohamed“ gingen gemeinsam durch
          die Grainauer Stra 3e in die Prager Stra e , wobei
          sie auch den späteren Tatort, das Lokal “Mykonos“,.
          passierten, ehe sie den südlich davon,gelegenen
          Prager Platz erreichten. Dort suchte Amin eine
          Telefonzelle auf, während “Moha.med“ zu dem in der
          Prinzregentenstraf e stehenden BMW ging und dort
          einstieg.
          Während Amin noch mit seiner Frau telefonierte,
          tauchte der Angeschuldigte Rhayel an der Telefon-
          zelle a if und ging nach Beendigung des TelefonatS
          gemeinsam mit Anm wieder in Richtung Prager Stra-
          e. Noch im Emninündungsbereich Prager Stra e/Pra-
          ger Platz trafen sie auf “Sharif“, der nunmeh 2 e
          Sporttasche mit den Tatwaffen bei sich hatte
          Dicht hintereinander, gehend strebten Amin, Rhayel
          und “Sharif“ nunmehr dem Tatort zu; Haidar und
          “Mohamed“ warteten indessen im BMW.
          Unmittelbar vor Erreichen des “Mykonos“ bestätigte
          “Sharif“ nochmals kurz die AufgaberiVerteilung , wo-
          nach er und Rhayel das Lokal betreten, Anm an der
          Lokaltür “Schmiere stehen“ sollten.
          “Sharif“, der mit einer MaschinenPiStole vom
          Fabrikat “IMI“ , Kaliber 9 min. mit Schalldämpfer
          bewaffnet war, und R.hayel, der eine SelbstladePi
          stole vom Fabrikat “Llama“, Kaliber 7,65 mm, mit
          Schalldämpfer mit sich führte, betraten nunmehr
          das Lokal und begaben sich zielsicher in den Ne-
          benraum, in dem die Mitglieder der Gesprächsrunde
          
        
          
          — 31 —
          erade beim Essen waren. An dem zur Rückseite des
          Lokals weisenden oberen Ende der Tafel sa 3en - mit
          dem Rücken ZU den T&tern - Fattah Abdoli und Ho-
          mayoun Ardalan. ihnen gegenüber Dr. sadegh Charaf-
          kandi und MohammadpOUr Dehkordi. An der Stirnseite
          der Tafel stand oder sa der Wirt Tabib Ghaffa—
          ri. Di übrigen G&ste sa 3en am unteren Ende der
          Tafel
          Mit den in persische 26 PraChe ausgerufenen Wor-
          ten “Ihr Hurensöhne“ eröffneten Rhayel und
          “Sharif“ das Feuer auf die völlig ahnungslosen
          und sich keines Angriffs versehendefl Gäste, wobei
          sich ihr vorgehen aussChlieE3lich gegen Dr. Charaf-
          kandi. Abdoli. Ardalan und Moha.mlfladPOur Dehkordi
          richtete, während der Wirt, Tabib Ghaffari, xnögli-
          cherweiSe nur zufällig in die Schu linie der Täter
          geriet.
          Bei dem nur wenige Sekunden dauernden Anschlag,
          der den Opfern nicht die geringste Möglichkeit zur
          Flucht oder Gegenwehr lieP, wurden Dr. Charafkan-
          di, Abdoli und Ardalan durch insgesamt 29 GeschoS-
          se so schwer verletzt, da sie noch am Tatort ver—
          starben . Dabei gab Rhayel dem bereits schwer
          verletzt am Boden liegenden Ardalan, der noch
          einmal den Kopf hob, mit f 5 aufgesetzter Waffe
          einen regelrechten “FangsChU “ . MohaxnmadPour
          Dehkordi verstarb, von sieben Kugeln getroffefl
          unmittelbar nach seiner inlieferUflg ins Krankefl
          haus . Tabib Ghaffari erhielt einen Bauchdurch
          schu . der den rechten LeberlaPPen durchschlug und
          
        
          
