Aadel Collection
Torture in Iranian prisons
Nr.. 3 —März1983 —AusgabeA Charles Brooks/UM hingerichtet mit ‘‘ zø‘ »Ä‘ der Giftsprilze •k j ÄA000276
Aus dem Inhalt BERICHTE AUSDEN LÄNDERN ... . 13 Menschenrechtein Ägypten .... 3 .Stidäftikanisdher.Ridhterenliastet Sicherheitspolizei . .. 5 FoEterim [ lran 6 ‘.Peruanischer Gemeirideftihrer frei 8 FreilassungSin Rumänien 4 Publizist in Philippinen frei .. .9 GEFANGENE DES MONATS .110 JRuSnda 10 Laos ii Türkei ... - 11 1 -e Verkaufspreis durch Mitglieder- und Fördererbeitrag abgegolten Erscheinungsweise monatlich Redaktionsschluß: 1. des Vormonats Redaktion: Barbara Geier (verantwortlich) Namentlich gekennzeichnete Beitrage geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Herausgeber: ai, Sektion. der Bundesrepublik FR 192 Deutschland e.V. Heerstraße 178 Postfach 170229 5300 Bonn 1 Tei.: (0228) 650981 Postschrckkonto Köln Kto.-Nr. 224046-502 Bank für Kirche und Diakonie Duisburg (BKD) Kto.-Nr. 30000 BLZ: 35060190
&ricflteaus denLöndern ai-infärmation3/ 83 Berichte aus den Ländern MENSCHENRECHTE IN ÄGYPTEN amnesty international veröffentlicht Bericht über Menschenrechtssitualion in Ägypten Jahrelänge Inhaftierungen und Wiederver- haftungen ohne Verfahren, sporadische Fest- nahmen und. wietholte Geriditsverfähren unter Gesetzen, die das. Recht auf freie Mei- nungsäußerung; einschränken, droht in Ägypten allen Personen,. die ‘der Opposition verdächtigt werden. in ihrem am r E L Februar 1983 veröffentlich- ten Bericht „Menschenrechte in Ägypten“ zu beziehen äher das. Nationale Sekretariat von ai in Bonn) dokumentiert amnesty inter- national übereinstimrneide Aussagen,. wo- nach politische Gefangene unter anderem mit Schlägen und Verbrennungen durch Zi- garetten gefoltert werden. Der Bericht beschreibt, wie unter einer Reihe von Gesetzen und Anordnungen Personen aller gesellschaftlichen Gruppen aufgrund der gewaltlosen Äußerung ihrer Ansichten festgenommen werden können. Viele von ih- nen sind niemals angeklagt oder vor Gericht gestellt, aber dennoch monatelang in Haft gehalten worden. Für die Festnahmen wer- ‚r den Verfügungen des Ausnahmezustandes herangezogen, der in den vergangenen zehn Jahren für nur 17 Monate, vom Mai 1980 bis Oktober 1981, aufgehoben war. Der Journalist Hussein Abdul RAZIQ zum Beispiel, dessen Fall dokumentiert ist, wurde in fünf Jahren fünfmal festge- nommen. Obwohl er vom Obersten Staatssi- cherheitsgericht freigesprochen worden war, wurde er noch dreimal vor Gericht gestellt, darunter noch einmal unter derselben Ankla- ge,.. von der ihn das Oberste Staatssicherheits- gericht bereits freigesprochen hatte. Er wird angeblicher Aktivitäten für die verbotene Ägyptische Kommunistische Partei verdäch- tigt. Andere im Bericht erwähnte Fälle betreffen Arbeiter, Anwälte, Ärzte, muslimische wie christliche Kirchenführer (fundamentalisti- sehe Mos lems und Kopten) und Politiker. Wiederholt waren zum Beispiel auch der po- ‚r— puläre Dichter und Liedermacher Ahmed ‘ u‘ad Negm (siehe Photo) und sein Beglei- ter, &r blinde Lautenspieler Sheikh Imam Muhammad Aissa inhaftiert. Aufgrund; der Praxis wiederholter Festnah- men, Freilassungen und Re-Inhaftierungen kann keine präz e Anzahl. t Personen, die aus politischen. Gründen festgehalten. wer- den, angegeben werden.. Dennoch schätzt a.i, daß es mindestens mehrere hundert politische Gefangene gibt. und weit über 500 ihren. Pro- zeß erwarten, darunter ungefähr 300 angebli- che Mitglieder des islamischen Gruppierung „AI Jihad“ und 200 Personen, die linksge- richteter politischer Aktivitäten angeklagt sind. 67 Seiten, zu beziehen über das Sekretariat in Bonn Ende 1981 gingen amnesty international In- formationen zu, wonach politische Gefange- ne während ihrer Haft in bestimmten Haupt- quartieren des Staatssicherheitsdienstes und der Polizei, im Aufnalimegefängnis von To- ra, im Gefängnis von Al Marg und in der „Zitadelle“ gefoltert worden sind. Der Be- richt zitiert medizinische Befunde über Ver- letzungen von Gefangenen, die angaben, ge- foltert worden zu sein. In allen angeführten Fällen hat die medizinische Untersuchung den Foltervorwurf bestätigt. Die Gefangenen sind mit. Stocischlägen, Peitschen, Gummi- schläuchen, Verbrennungen mit Zigaretten Aufttängen an Händen und Füßen, Todes- drohungen: und. sexuellen Angriffen gefoltert worden. Empfehlungen. Mit ihrem Bericht ruft amnesty international die ägyptische Regierung öffentlich dazu auf, alle Verstöße gegen die Menschenrechte ein- zustellen und richtet folgende Empfehlungen an die verantwortlichen Regierungsstellen: • unverzüglich eine umfassende Überprü- fung der bestehenden, die politische Betäti- gung reglementierenden Gesetze in Erwä- gung zu ziehen. Diese Überprüfung sollte mit dem Ziel erfolgen, den einzelnen davor zu schützen, aufgrund der gewaltlosen Ausü- bung seiner Menschenrechte festgenommen oder inhaftiert zu werden; • eine Amnestie zugunsten aller gewaltlosen politischen Gefängenen zu erlassen. Nach Ansicht von ai wäre dies ein unmittelbarer, wirksamer Schritt zur Einhaltung des Inter- nationalen Paktes über bürgerliche und poli- tische Rechte; • die Auffiebung des Notstandes und der entsprechenden Gesetze, die die gewaltlose Ausübung von Menschenrechten einschrän- ken, in Erwägung zu ziehen; • sicherzustellen, daß. jeder festgenomme- nen und inhaftierten Person die durch Arti- kel 9 des Internationalen Paktes über bürger- liche und politische Rechte sowie durch Arti- kei 71 der ägyptischen Verfassung garantier- ten Rechte zugestanden werden. Artikel 71 Lautet: „Jeder Festgenommene oder Inhaf- tierte ist unverzüglich über die Gründe der Festnahme oder Inhaftierung zu unterrichten und hat Anspruch darauf, mit den Personen in Verbindung zu treten, die er über das Ge- schehene informieren will oder deren gesetz- lich vorgesehenen Beistand er sucht. Jede MENSCHENRECHTE IN ÄGYPTEN •Willktlrliche Festnahmen .Folter •Politische Haft •Todesstrafe . a 1 amnesty international amnesty international publication Februar 1993 3
