Aadel Collection

Court proves credibility of ‘Source C”

          
          — Berliner Zeitung Nummer 32
          1
          POLITIK
          1 ! ‘
          Freitag, 7. Februar 1997
          Gericht prüft Glaubwürdigkeit von „Quelle C“
          Der Hauptbelastungszeuge für die Verwicklung des Iran in den Mordanschlag sagt im Mykonos-Prozeß erneut aus
          Berlin. sav
          Im Berliner Mykonos-Prozeß hat der
          bislang als „Quelle benannte Zeu-
          ge seine Identität preisgegeben. Der
          39jährige Abolghasem Mesbahi be-
          zeichnete sich gestern als früherer
          Geheimdiplomat des Iran. In dieser
          Funktion ‘ sei er 1988 an der Freitas-
          sung der Geisel Rudolf Cordes betel-
          Iigt gewesen.
          Drei Leibwächter umringen den
          leinen, schmalen Mann, als er den
          Saal 700 des Moabiter Kriminalge-
          richts betritt. Abolghasem Mesbahi
          gilt als hochgefährdet. Monatelang
          war seine Identität geheimgehalten
          worden, da er zu. den Hauptbela-
          stungszeugen für den Vorwurf des
          Iranischen Staatsterrorismus zählt.
          Noch vor vier Monaten fand seine
          Vernehmung vor dem Berliner
          Kammergericht hinter verschiosse-
          nen Türen statt. In ihr hatte er aus-
          gesagt, daß politische Morde mit
          Wissen und Einverständnis von Re-
          liglonsführer Chamenei und Staats-
          pr äsident Rafsandschani gesche-
          hen. So auch der Anschlag auf vier
          iranische Oppositionelle im Sep-
          tember 1992 im Restaurant Myko-
          nos.
          Mit einem Dossier bezichtigte der
          Iran Mesbahi als Betrüger. An zwei
          Tagen überprüfen die Richter nun
          dessen Glaubwürdigkeit. Offent-
          licli, denn der Iran kennt die Iden-
          tität des Zeugen. Davon, wie Mes-
          bahl einzuschätzen Ist, hängt ab,
          ob seine Aussagen als Beleg für die
          Anklage gewertet werden.
          Ruhig und sachlich beantwortet
          Mesbahl, der aus dem iran flüchtete,
          die Fragen. Seine früheren Aufgabe
          umreißt er als Leiter des iranischen
          Nachrichtendienstes in Paris bis
          1984, danach als Leiter der Ge-
          helmdlenstzentralen in Westeuro-
          pa. Fotokopien über Einreisen und
          Hotelaufenthalte in den Jahren
          nach 1984 belegen seine Missionen,
          die der Iran bestreitet. In den Doku-
          menten ist seine iranische Dienst-
          paß-Nummer 16317 regIstriert, die
          ihn als Mitglied der iranischen Re-
          gierung ausweist. Die deutsche Bot-
          schaft in Teheran besaß die Fotoko-
          pien, da sie sich damals um das Vi-
          s t irn für Mesbahi kümmerte ,
          So auch im Sommer 1988, als
          Mesbahi seinen Angaben zufolge
          bei der Freilassung des Hoechst-Mit-
          arbeiters ltudolf Cordes vermittelte,
          der von der pro-iranischen Hisbol-
          lah als Geisel im Libanon festgehal-
          ten wurde. Damals verhandelte
          Mesbahi mit den SPD-Politikem Er-
          hard Eppier und Hans-Jochen Vo-
          gel, was diese nach Auskunft der
          Nebenklagevertreter auch bestätig-
          ten. Ein bestehendes Einreiseverbot
          gegen Mesbahi, das Ihn damals am
          Frankfürter Flughafen festhielt,
          konnte Epp ler beseitigen. Der aus-
          gehandelte Deal: Cordes kehrte Im
          September 1988 nach Deutschland
          zurück. Im Gegenzug wurde der I i-
          banese Abbas Hamadi, der im April
          1988 zu 13 Jahren Haft verurteilt
          worden war, fünf Jahre später vor-
          zeitig aus dem Gefängnis entlassen.
          Nur in einem Randbereich ver-
          wickelt sich Mesbahl vor Gericht in
          einen Widerspruch: Obwohl er ei-
          nen Brief von Cordes an dessen Frau
          weiterleiten sollte, weiß Mesbahi
          nicht, wie die Übergabe stattfand.
          Massive Sicherheitsvorkehrungen vor dem Kriminalgericht BerIin-Moabit. Gestern wurde erneut ein Ex-Mitarbeiter
          des iranischen Geheimdienstes zur Verwicklung Teherans in die Mykonos-Morde vernommen. Foto: dpa
          AA000351
        

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