          — 32 —
          die rechte Niere zerfetzte und damit zu lebensge-
          fährlichen Verletzungen führte; au er 9 I L 0 erlitt er
          einen Schu bruch am rechten Schienbein
          Amin, Rhayel und SharifH flüchteten zunächst zu
          Fu bis zur PrinzregenteflStra e und setzten von
          dort mit Haidar und “Mohained“ ihre Flucht in dem
          131)
          bereitstehenden BMW fort
          Nahe der U-Bahn—HalteStelle Detmolder Stra 3e/Bur1-
          despiatz verlie 3en Rhayel und “Sharif“ als erste
          den Fluchtwagen, während Ämin und “Mohamed“ noch
          bis zur Ecke Konstanzer Stra e/HoheflZOllerndam11l
          mitfuhrerx und sich dort von Haidar trennten. Die-
          ser stellte das Fahrzeug anschlie efld in der Cice-
          rostra e ab und setzte seine Flucht auf unbekannte
          Weise fort, wobei er sich auch der ihm von “Sha-
          rif überlassenen Sporttasche und der darin be-
          fi .chefl Waffen und Kleidungsstücke entledig-
          te
          0
          II. T tbeitr&ge der r geschUldigtefl Ayftd und Atris
          Atallah Ayad arbeitete im Auftrag Darabis im
          Frühstadium der tvorbereitUflg einen Tatplafl aus.
          Dieser Plan sah neben der eteiligUflg von Youssef
          
        
          
          — 33 —
          Mtin un d bb 3 hayel auch die Einbindung von
          r4ohamad Atris und Houssam Chahrour vor, wobei
          nicht bekannt ist, in welcher speziellen Funktion
          der Einsatz des Letztgenannten vorgesehen war.
          Atallah Ayad jedenfallS, der ursprünglich selbst
          an der unmittelbaren T tausführuflg teilnehmen
          sollte, wurde hiervon aus nicht bekannten Gründen
          134)
          von Darabi ausgeschlossen . Sein Plan aller-
          dings wurde beibehalten und ausgeführt.
          Mohamad Atris, der zunächst als Fahrer des Flucht
          Wagens vorgesehen war, erhielt erst im weiteren
          p flungsverlauf die Aufgabe, sich um Passe für die
          Täter zu kün mern. In Erfüllung dieses Auftrags
          und in Kenntnis der Tat I yfl verschaffte er sich
          schon Tage vor der Tat den für seinen Bruder
          Chaouki ausgeStellten libaneSischen ReiSePa 3 , um
          ihn sodann den in Rheine wartenden Tätern zu
          berbriflgefl. Au erderrt fuhr er am 24. September
          1992 den zun&ChSt noch Berlin verbliebenen
          Abbas Rhayel nach Rheine ‚ wo sich seit dem
          19. SeTtemflber 1992 bereits Youssef Amin verborgen
          1 7)
          hielt
          
        
          
          — 34 —
          D. Auffinden der Tatmittel; FeBtnfthlrte der T&ter
          i. Auffinden der Tatwaffefl
          Die bei der TatauSführUflg mitgeführte SporttasChe
          wurde am 22. September 1992 unter einem Pkw,
          der auf dem Gel nde einer j_NjederlaSSUflg
          in der Cicerostraf e in)Berlinwi abge-
          stellt war, gefunden . In ihr befanden sich
          neben einer Str kmütZe , einem Schal und einem
          Lederhands chUh auch die beiden Tatwaffefl,
          eine SelbstladePiStole Fabrikat **L1ama s Modell
          XA Kaliber 7,65 mm und eine MaschinenPistole Fa—
          brika “IMI“ Modell Uzi, Kaliber 9 mm, beide mit
          140)
          Schalld .mPfer . Ferner lagen in der Tasche drei
          Patronenhülsen vom Kaliber 9 ! die aus der Tat-
          waffe verfeuert worden waren . Am Magazin der
          Pistole “Llama“ hatte der ngeschuld Rhayel
          einen HandfläCheflabdr‘L1 hinterlassen An der
          strickmütZe sowie am Schal fanden sich Haare, für
          die der Angeschu yte Rhayel als HerkUflftSPerson
          in Betracht kommt
          Die pistole “Liama“ war vom spanischen Hersteller
          am 15. Juni 1972 an “Ira 24 mPerial GroUfldfOrCeS,
          Teheran“ geliefert worden . Beim Empf&flger han-
          delt es sich um die ehemalige kaiserliche Armee
          irans l 4 S) . Am VerschlU Stück der Waffe fanden sich
          Anhaftufl efl von Blut des Getöteten MohalflmadPOur
          4 6)
          Dehkordi
          
        
          