al-information 3/83 Berichieaus den Ländern festgenommene oder inhaftierte Person ist unverzüglich von den gegen sie erhobenen Anklagen in Kenntnis zu setzen, und es ist sowohl ihr als auch dritten Personen zu ge- statten, vor Gericht gegen die Maßnahmen, die ihre persönliche Freiheit einschränkt, Be- schwerde einzulegen. Das Gesetz regelt das Recht auf Einspruch dergestalt, daß Ent- scheidungen über Einsprüche innerhalb einer festgelegten Frist zu treffen sind; bei Nicht- einhaltung dieser Frist ist die festgenommene oder inhaftierte Person freizulassen.“ • eine Erklärung herauszugeben und weit- hin eindringlich bekanntzumachen, daß die Regierung die Folterung und Mißhandllung von Gefangenen verurteilt und nicht dulden wird; • alle ausstehenden Todesurteile im Sinne eines humanitären Cinadenbeweises in Haft- strafen umzuwandeln; • die Abschaffung der Todesstrafe in Ägyp- ten ernsthaft und unverzüglich in Erwägung zu ziehen und bis zu einer endgültigen Ent- scheidung mit sofortiger Wirkung die Aus- Der Bericht „Menschenrechte in Ägypten“ war bereits im Juni 1982 gemeinsam mit ei- .nem Memorandum der ägyptischen Regie- rung zugesandt worden mit der Bitte um Empfang einer ai-Mission. Bis heute hat am- halten. Mit der Veröffentlichung ihres Berichts hat amnesty international weltweit eine Sonder- aktion gegen Menschenrechtsverletzungen in Ägypten eingeleitet. Mein in der deutschen Seittion von ai nehmen 120 Gruppen ari die- ser Kampagne teil. setzung der Anwendung und Vollstreckung der Todesstrafe anzuordnen. Auszug aus einem Brief von Farida Naq- qash, einer gewaltlosen pölitischen Ge- fangenen, aus dem Qanater-Gefängnis an ihren Ehemann, H‘ussein Abdul RSq, der gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war. Gefängnisleitung hatte uns mehr oder wen jger höflich gebeten, unsere Zellen in Ordnung zu bringen. Doch jetzt wejß ich, daß mein stilles Ge- denken am Fenster mit Deiner Entlas- s ung am Abend zusammenhing. Ich bin jetzt voller Freude, mein Lieber, daß ich mich gestern, an diesem Tag voller Auf- regung, geirrt habe. müssen. Du wüst Dir Sorgen um mich machen, wie ich es tat, allein und unter Druck. Du wüst ins Parteibüro gehen, um den Arbeitsrückstand aufzuholen und die zahlreichen Aufgaben zu erfül- len. Doch glaube mir, wenn ich bei der kleinen Welt, die Euch drei verbinde4 schwöre, daß ich jetzt glücklich bin und daß es nicht darauf ankommt, wie lange diese Haft noch dauert. Mein lieber Hussein, gestern abend, als der Strom ausgefallen war, sprach ich in Gedanken sehr lange mit Dir. Da wußte ich noch nicht, daß Du nicht mehr im Tora-Gefängnis warst. Ich öffnete in meiner Zelle das Fenster, um die geheime Botschaft, die in mir war, hinauszulassen. Ich wollte auch das Geräusch der Kakerlaken hören, die sich bin und her bewegten und eine geradezu kaflcaeske Atmosphäre schufen. Ich Gegen vier Uhr morgens war ich einge- döst. Nach kaum fünf Minuten sprang ich plötzlich auf weil ich einen lauten Schrei von Gassir hörte. Er weinte vor Schmerzen, und ich wurde fast ohn- mächtig. Ich schaffte es, ruhig zu bleiben und Deinen Namen zu rufen. Nun wejß ich, wie Ängste die Vorstellungskraft be- einflussen und den Geist täuschen kön- nen. lauschte und beobachtete ganz bewußt, um mit Dir und den anderen lieben Insas- sen des Tora-Gefängnisses die Erfahrung von Dreck, Ratten, Kakerlaken und fau- letz Gerüchen zu teilen. Oder war dies nur eine masochistische Neigung? Oder war es eine Fantasie? Besser, wenigstens einer von uns erlebt jetzt nicht mehr diese Ich bin voller Freude über Deine Rück- kehr. & wird Deine glücklichste Rück- kehr sein, seit wir uns kennen. Ich l iebe Dich, weil Du zu den Kindern zurückge- kehrt bist, und ich werde Dich weiter lie- ben!, auch wenn Du in das Gefängnis zu- &ckkehren mußt, was ohne Zwej [ el ge- schehen wird. Was soll ich sagen? Qua4 denke ich. Nun bist Du da, und die „Sprache der Abwesenheit“, die die Kinder so gut be- herrschen, ist verschwunden. Ich nenne es die „Sprache der Abwesenheit“ sie tritt auf, wenn Kinder plötzlich erwachen und nach jemandem rufen, nicht nach den Eltern; nach jemandem, der ihnen nahesteht, dem sie sich zuwenden. Ich wej/3 nicht, ob dies ein Melodrama ist, aber es ist auf jeden Fall schmerzhaft. Ich schaute auf den vernachlässigten Gar ten und bemerkte, daß man dort gestern etwas aufgeräumt hatte. Sie hatten mei- nen Baum beschnitten, und der Rasen war übermäßig bewässert worden. Der Bezirksleiter hat uns nämlich einen Be- Hier an der Mauer gibt es viele Bäume, deren Blätter in der Nacht schnell und heimlich wachsen, um uns vor Spitzeln und unsichtbaren Aufsehern zu schützen. Trotz allem wird unsere Welt geboren werden, und unsere Fahne wird Dank der Opfer unserer besten Leute an vielen Plätzen dieser Erde wehen. Unsere Lei- den werden uns nicht zurückhalten, weil sie zu den Lasten der Menschen gehören!!, die unsere Loyalität und unsere Treue er- warten und deren Weisheit unser Lehr- such abgestattet und man hatte schnell we(ße Backsteine um den Rasen gelegt. Die Müllhaufen, die schon Monate alt Nun bist Du frei, um Rasha und Gassir zu umarmen und an mich zu denken. waren, waren entfernt worden, und die meister ist. Jetzt ist Dein Horizont weiter. Das ist herrlich, mein guter und tapferer Gelieb- ter. Mein Herz ist nun erleichtert, aber dafür wirst Du nun einen Preis bezahlen Dieser Schlußgedanke gefällt mir, ob- wohler einen Brief beendet, der nun lei- der doch sehr traurig geworden ist. In Liebe Farida 4
