Aadel Collection

Can literature be sin?

          
          ter einer iranischen „Wohlfahrtc-
          OrganisationdenRestseinesLebens
          unter Polizeischutz verbringen
          muß. Auf die geplante Vor lesetour
          durch die USA. so teilte sein Verlag
          VikingPenguinamDonnerstagmft,
          werde Rushdie jedenfalls nicht ge-
          hen. Der US-Verlag hält jedoch
          trotz der zahlreichen Drohungen
          und trotzdes gesteni in Teheran ver-
          hängten Verkaufsverbots an seinen
          Plänen fest, im September eine Ta-
          schenbuchausgabe der „Satanic
          Verses“ mit einer ersten Auflage
          von 125.000 Kopien auf den Markt
          zu bringen.
          Europäische Verlagshäuser
          scheinen da weniger mutig Wäh-
          rend Italiens Radikale Partei am
          Mittwoch alle Staatsoberhäupter zu
          einer angemessenen Antwort auf
          ‚.Khomeinis Nazi-lslamisierung“
          aufforderte, setzten die italieni-
          schen und französischen Verlage
          ihre lJbersetzungverträge mit Vi
          king Penguin angesichts der ge
          spannten Situation erst einmal aus.
          Auch Kiepenheuer&Witsch ist of-
          fenbar dazu bereit, sich von den
          Mullahs inseine Verlagspolitik her-
          einreden zu lassen. Eine Sprecherin
          des Verlages erklärte am Donners-
          tag gegenüber dertaz, man überlege
          sich derzeit noch, ob die deutsche
          Ausgabe wie geplant mi Herbst her- t
          auskommen werde.
          RET 7I2I89 :
          Känn: denn LIteratu r TodiSündö sein?
          Iran setzt Kopfgeld auf den in Großbritannien lebenden Autor Salman Rushdie ws / Khrjsneini läßt vor dc i britischen ßÖts‘chaft in
          Teheran gegen den Roman „Satanische Verse“ protestieren / Kiepenheuer& Witsch überlegt noch Herausgabe der deutschen Ausgabe
          $ 4 rium zu Rückgriffen auf radikale
          — 5 wi _ Ofl nvi l$C Revolutions-Rhetorik gezwungen.
          Der achtjährige Krieg mit dem Irak So bezeichnete dergemäßigte Spre-
          ist beendet. Die iranische Revoht- cher des Parlaments Haschemi Raf-
          tion braucht ein neues Feindbild. sandschani Rushdies unschuldig-li-
          Gerade,alsdie verschiedenen Frak- terarisches Werk nun plötzlich als
          tionen des Teheraner Regimes aus- „kalkulierte sch limme Verschwö-
          einanderzudriften schienen, hatder rung gegend den Islam “.
          greise Gründer der Islamischen Re- Auf der anderen Seite steht auch
          publik nun einen neuen gemein a- dieRegierungThav herunterimmer
          men Satan kreiert: den in .8 0mW größerem Handlungszwang, nach-
          gebotenen und in London lebenden dem sie mit Rücksicht auf die win-
          Schriftsteller Salman Rushdie, des- kenden Verträge über Waffenliefe-
          sen jüngster Roman „Satänic Ver- rungen.zu den Morddtohungen ge-
          sec bereits in vielen islamischen gen Rushdie, der einen britischen
          Ländern wegen seines „blasphenii- Palbesitzt,bishergeschwiegenhat.
          schen “ Inhalts verboten worden ist. Nach einem unergiebigen Treffen .
          Indem er die Hinrichtungsliste sei- zwischen dem Leiter der britischen
          nes Regimes jetzt noch um den Kop Rumpf-Botschaft in Teheran und
          eines im Westen lebenden Literaten :1 “ertretern des Ajatollah-Regimes
          erweittrt hat, versucht Ajatollah wurde der Chef der iranischen M is-
          Khomeini genau jene Balance zwi- sion in London am Donnerstag mit
          schen Jen verschiedenen, um seine tag zum Rapport ins britische Au-
          Nachfolge kämpfenden Fraktionen ßenministerium bestellt. Wären da
          wiederherzustellen, die ihn für eine am Mittwoch nicht rührende briti-
          Dekade an der Macht gehalten hat. sehe Schriftsteller mit einer Petition
          Erstes Opfer des am Dienstag im vor Margaret Thatchers Haustür
          Namen Allahs ausgesprochenen aufgetaucht, hätte die britische Re-
          Hinrichtungsbefehls ist nicht etwa gierungdieganzeAffärewnliebsten
          der unter Polizeischutz abgetauchte den Polizisten von Scotland Yard
          Rushdie.sondemdasdiplomatische überlassen, die dem untergetauch-
          Verhältnis zwischen dem Iran und ten Rushdie Schutz gewähren. Der
          Großbritannien. Nach einer insze- Romanautor wird derzeit von genau
          nierten Demonstration vor der briti- den Polizeikräften beschützt, die in
          sehen Botschaft in Teheran, in dem seinem auch in England spielenden
          die aufgebrachten Teilnehmer ne- Roman illegale Einwanderer wer-
          ben dem Tod Rushdies gleich auch prügeln und dazu zwingen, ihre ei-
          nochden „Tod Englands“ undAme- genenExkrementezuessen. Terror-
          rikas forderten, sehen sich nun ismus-Experten gehen davon aus,
          selbst die an einer Annäherung an daßRushdienachderAussetzungei-
          den Westen interessierten „Tau- nes Kopfgeldes von einer Million
          ben“ im iranisehen Außenministe- Dollar durch den prominenten Lei-
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