          — 35 —
          Die sporttasche. in der sich die Waffen befanden,
          wie 49 ei Ausschu 3ÖffflUflgefl von innen nach aul3efl
          auf ‚ die - wie die dort gefundenen Schmauch-
          spuren und Patronenhülsen — belegen. da minde-
          stens drei Schul3salVefl aus dieser Tasche heraus
          bzw. durch sie hindurch abgegeben der 48 . Die
          untersuchung der an der Sporttasche einerseits
          und an der LaufmündUng der MaschinenPistole ande—
          rerseits gesicherten SchmauChsPUren führte ZU dem
          Ergebnis. dat3 beide durch die am Tatort verwendete
          Munition der Firma Sellier und Bellot/CSFR verur-
          149)
          sacht worden sind
          ii. Festnahme von Ämin und Rhay
          youssef Aniin, der nach der Tat nicht — wie
          ursprünglich vorgesehen - ij 5 e Wohnung Senf ten-
          berger Ring 7 zurückkehrte, $ verbrachte die
          Nacht zum 18. SeiDtertiber 1992 bei seinem ekaflfltefl
          15)
          Mohalflad Äbdallah • Am n&chstefl Tag fuhr er über
          Hannover nach Rheine, WO er sich bis zu 2 eifler
          Festnahme bei seinen Angehörigen aufhielt
          Am 24. September 1992 folgte ihm der Angeschuldig
          te Rhayel, der an diesem Tag VOfl dem Angeschuldig-
          ten Mohafltad tris und von HoussaIfl ChahroUr nach
          153)
          Rheine gebracht wurde • Auch der gesondert ver-
          folgte tbeteiligte Haidar kam in den folgenden
          Tagen — allerdings nur besuchsWeise - nach Rheine
          und überbrachte bei dieser gelegenheit im Auftrage
          DarabiS als Tatlohn einen Betrag von mindestens
          154)
          13.600 DM • An der bsichtigten Flucht aus
          T
          
        
          
          —36—
          Deutschland sahen sich Ämin und Rhayel jetzt nur
          noch durch das Fehlen der beiden in Berlin be-
          stellten libanesischen Pässe gehindert. Diese wur-
          den am 2. Oktober 1992 durch den Angeschul 9 en
          Mohamad Atris und Hussein Chaachou überb acht
          Die Festnahme der Täter erfolgte zwei Tage später,
          am 4. Oktober 1992, wobei der auf den Namen “Cha—
          ouki Atris“ ausgestellte libanesische Reisepaf3 mit
          der Nr. 102 4936 — bereits mit dem Lichtbild des
          A ngesch .digtefl Rhayel versehen — sichergestellt
          wurde
          iii. Auffinden des FluchtfahrZeUgBi
          Festnahme VOfl Darabi
          Das von Farajallah Haidar nach der Tat in der
          Cicerostra 3e in Berlin abgestellte FluchtfahrZeug
          wurde von dort, da es die Zufahrt zum Gelände
          der j—NiederlaSSUflg blockierte, auf polizeili-
          che Veranlassung und in Unkenntnis der Tatsache,
          daf es sich um das T terfahrZeUg iiandelte 115 ffyf
          die nahegelegene SchwarzbachbrüCke un eSe )
          Dort wurde es am 8. Oktober 1992 entdeckt . An
          einer vor dem Beifahrersitz des Wagens liegenden
          Plastiktüte fand si?h ein Fingerabdruck des Ange-
          schuldigten Amin . Ferner lag im Fahrzeug eine
          aus der Tat% e MP Uzi verfeuerte Patronenhülse
          Kaliber 9 rom . Ein im Fahrzeug sichergestellter
          Pappkartofl koromt als TranspOrtb g tflhS für die
          Tatwaffen vor der Tat in Betracht
          
        
          
          — 37 —
          Die VOfl den T terfl vor der Tat benutzten Wohnungen
          in der Detmolder Stra e 64b und am senftenberger
          Ring 7 wurden am 8. Oktober 1992 entdeCkt 162 . An
          einem Schrank in der Wohnung Detmo].der Stral3e 64b
          wurde jfl Fingerabdruck des geschUldigten Rhayel
          gesichert .
          Am selben T 4 )wurde der Angeschuldigte Darabi
          festgeflOXt en
          E. jntergrUfld der Tat
          1. Die Demokratische partei 1(urdigtafllr&n (DPI<-fl .
          Die DPK—I ist die wjchtigste und politiSCh
          bedeutsamste Organisation der auf iranischem
          tsgebiet lebenden (urden. Sie wurde im August
          1945 gegründet. ist nach ieninistischenl prinzipien
          strukturiert und fühlt sich dem demokratischen
          Sozialismus verpflichtet. Ihr Ziel war und ist
          die Schaffung einer kurdiSchen autonomen Region in
          einem föderativen demokratischen Iran. Die irani-
          schen Machthaber haben ingeheflde rstellUflgeI
          stets abgelehnt und die Mitglieder der Partei ver—
          folgt.
          Das Verh ltfliS des 5 hah_Reg1me5 zur DPK-I war
          durch GespräChSberejt5 t und rhand1ung ei-
          nerseits sowie durch — auch miiit&rische — Unter—
          rückuflgsma ‘ und Guerillak&mP andererseits
          