&rkhte aus tLändenz ai-införmaiion 3/83 Südafrikanischer Richter entlastet Sicherheitspolizei Angeblich keine Vnntwortung: am Töde Neil Aggetis. Ein Johannesburger Richter hat die südafri- kanische Skherheitspolizei von jeder Verant- wortung. für den. Tod Dr. Neil AGGEfls freigesprochen.. Der Gewerkschafter Aggett war im. Februar vergangenen Jahres in seiner Zeile im Johannesburger Hauptquartier der Sicherheiispolizei tot aufgefunden worden. Richter P.J. KOTZE brachte seine lang an- däuernden Untersuchungen zu dem. Ergeb nis,. daß hier Selbstmord vorliege; Während dkser Uhtersuchungen wurde der Vorwurf erhoben daß Dr.. Aggett. geschlagen, mit Elektroschock und. Schlafentzug gefoltert und unmittelbar vor seineni Tod über 6Q Stunden. lang: ununterbrochen verhört wor- den sei Zeitweise, und zwar im Oktober 1982, ist die Utikrsucbung von, einem amnesty-. Beauftragten. begleitet worden. Die. Anwälte. der Angehörigen Dr.. Aggetts haben den Richter dringend darum gebeten, von einem: „herbeigeführte“ Selbstmord“ zu sprechen, da. Tod als direkte Folge der Mißhandhmg dtirch die Sitherheitspollzei ge- sehen werden müsse. P.J. Kotze verwarf da- gegen die Aussagen mehrerer ehemaliger Häftlinge, wonach Dr. Aggett gefoltert wor- ‘ den sei, indem er geringfügige Widersprüche ihrer Aussagen herausstellte. Stattdessen machte er sich die Version der Sicherheitspo- lizei zu eigen und sprach sie von aller Schuld frei. Er wies darauf hin, daß vielmehr ein an- derer Gefangener, der eine Zelle gegenüber der Dr. Aggetts gehabt habe, eine „morali- sche Verantwortung“ für den Tod des Ge- werkschafters‘ trage.. Dieser Häftlihg, Auret VAN HEERDEN, hatte nämlich dem. Ge- richt. gegenüber angegeben er habe. eine ernsthafte Störung der geistigen und. physi- schen Verfassung NtiiAggetts.in. Folge seiner angeblichen Mißhandlung und. seines: langen Verhörs beobachtet und daher befürchtet, daß dieser sich. das Leben nehmen könnte.. Der Richter bemängelte, daß. er diese Be- fürchtung, damals‘. nicht. der Sicherheitspolize.i mitgeteilt. habe. Auret Van. Heerden hat im Oktober 1982‘ im Rahmen der Untersucbung: ausgesagt. Kurz zuvor war er nach neunmonatiger Inhaftie rung ohne Gerichtsverfähren. freigelassen worden..Er durfte. keine Aussagen über seine eigene Folterung in Haft machen. Der 28 Jahre. alte. Dr.: Aggett, der als haupt- amtlicher Gewerkschafter der überwiegend! schwarzen „Food and Cännirg Worker‘s Union“ (Gewerkschaft der im Nahrungsmit- telsektor Beschäftigten) arbeitete,, war am 26. November 1981 festgenommen und bis zum: 5. Februar 1982 ohne Kontakt zur Außen- welt im John Vorster Square Polizeihaupt- quartier festgehalten worden. Er war einer von mehr als 40 Angestellten schwarzer Gewerkschaften, Gemeindearbei- ter und Studenten, die alle Ende 1981 ohne Verfahren festgenommen und mehrere Mo- nate lang incomunicado (ohne Kontakt zur Außenwelt) inhaftiert worden sind. Damals erklärten die Behörden, daß es einen großen politischen Prozeß geben werde, der auch vitle dieser Inhaftierten betreffe. Schließlich sind aber aJJe. bis auf: zwei in schwarzen. Ge- werkschaften arbeitende Gefangene freige- lassen worden, ohne vor Gericht gestellt ‘vor- den. zu sein Die beiden: waren Dr. Aggett und‘ Alän FINE von der „Hotel, Liqporand Catering Tradea Gewerkschaft (Gewerk- schaft der Angestellten im . Hotel-,. Getränke- und: Lebensniitteigewerbe), der im August 1982 vor Gericht gestellt und freigesprochen wure. Außerdem wurden. im Mai‘ 1982 drei führen- de.: Mitglieder der südafrikanischen „Affi&t Workers Union“ angeklagt., nachdem sie mehrere Monate lkng inhaftiert waren. AI1Cr- dings sind ihre Anidagen später ohne Erklä- rung fallengelassen worden, bevor es zu ei- nein Gerichtsverfahren kam; Am 30. September 1:982 veröffentlichte das „Unterstützungskomitee der Eltern von Häftlingen“ noch während der Untersu- chung von Dr. Aggetts Tod ein Memoran-. dum über „Miß handlung von politischen Gefangenen durch die Sicherheitspolizei“, das auf 70 Aussagen ehemaliger Häftlinge beruhte, die angaben, von Angehörigen der Sicherheitspolizei gefoltert oder mißhandelt worden zu sein. Das von Angehörigen und Freunden politischer Gefangener 1981 ins Leben gerufene Komitee übergab das Memo- randum sowie die Zeugenaussagen dem Mi- nister für Recht und Ordnung mit der Auf- forderung, eine offizielle Untersuchung an- stellen zu lassen. Doktinent der Vereinten Nationen Südafrika SICHERHEITSRAT — Gegenstand: Todes- urteile in Südafrika. — Resolution 525(1982) vom 7. Dezember 1982 Der Sicherheitsrat. — nach Behandlung der Frage der Todes- urteile, die am 19.August 1982 in Süd- afrika über Anthony Tsotsobe, Johannes Shabangu und David Moise verhängt wurden, — unter Hinweis auf seine Erklärung vom 4.Oktober 1982 (S/15444) zu den Todesur- teilen, die am 6. August 1982 in Südafrika über die Mitglieder des Afrikanischen Nationalkongresses von Südafrika Thelle Simon Mogoerane, Jerry Semano Mosololi und Marcus Thabo Motaung verhängt wurden, und unter erneuter Wiederholung seines dringenden Auf- rufs, die vollziehende Gewalt möge in diesem Fall Gnade walten lassen, — zutiefst besorgt darüber, daß die Beru- fungskammer des Obersten Gerichts- hofs von Südafrika die über Anthony Tsotsobe, Johannes Shabangu und David Moise verhängten Todesurteile am 26. November 1982 bestätigt ha::. in dem Bewußtsein. daß der Vollzug der Todesurteile zu einer weiteren Zuspit- zung der Lage in Südafrika führen wird. 1. fordert die südafrikanischen Behörden auf, die über die sechs Männer verhäng- ten Todesurteile in andere Strafen um- zuwandeln; 2. bittet alle Staaten und Organisationen eindringlich, ihren Einfluß geltend zu machen und im Einklang mit der Charta der Vereinten Nationen, den Resolutio- nen des Sicherheitsrats und einschlägi- gen internationalen lnstrumenten drin- gend Maßnahmen zu ergreifen. um das Leben der sechs Männer zu retten. Abstimmungsergebnis: Einstimmige An- nahme. s