        
          
          — 38 —
          gekennzeichnet. Diese “Schaukelpolitik“ setzte
          sich auch nach dem Machtwechsel in Iran im
          jahre 1979 fort. Zunächst schien sich zwar die
          Situation zugunsten der Kurden zu ändern. Mit der
          von dem Generalsekretär der DPK-I, Prof. Dr. Ghaz-
          zemlou, ausgegebenen Parole “Demokratie für Iran,
          Autonomie für Kurdistan“ begann in den kurdischen
          Gebieten der Aufbau einer eigenen Administration.
          PrQf. Dr. Ghazzemlou erklärte, er wolle die Rechte
          der Kurden auf dem Verhandlungswege durchsetzen
          und jede militärische Konfrontation vermeiden.
          Schon kurze Zeit später sah sich die DPK-I jedoch
          erneuten Repressionen ausgesetzt. Unvereinbar mit
          dem schiitisch-iranischefl Nationalismus und der
          Herrschaft der Religionsgelehrtefl, dein Prinzip des
          “velayet—e faqih“, wurde die DPK—I verboten, die
          daraufhin ihren Guerillakampf verstärkt fortführ-
          te. Durch ihre Koalition mit der irakischen Regie-
          •rung während des ersten GolfkriegeS lieferte sich
          die DPK-I - von den kurdischen Organisationen in
          Irak isoliert — der offenen Feindschaft des irani-
          165)
          schen Staates aus
          II. Der Anschlag auf die DPK-I-Führung in Wien
          Mit dem Ende des Krieges im Jahre 1988 kam es
          zwischen der DPK—I und der iranischen Regierung
          
        
          
          — 39 —
          erstmals wieder zu rhand1Uflgefl. Sie fanden unter
          strengster eheiITthaltUflg in Wien statt und sollen
          u.a die Frage einer Amnestie für kurdisChe Un-
          7 tergrundk r (“PeshmergaS“) zum Gegenstand ge-
          habt haben . während der dritten verhandlUngs
          runde, zu der sich am 13. Juli 1989k in einer
          Wiener privatwohnUng Prof. Dr. GhazzemlOU und der
          EuropaVertreter der Partei, Ghaderi Azzar, sowie
          der Vermittler dieser Gespr&Che. Dr. Fadel RasoUl.
          mit drei iranischen gjerUflgSVertrete trafen,
          wurden die beiden DPK-I-FUflkti0fl und Dr. Ra-
          167)
          soul erschossen . Zwei der drei iranischefl
          gjerur1gSVertreter blieben unverletzt, der dritte
          168)
          erlitt eine chu 3verletzung im HaisbereiCh
          Die r itt1ungen ergaben den dringenden Verdacht
          einer unmittelbaren Beteiligung der iranischen De-
          169)
          g tiOflsmitglieaer an der Tat . Den Österrei-
          chischen ehördefl liegen zahlreiche Indizien dafür
          vor, da diese von der iranisChen Botschaft in
          Wien aufgeflOlWflen un 70 -fl der Folgezeit auI er Lan-
          des gebracht wurden . Die von Österreichischen
          Gerichten erlassenen Haftbefehle gegen die irani—
          schen gierUflgSvert1 t konnten bis heute nicht
          171)
          vollstreckt werden
          iii. Die DPK-I unter Dr. Charafk 4
          Dr. Sadegh Charafkafldi, der 1989 die Nachfolge
          Prof. Dr. GhazzemlO us antrat, setzte die politik
          seines Vorg&flgerS gegenüber der iranischen Regie-
          rung fort. Die Ziele seiner Partei
          
        
          