ai-information 3/83 Berichte aus den Ländern Folter in iranischen Gefängnis:n amnesty international veröffentlicht Zeugenaussagen Seit der Revolution im Februar 1979 in Iran hat amnesty international wiederholt auf die erschreckend hohe Zahl an Hinrichtungen, auf das Fehlen fairer Gerichtsverfahren und die Inhaftierung gewaltloser pölitischer Ge- fangener hingewiesen. In jüngster Zeit sind ai zunehmend Berichte über Folterungen angeb- licher oder wirklicher Gegner der Regierung Khomeini zugegangen. Ein Teil der Zeugen- aussagen freigdassner Gefangener oder Faniilienangehöriger inhaftierter Personen hat ai jetzt in einer Veröffentlichung doku- mentiert, ohne selbst an der Abfassung der Zeugenherichte beteiligt gewesen zu sein. ai ist aßerdings davon berzeu , daß sie eine zutreffende und aktuelle Schilderung der Folterung und Mißhandiung von Gefange- nen geben. In einer der dokumentierten Zeu- genaussagen berichten Angehörige eines im Vakilabad-Gefängnis zu Tode gekommenen Gefangenen, dieser habe vor seiner Festnah- me 150 Kilo gewogen. Als sie ihn drei Mona- te nach seiner Inhaftierung besuchen durf- ten, wog er noch knapp die Hälfte. Kurz darauf wurden die Angehörigen aufgefor- dert, den Leichnam des Gefangenen abzuho- len. Er wog nur 40 Kilo und war mit Wun- den und blauen Flecken bedeckt, die offen- sichtlich von Schlägen herrührten. Die Gefängnisse in Teheran sind inzwischen derart überfüllt, daß eilig neue Gefängnis- blocks und neue Haftorte eingerichtet wur- den. Eine Miichfarm, ein eh• em es SAVAJ(-Gefängnis, verschiedene Häuser und — nach eindeutigen Hinweisen zu urtei- len — auch die ehemalige US-Botschaft wer- den heute zur Unterbringung von Häftlingen benutzt. Die schlimmsten Folterungen in Te- heran ereignen sich heute in der Salehabad- Milchfarm in der Nähe von Qom und im ehemaligen „Komiteh“-Gefängnis der SA- VAK (Geheimdienst des Schah). Die ehema- lige Farm liegt im unbewohnten Brachland zwischen Teheran und Qom. Im „Komiteh“- Gefängnis, auch unter dem Namen „Hüh- nerhaus“ bekannt, und im Qasr-Gefängnis sollen sich 6.000 Gefangene befinden, ob- wohl sie für nur 1.500 Häftlinge vorgesehen waren. Aus den Zeugenaussagen geht hervor, daß die Mehrheit der Gefangenen in iranischen Gefängnissen ohne Anidage inhaftiert ist, häufig während ihrer Inhaftierung tage- oder wochenlang mit verbundenen Augen festge- halten wird und nicht weiß, warum sie in Haft ist. „Sie wurden festgenommen, weil sie als Schaulustige am Ort einer Bombenex- plosion waren, weil sie eine politische Schrift lasen oder an einem abgehörten Telefon das Regime verurteilten, weil ein Nachbar sie nach einem Streit angezeigt hat oder weil sie tatsächlich in irgendeiner Bewegung gegen das Regime mitgewirkt haben“, heißt es in dem Bericht. Die Angehörigen iranischer Revoiutionsge- richte und das Gefängnispersonai verweigern bei vielen Häftlingen den Familienangehöri- gen oder Freunden, die nach den inhaftierten suchen, die Ausicunft. Es ist schwierig, zu ir- gendeinem beliebigen Zeitpunkt schätzen oder auch nur raten zu wollen, wie viele ver- mißte Personen es gerade in Iran gibt. Man kann jedoch be bachten, wie Hunderte von Personen vor iranischen Gefängnissen, Re- volutiongerichten, Komitees, vor den Hauptquartieren der Revolutionsgarden usw. Schlange stehen, um sich nach vermiß- ten Angehörigen zu erkundigen. Das Evin- Gefängnis hatte Probleme mit solchen „Massenaufläufen“, das Gebiet im Umkreis von zwei Kilometern um das Gefängnis darf nun niemand mehr betreten, der nidht in „offiziellen“ Angelegenheiten kommt. 35 Seiten. zu beziehen über nationales Sekret nat „Das schlimmste im Evin. .Gefängnis ist“, heißt es in einer Zeugenauage, „tagelang mit verbundenen Augen festgehalten zu wer- den und zu warten, daß jemand kommt und dir sagt, warum du dort bist. Bei einigen blei- ben die Augen tage-, wochen- oder monate- lang verbunden. Ein Mann wurde 27 Monate lang so festgehalten. Nach dieser Zeit sitzt er fast vollständig stumm da und wiegt den Kopf von einer Seite zur anderen.“ „Tag und Nacht kannst du in Evin Gewehr- feuer hören. Wird langer geschossen, dann weißt du, es könnten Scheinhinrichtungen sein. Hörst du am Ende einen einzelnen ‘ Schuß, dann weißt du, es war eine wirkliche Hinrichtung. Die Insassen sitzen da und zäh- len die Einzeischüsse. Durch sie kannst du äbschtttzen, wie vide getötet wurden. Ge- wöhnlich werden am Tag 30 bis 60 Schüsse gezählt. . ..Nach der Bombenexpiosion im September (1982) zum Beispiel wurden inner- halb von 24 Stunden 100 oder mehr solcher Schüsse gezählt. Die Wachen holen die Leute zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Hinrich- tung. Für viele, die hingerichtet werden sol- len, besteht die einzige Vorwarnung in einer knappen Anweisung der Wache, das Recht zur letzten Waschung wahrzunehmen. Viele, die unmittelbar vor der Hinrichtung stehen, geben den Mithäftlingen im Waschraum letz- te, ungestüme Botschaften für ihre Angehö- rigen. Es ist furchtbar, diesen Menschen ge- genüber zu stehen. Was kannst du sagen? Und woher weißt du., daß dir nicht dasselbe widerfahren wird? Du fühlst dich völlig hilf- los. Viele Neuankömmlinge werden in die Soge- nannten „Isolations“-Zellen geworfen. Sie wurden für eine Person gebaut, doch heute finden sich aufgrund des Platzniangeis manchmal 20 Leute darin.“ Der schlimmste Block „Die schlimmste Abteilung in E dn ist der „Band-e Chah“, Block Vier. Man nimmt an, daß etwa 80 Prozent der Insassen rang- hohe Mitglieder der Mudschaheddin sind. Bei den restlichen 20 Prozent handelt es sich um die sogenannten schwierigen Fälle. In Block Vier gibt es einen geistlichen Sonder- richter, der „islamische“ Prügeistrafen an diejenigen austeilt, die in den Verhören nicht kooperieren. Die Gefangenen werden nieder- gehalten oder -gebunden, während sie mit der Peitsche geschlagen werden. Die meisten der Insassen von Block Vier werden wieder- holt im Genitalbereich geschlagen. .. .In Evin gibt es eine Regel, daß Männer und Frauen bis zum Alter von 40 Jahren Peitschenhiebe am ganzen Körper, die über 40jährigen hin- gegen mir Schläge auf die Füße erhalten dür- fen. Die Füße werden in einen Strick einge- dreht, der an einer langen Stange befestigt ist. Das ganze sieht aus wie ein Schießbogen. Zwei Männer halten die Stange an jeder Sei- te; die Füße werden in den herabhängenden, einen Halbkreis bildendeti Strick gelegt, und die Stange wird solange herumgedreht, bis die Füße gefesselt sind. Dann wird mit der Peitsche auf die Fußsohlen geschlagen. Diese ‘ (wird auf Seile 8 oben fortgesetzt) a amnesty international amnesty International publicatlon Februar 1983 6
Berichte aus den Ländern ai-information 3 Die ‚j4ilch !arrn Salehabad bei Teheran Der nachfolgende Bericht wurde von zwei! ehemaligen JIäftlii gen gegeben, die ein., bz. zwei Monate in Salehahad verbrach- ten, eJ Ier ,zwih(heJ1TeheraP und Qom .gele genen ehema igenMiichfarm, die zum Ge- fängnis unifun tioniert wurde. Jn Saleha- bad i!efi den, sich gegenwärtig nach Anga- ben aus Revolutionsgerichlskreisen, die die hiererwit!nten 1 atsachenhestätigen, 2.000 Gfangene; 60 Wo von inen, werden dr „unrnitt L aqen“ Täflgkeit fu dfr. Mixt- schabeddin oder Konimunist rr ve$äch- Salehabad wurde ofl iziell als „Rehahi4i(a- tipn. entruw Lür Rauschgiftsqchtige“ be zeichnet, um dios- Iqieresse der Anwohner an diesepi Ort zu erstkken. Von der..Regie n pg, vo . revoluti* nären Organen ud r. den iiu$chen. Medien ist.Øie Existenz von Salehabnd, weder. als. Rehabilitationszen- trumnocb alsGefängnis bisher in irgendek J er Form, erwähnt 1 worden. Nur wenige. wjssen, 4aU es eyQst4ert. Jeder Verdacht in der Region wurde von den Revolptionsgar- den mit Øem Hinweis auf die Behandl pg von Droge is4ichtigen zerstreut. Der Aqtor dieses B iclfls fand keipen Hinweis dar auf, da1 der Kahs4all jemals für Rehabilita- szwecke Lwufl4 wurde. ! Gegenteil, Salehabad erweist sich a s eines der schlimmsten „Folterzentren“ des Regi pes. Die beiden hier befragten M$ner gaben an, keiner politischen Gruppierupg anzu- hängen... „Ich wurde festgenommen, nachdem bei einer HausdnrchsuchuI g ei mir eine Sammlung von politischen Handzetteln Im- ker un4 islamischer Org nisationen gefun- den worden war. Ohne jede ErlSntng •wurfle ich zunachst ins Evin-Gefängnis und von dort nach Salehabad gebracht. Als ich, Init verbundenen Augen, ankam, wur4e ich in eine Box gestoßen; die Wän4e waren aus Beton w der schlar iinige Boden m t Sroh bedeckt. Wir waren funf i ii e per Box, die für die unterbringung eu ler Kuh gebaqt war. Es gab keine Toilette, und wu m! muß e “ auf de ‘ Boden ujirlieren. Manch-, nal wn 4en w4r nach draußen gefuhrt — oder besser getrieben -‚ wo es eine Toilette gab. Wir schliefen meist übereinander, h- ne Betizeag. Es ga keine Fenster, 4ie eip- rige Lichtquelle war e in GItter in Decken: h Öhe. Eine Woche lang wurde ich auf diese Art un4 Weise festgehalten. Audi die; an- deren waren Neuankömmlinge. An ‘vn- chen Tagen und je Nac hörten wir %QB draußen Geräusche und Schreie. }3s wa schwer zu sagefl, was dort gescha . Zwei ‘na! hörten wir Schüsse. Nach !kqer Woche ho!ten mich 4ie Wachen zum Verhör hq- aus. Ich wurde in den Hof Eipe 4er Wachen sagte „O.K. gang an zu reden.‘ 4 Ich fragte, wo d s. fEieØe! t sei und weshalb ich festgehaltefl wurde. Ich belc m einen Fausfflie ins G icbt und einen Schlag über den Kopf. Piesell!e Wache sagte, es ware rflsam für mich, wen ich meine i lSen Aktivitäten zugäbe. WiØer wurde ich ins Gesicht und auf den Kopf g- schlagen, * ich sagte, ich hätte keine. Ich urde in die ! °‘ iur ckgeworfen. In der nächsten Nacht wurde ich gegen Mitser- nacht in den Hof befohlen. Von der Taille abwärts, mußte ich ‚ nich aus4ekien. Dann befahlen sie mir, um den UQf zu vnnen. Eine der Wachen sagte: „Vielleicht wird das Deine Zunge !öse L Sie sehl gen ii der Peitsche attf qmi und Hoden und peitschten auf mich ein. Da»n kamen andere Manner trqd bega- neu, mich in gleicher Weie mit eipem S b auch zu schlagefl. Etwa eine, Stunde lang wurde ich b9 geprügelt. Ich schrie hn- Inerfort, 4aß ich nichts wi I!e und nuf- g unØ eines l rtums dort sei. Sie brachten mich wieder hinein. Am nächsten Tag war ich b wußtlps. Zwei NäcI s späterwiedei holten sie die ganze Prozedur. Die Wunden vom ersten Ma l rissen wie4er auf. Ich war halb iwwiißgos, als sie mich zuriick- schlepptefl. Am nächsten Tug konnte ich kein Wa jer lassen. Ich litt Qualen, wenn ich versuchte, mich hinzusetzen. Nach efwa drei Wochen wurde ich wiedenim zi ?! e- fragung“ ipnausbeorded. iI)iesrnal zu ei- pem „Ge 1 ichts“tGeistlichen. Er war sehr Jt g, etwa 24) bis 25. Er sagte, er h$ie piel- , ne Akte gelesefl und dal ich 4ürnlicb als !eddaiin (1i ike Orga isa ion) dort binge , f racht worden sei. Er erkjärte, solche Ft- nahmen seien L I1frl Schutz der Revolution potwendig. Er wande mich, daß ich hinge.. richtet würde, falls ich kiher Øas Geshehe- ne sprechen soflte. E meinte, ihm täte das Vorgefal ene lei4. ich wurde ins Ev in- Gefängnis zurückgebracht un4 innerhalb 48 Sunden fr gelassen. Bei meiner Ankuft in Salehabad hatte ich 80 Ka gewo- gefl. Als ich nach Hause kam, wog ich knapp über S9. rgendwie sind mir ic Wore der Entschul- digung vjrn diesen ‘ Geistlichen am Itben- digsten im Gedäcl«nis haften geblieben. ich meine, wie konnte er Øie I javerschäm.. treit iesitzen, dort iii der Geistlichen-Rohe im sitzen und Worte der EntschuJ4ig ng anzubieten, während die ihni untersteHtemt Männer wie unmenschliche Bestien handel- ten?“