          — 40 —
          — Demokratisierung und Verwirklichung föderaler
          Strukturen in Iran,
          - Autonomie für kurdische Territorien mit Schwer-
          punkt in Verwaltung, Wirtschaftsplanung und,
          Bildung
          versuchte er — angesichts der beschränkten Mög-
          lichkeiten in Iran selbst —‚ vornehmlich durch
          eine entsprechende “Au enpolitik“ offensiv zu ver-
          treten. Dabei ging es ihm vor allem um die Arier-
          kennung kurdischer Autonomie durch internationale
          Gremien und organisationen. Die Teilnahme an der
          Tagung der Sozialistischen Internationale in Ber-
          lin war für die Partei deshalb von ganz besonderer
          112)
          Bedeutung
          IV. Die iranische politik gegenüber der DPK-I
          ( Die iranische Regierung betrachtet die DPK-I - un-
          geachtet der bisweilen bestehenden GespräChSkOfl
          takte - als konterreVOlUt1ofläre KleingruPPe“ und
          bekämpft sie dementsprechend auch “außerhalb des
          Landes“. Der Minister für Nachrichtendienste und
          IranS, All Fallahiyafl,
          &u 3erte sich hierzu im Verlaufe einer im irani—
          scheri Fernsehen am 30. August 1992 verbreiteten
          Ansprache wie folgt:
          “Wir verfügen über eine 5j herheitSabteilUng ,
          deren Operationen sich gegen konterrevolutionäre
          KleingruPPen richten •.. Uns ist es gelungen,
          die zentralen Organisationen dieser Kleingruppen
          zu intiltrierefl und die meisten ihrer Mitglieder
          
        
          
          — 41 —
          zu verhaften. Insgesamt gesehen gibt es derzeit
          in unserem Land keine aktiven KleingrUppen mehr.
          Sie wurden zur Flucht aus dem Land gezwungen.
          Wir haben unsere Operationen fortgesetzt. Wir
          verfolgen sie jetzt und beobachten sie ständig
          au erhalb des Landes. Wir haben ihre zentralen
          Organisationen infiltriert und sind über ihre
          Aktivitäten informiert ... Uns ist es gelungen,
          vielen dieser KleingrupPen au erhalb des Landes
          oder an den Grenzen Schläge ZU versetzen. Wie
          Ihnen bekannt ist, handelt es sich bei einer der
          aktiven 1eingrUPPefl um die kurdische demokra-
          tische Partei •.. Wir konnten ihren Mitgliedern
          im vergangenen Jahr entscheidende Schläge ver-
          setzen. Den Haupt- und  wurden schwere Sch versetzt und ihre
          Aktivitäten gingen zurück“
          Die erneute Liquidierung der oi1ständigen Führung
          der DPK—I ist die konsequente fortsetZUng der
          vom iranischen Minister für Nachrichtendienste und
          beschriebenen Aufklä
          rungs— und rfo1gUflg5Strateg gegen di irani-
          sche OppositiOns insbesondere die DPK
          F. EjnlaSSUflg der ngeSchuldigt
          Während die flgeschuldigtefl Ayad. Darab 7 1d
          Rhayel jegliche atbeteiliguflg bestreiten
          
        
          
          — 42 —
          räumt der Angeschuldigte Atris zwar den &u e—
          ren Geschehensablauf — die Überbringung des
          Passes seines Bruders Chaouki nach Rheine —
          ein, will aber den wahren Hintergrund der
          Pa übergabe nicht gekannt haben, sondern von
          einer nur leihweiseri und vorübergehenden Über-
          lassung des Passe )ohne dessen Verfälschung
          ausgegangen sein . Au erdem habe er den Pa
          erst Ende September oder Anfang Oktober 1992
          an sich gebracht und dabei keine Verbindung
          zu dem Anschlag vom 17. September 1992 herge-
          stellt.
          Der Angeschuldigte Amin hingegen hat - nach
          anfänglichem Leugnen - umfangreiche, detail-
          lierte und nachprüfbare Angaben zum Tatgesche—
          hen, zum Tathintergrund sowie zur Beteiligung
          weiterer Personen und deren Verhältnis zuein—
          177)
          ander gemacht . Diese Angaben haben sich
          durchweg als zutreffend erwiesen und sind
          durch eine Fülle weiterer Ermittlungsergeb—
          nisse bestätigt worden. Sie haben nicht nur
          zur Entdeckung der beiden konspirativen Woh-
          nungen Detmolder Stra e 64b und Senftenberger-
          Ring 7 in Berlin, sondern auch zur Auffindung
          des Fluchtfahrzeugs geführt. Amins Behauptung,
          noch auf dem Weg zum Tatort völlig ahnungslos
          gewesen zu sein, ist dagegen unglaubhaft.
          
        
          
          — 43 —
          beantrage,
          das Hauptverfahren vor dem Kammergericht
          Berlin zu eröffnen,
          2. die Haftbefehle des Ermittlungsrichters
          des Bundesgerichtshofs aufrechtzuerhalten,
          3. Haftfortdauer anzuordnen.
          von Stahl
          Ich
          1.
          (Büchler)
          justizobersekr0tä
          
        

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