ai-informaiion3/83 Berichte aus den Ltin‘dern Strafe. wird gewöhnlich mit solchem Eifer vollzogen, daß die Beine des Opfers danach ir Größe von. Wassermelonen arischwei- len.“ Ein anderer Block im Evin-Gefängnis ist der Zendan-e. Zanan (das Ftauengefängnis), wo: viele der jüngeren Frauen mit ihren Kindern festgehalten werden. „Es befinden sich dort etwa 40 Kinder zwischen ein und zwölf Jah- ren‘ ,. heißt es in‘ der Zeiigenaussage. 1 ,Die Kinder werden dortbehalten,, weil die Ge- fängnisleitung: mit ihrer Hilfe Geständnisse erpressen wilL. Wenn die Mutter ausge- peitacht wird, wird das Kind gezwungen zu- zuschauen. Eine Mutter schrie . daß: sie bereit sei zu‘. gestehen,. da. sie die Qualen ihrer drei- jährigen Tochter nicht mehr ertragen konnte, die im Griff von zwei Wachen gezwungen wurde zuzusehen. .Keiner, der das Entset- zen dieser Kinder gesehen hat,. kann es jewie- der vergessen.“ Das „Hühnerhaus“ ‚ Die Wachen nennen das Gefitngnis „.Hüh- ner:haus“‘, vermutlich, wei l. viele von uns: sich. tagelang auf den. Balkonen zusam‘endrün- gen mußten.“ Diese. Aussage entstammt dem Bericht dreier ehemaliger Insassen des:. Komiteh ,-Gefängnisses, einem fP eren SAVAK-Folterzentrum. ‚,Wenn. sie. dich dorthinbringen‘, wirst du mit verbundenen Augen auf einem Balkon zurückgelassen. Es gibt kaum. PIatz. sich zu. setzen, geschweige denn, sich hinzult‘.en. Alle: Zellen dahinter sind ebenfalls überfüllt. Du. verbringst Tage mit: verbundenen Augen.. Niemand: klärt dich über dein Schicksal auf. ...Jede Nacht wur- den bis. in die frühen Morgenstunden Men- schen gefoltert, und zwar entweder im offe- nen Innenhof oder in den angrenzenden Räumen. Die Schreie waren fürchterlich. Auf den Balkonen flüsterten wir den Zellen- insassen zu.. Einige gaben uns Mitteilungen für ihre Familien in der Hoffnung,. daß. die. Botschaft hitiausgelangte. Einige der Zellen- häftlinge waren mit Eisen verbrannt worden , andere. berichteten, siehätten ElCktroschocks erhalten Auf dem Hof gibt es einen (3e- richtssaal, in dem ein‘ als „Hadschi‘ AgaW‘ bekannter Mann amtiert Dort gibt es kein Gerichtsverfahren im eigentlichen Sinne,, er schaut sich deine Akte an stelk ein paar Fra gen und! befiehlt dann den Wachen , ihre Ar- beit aufzunehmen.. Das. bedeutet,, mit. den Folterungen. anzufangen.. Gewöhnlich heißt das, daß. du um den Hof rennen mußt,, wäh- rend sie mit einem Schlauch oder mit Kabeln auf deinen Unterkörper einschlagen. Auf dem Hof gibt es einen kleinen Brunnen,, in den sie deinen: Kopf untertauchen. und so lan- ge festhalten, bis deine Lungen. anschwellen ‘und du das. Gefühl hast zu: ertrinken. Dann zerren sie dich‘ heraus und befehlen dir wei terzurennen.“ ___ Peruanischer GemeindI führer freigelassen Pastor ANAYA Cuadros ist, wie amnesty in- ternational jetzt erfahren hat, am 4. Dezem- ber 1982 freigelassen worden, nachdem ein Gericht in der Hauptstadt Lima sowohl die Anklage gegen ihn wie auch die gegen acht andere führende Mitglieder seiner Dorfge- meinschaft fallengelassen hat. Pastor Anaya Cuadros aus Jicamarca, im Juli 1982 „Ge- L fangener des Monats“ (Vgl. ai-Information 8/82), war des „Terrorismus“ beschuldigt. Die neun führenden Mitglieder der Gemein- schaft von Jicamarca waren im Februar 1982 festgenommen worden, als 300 schwerbe- waffnete Angehörige der paramilitärischen Guarda Civil Jicamarca überfallen haben. Sie wurden alle nach Dekret 046, das im weite- sten Sinne terroristische Aktivitäten be- schreibt, angeklagt. Als einziger wurde Pa- stor Anaya in Haft gehalten. Die Guardia Civil beschuldigte ihn in der An- stachelung zur Landbesetzung, der politischen Agitation und der Ausbildung anderer zu ‚subversiven Aktionen“. Beweise stellten dann hautpsächlich Zeitun- gen, Bücher und Zeitschaften dar, die in den Wohnungen der Gefangenen sowie im Ge- meindezentrum gefunden worden waren. Darüberhinaus wurde eine Messingglocke, die für Gottesdienste und zur Einberufung von Gemeindetreffen benutzt worden war, beschlagnahmt und als Beweis vorgelegt. Aufgrund von Untersuchungen des „Fiscal Superior“ von Lima, des vom Staat beauf- tragten Anwalts, dessen öffentlicher Bericht zu dem Ergebnis kam, daß kein Beweis für die nach Dekret 046 erhobenen Anklage des Terrorismus erbracht werden konnte, wur- den die Angeklagen gegen die Neun fallenge lassen. Der Bericht kritisierte auch die Aktio- nen der Guardia Civil und hinterfragte die Basis, auf der die Anklagen erhoben worden waren. Offensichtlich agierte die Guardia Civil auf Wunsch von Bodenspekulanten, die den Ge- meindeführern vorwarfen, mit Gewalt die Inbesitznahme von Ländereien durch diese Spekulanten verhindert zu haben. Die Unter- suchung des ‚ ‚Fiscal Superior“ kam dagegen ‚ zu dem Ergebnis, daß die Spekulanten kei- nerlei Besitzrechte an diesem Land haben, und daß sie selbst Leute angeheuert haben, die mit Gewalt und illegal Land besetzen soll- ten, das der Gemeinde gehörte und von ihren Mitgliedern bearbeitet wurde. In der Bewer- tung der Dokumente, die als angebliche Be- weise zur Untermauerung des Terrorismus- Vorwurfs vorgelegt worden sind, heißt es in dem Bericht, daß es sich um frei veröffent- lichte Publikationen handelte, die nicht als „terroristisch einzuschätzen sind“. Der Bericht fahrt fort, daß die Bewertung solchen Materials als terroristisch „die Si- cherheit all derer bedroht, die in ihren Bü- cherschränken Arbeiten sozialistischer Schriftsteller stehen haben, und damit gegen das Gesetz verstoßen würde, indem die ver- fassungsmäßige Garantie verletzt würde..., wonach es kein Verbrechen darstellt, Mei- nungen zu vertreten“. Türkei Bis auf Gundagon GORSEV, der sich noch immer in Haft befmdet, sind alle Angeklag- ten des Prozesses gegen die Türkische Frie densvereinigung (TPA) freigelassen worden. Ihr Prozeß rd fortgesetzt (siehe ai- Information 11/82). Freilassungen 1 1 Pastor Anaya Cuadros (links) R
i erzcnte aus aen Lanaern ai-rnJörmation 3/83 Freilassung politischer Gefangener in Rumanien Der 71 Jahre alte Dichter und Kirchenführer Traian DORS gehört zu den von amnesty in- ternational betreuten gewaltlosen politischen Gefangenen, die Berichten zufolge nach einer am 29. Dezember 1982 ausgesprochenen Amnestie freigelassen worden sind. Dors ist Führer einer inoffiziellen Sekte der Rumänischen Orthodoxen Kirche, der „Ar- mee des Herrn“. Er wurde 1982 im Zusam- menhang mit der Versendung und Verteilung religiöser Werke verurteilt. (Vier Männer, die mit ihm festgenommenworden waren, sollen ebenfalls frei sein.) Die beiden anderen von ai adoptierten Ge- fangenen, die freigelassen worden sein sollen, sind: Matthias LISCHKE, 21 Jahre alt, der im Oktober 1982 für den Versuch, Rumänien ohne Erlaubnis zu verlassen, zu zehn Mona- ten Haft verurteilt worden war; sowie Lucian NAUM, 32 Jahre alt, der im Juli 1982 ge- meinsam mit elf Mitangeklagten zu drei Jah- ren Gefängnis verurteilt worden war, weil er sich bei den Behörden schriftlich über die Ablehnung seines; Ausreiseantrags be- schwert hatte, und weil er um Genehmigung einer öffentlichen Demonstration für ihr Recht auf Ausreise gebeten hatte. (ai verfügt über keine abgesicherten Informationen über diese elf Mitangeklagten, die ebenfalls als gewaltlos politische Gefangene adoptiert wurden; zehn von ihnen sollen freigelassen worden sein.) Das im Dezember vom Präsidenten ausge- sprochene Dekret, wonach bestimmte Kate- gorien von Gefangenen freigelassen werden sollen, betrifft vor allem Gefangene mit bis. zu fünfjährigen Gefängnis- oder Besserungs- arbeitsstrafen. Gefängnisstrafen von fünf bis acht Jahren sind, um ein Sechstel reduziert worden. Obwohl die Mehrheit der von ai betreuten politischen. Gefangenen Gefängnisstrafen un- ter fünf Jahren erhielten, mag. eine Reihe von ihnen von der Begnadigung ausgeschlossen worden‘ sein, weil sie schon früher wegen p0- litischer Vergehen‘ verurteilt worden waren und damit als Wiederholungs ter gellen. Zwei gewaltläse. politische Gefangene, die aI lem Anschein nach nicht begnadigt wurden, sind: -Pater CALCIU, 56 Jahre alt, ein Priester der Rumänischen Orthodäxen Kirche,. der 1979 wegen angeblicher Kontakte zur unab- hängigen. nimänischen. Gewerkschaftsbewe- gung SLOMR zu zehn Jahren Gefängnis ver- urteilt worden war; sowie der ..S9jährige Dragos OLOIERU, der wegen „Propaganda gegen den sozialistischen Staat“ zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden war; nachdem er sich in Schreiben an die Behörden‘ des. Lande und an im. Ausland. lebende Personen. über die gegen‘ ihn stattfin- dende Verfolgung beschwert hatte. Beide waren bereits früher politische Gefan- gene und verbüßten zum zweitenmal Ge-• fängnisstrafen. Israel und Besetzte Gebiete amnesty international hat jetzt erfahren, daß die gegen Bashir-al-Barghuti (,‚Gefangener des Monats“ im Oktober 1982) verhängten Restriktionen am 21. Dezember 1982 aufge- hoben wurden. (Vgl. ai-Informationen 11/82). Zeitungsherausgeber in Manila nach internationalen Appellen freigelassen Der Herausgeber der oppositionellen philip- pinis .hen Zeitung ‚.‚We Forum“ sowie neun weitere festgenommene Personen sind am 15. Dezember 1982 aus der Militärhaft in der Hauptstadt Manila. entlassen worden, nach- dem weltweit. Appelle. zur Freilassung dieser Gefangenen ausgesprochen‘ worden waren — unteranderem auch. „urgent actions“ (Dring- lichkei.tsaktionen) von amnesty international. 5: Dezember 1982 waren Jös BURGOS sowie feste und freie Mitarbeiter der Zeitung verhaftet und. in die Maximale Sicherheitsein- heit (MSU) des Fort Bonifacio gebracht wor- den Der Druck der Zeitung wurde untersagt und. ihre Büros geschlossen.. Den zehn Ver- hafteten ist vorgeworfen worden, durch poli- tische Propaganda, Agitation und Befürwor- tung von Gewalt an einer „Verschwörung zum Sturz der Regierung“ beteiligt gewesen zu sein. Jost Burgos selbst erklärte, daß die Schließung seiner Zeitung unmittelbar nach einer Serie von Artikeln folgte, die unter dem Titel „Die andere Version von FM‘s (Präsi- dent Ferdinand Marcos‘) Heldentaten im Krieg“ auf die Aktivitäten des Präsidenten im 2. Weltkrieg einging. Drei ehemalige Kriegskameraden Präsident Marcos‘ sollen daraufhin eine riesige Verleumdungsklage ge- gen „We Forum“ angestrengt haben. amnesty international sorgt sich insbesondere um das Wohlergehen der zehn im MSU in- haftierten Gefangenen. ai hat immer wieder Berichte über schlechte Haftbedingungen, den fehlenden Kontakt der Gefangenen zur Außenwelt, über Folterungen und Mißhand- lungen im MSU erhalten. Eine ihrer Emp- fehlungen im „Bericht über eine ai-Mission nach Philippinen“, der im September 1982 veröffentlicht wurde, bezog sich auf die MSU, die nach Meinung von ai als Hafiort unbedingt geschlossen werden muß. Pater Cäkin 9
ai-information 3/83 Gefangene des MonaLs Gefangene des Monats Donat MUREGO — Ruanda Ehemaliger Richter des Obersten Ge- richtshofes, 46 Jahre alt, verbüßt zur Zeit eine lOjährige Haftsirafe, die im November 1981 gegen ihn verhangt wur- de. Donat Murego gehörte zu einer Gruppe von mehr als 50 Personen, die Ende April 1980 in der Hauptstadt Ruandas, Kigali, festgenommen und angeklagt worden waren, an einem angeblichen Putschversuch beteiligt gewesen zu sein. Die gerichtliche Untersuchung seines Falls erbrachte den Nachweis, daß er an keinem Putschversuch beteiligt war. Stattdessen wurde er nach Artikel 166 des Strafgesetzbuches angeklagt, eine Schrift verbreitet zu haben, in der die Absetzung der Regierung befürwortet wurde. Er hatte einer Reihe von Perso- nen den Brief eines Beamten gezeigt, in dem hohe Armeeoffiziere der Korrup- tion beschuldigt wurden. Der Brief sprach sich nicht für die Absetzung der Regierung aus. Donat Murego und ca. 50 weitere Ange- klagte wurden im November 1981 vom Staatssicherheitsgericht verurteilt. Zu- vor war ihm verweigert worden, sich ei- nen Anwalt oder Einsicht in die Ankla- geschrift zu nehmen. Er gehörte zu den 26 Angeklagten, die zur Höchststrafe von zehn Jahren Ge- fängnis und einer Geldstrafe verurteilt worden sind. Die von ihm eingelegte Be- ru fung beim Berufungsgericht wurde mit der Begründung zurückgewiesen, sie sei nicht rechtzeitig erfolgt — obwohl sie nur eine Woche nach der Verurtei- lung eingebracht wurde. Während der Untersuchungshaft wurde Donat Murego über ein Jahr lang ohne Verbindung zur Außenwelt in einer be- sonderen Zelle des Ruhengeri-Gefäng- nisses bei völliger Dunkelheit festgehal- ten. Aufgrund dieser Haftbedingungen soll er ernsthaft erkrankt sein. Berichten zufolge ist ihm jede medizinische Be- handlung verweigert worden. Er soll sich noch immer im Ruhengeri- Gefängnis, und zwar in einer besonde- ren Abteilung für politische Gefangene, befinden. Offensichtlich dürfen ihn we- der seine Frau noch seine sieben Kinder besuchen. Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe und bitten Sie, nach Möglichkeit in französischer Sprache, um die Frei- lassung von Donat Murego. Schreiben Sie an: Son Excellence le G n ra1 J. Habyarimana President de la R publique B.P. 15 Kigali Ruanda und bitte eine Kopie ihres Briefes an die Botschaft der Republik Ruanda Beethovenallee 72 5300 Bonn 2 Alle hier vorgestellten Gefangenen sind politische Gefangene. Jeder von ihnen ist aus religiösen oder politischen Gründen, wegen seiner Hautfarbe, seines Geschlechts, der ethnischen Herkunft oder Sprache inhaftierl. Sie haben weder Gewalt auge- %%endet noch hefürworiet. Ihre fortgesetzte Inhaftierung stellt eine Verletzung der Allgemeinen l rklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen dar. Porto: Türkei Ruanda Internationale Appelle können dazu beitragen, die Freilassung der Gefangenen zu erreichen oder die Haftbedingungen zu er- leichtern. Schreiben Sie bitte, im interesse der Gefangenen, höflich formulierte Briefe an die Behörden des Landes und betonen Sie, daß Ihre Sorge um die Menschenrechte rein humanitären Gründen entspringt und nicht mit irgendeiner parteipolitischen Orientierung zu tun hat. Richten Sie Ihren Brief unter keinen Umständen an den Gefangenen selbst- 1 ans 1. ott post karten: 0,70 DM 0.90 DM 0.90 DM Luftpostbriet-Crundgebühr 1,20 DM (20 g) 1,20 DM 1,20 l) ‘sl je 5 g Zuschlag 0,20 1)M 0,30 DM 10
UeJu 1gWW UCY JVWT1WS Ø-inJQrpflaliQfl J/8j : 7 4t1 IM TSJ4PHONG Laos Ehemals, von 1973 b is 1975, Generaldi- rektor im Erziehungsministerium des Landes seit sieben Jahren ohne Ankla ge oder Verfahren in einem Umerzie hungslager inhaftiert Sawiith Ratsaphong war .e ner y i vie- len Beamten Mitarbeitern und Armee angehortgen unter der ehemaligen Re gierung ie nach ger Machtergreifung der Pathet Lao zwischen Mai und De zen ber 1975 in Umerzieh ingslager geschicl t wurden Die meisten von ihnen sind .zunäqhst z,u angeblich kyrzen politischen Semina ren einberufen worden bevor sie in die Lager ersendet wurden So wurde Sarnlith Ratsaphong im Jüli 1975 die Tei nal meaneiiiem, qlclen Se ina r angeordnet um dann am 1 August in ein Lager in der Houa Phan Provinz nahe der vietnamesischen Grenze ver schickt zu werden (Es wird angenom nien d43 er sich im Lager 05 befindet) Fast alle hochrangigen Regierungsmit glieder sind in Lagern dieser Provinz in haftiert. Nur Wenige It sassen von ‚jjinerzie- hungslagern sind Berichten zu olge vor November 1980 freigelassen wor den danach soff es bis Mitte 1981 uber 300 Freilassungen gegeben haben Spa ter sind iilgnn allerdings nur noch sehr wenige inhaftierte freigelassen worden und die Zahl derjenigen die noch im mer festgehalten werden gibt amnesty international Anlaß zu großer Sorge Da .Samli ;h Ratsaphong w der an- gek lagt noch verurteilt wurde gibt es keinen Hinweis darauf, wann er freige- lassen werden soll ie Behörden geben keinen Grund fur seine fortgesetzte In haftierung an amnesty international glaubt daß er aUein deshalb festgehal ten wird weil er einen Posten in der ehe 1 maligen Regierung bekleidet bat Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe mit der Bitte um Freilassung von Samlith Ratsaphong Schreiben Sie nach Moglichkeil in franzosischer Spra che an Soii Exeellence -K ysone Phornvihane Premier Minist e Vientiane :PemTati5c Vo1ksr pubiik Laos Demir KUCU A YDIN Türkei H.erausg ber einer poiitischen Wochen- zeitung seit 1974 inhaftiert aufgrund son Beitragen die in seiner Zeitung ab gedrueLt waren -Keiner der Artikel rief zur Gewalt ?Uf Demir Kuc 1 j avdin, der eine fasi l8jäh- rige Haftstrafe ‘erbußt hat die Wo ‚ ‘. chenzeituog Ki‘ilcim (Der Funk) her äüsgegeben; die zum erstenmal im Feb- rüar 1974 in der Absieht veröffentlicht wurde, eine „proletarische Partei“ in der Türkei zu etablieren. Nach nur sechs Ausg *hen würden der Herausgeber, Re- dakteur V triebsleiter und Buchhalter serhaftet.‘ • ‚ r Aufgrund von Beiträgen, die in der Zei- tung abgedruckt waren wurden sie ver urteilt nach Artikel 141 und 142 des tur kischen Strafgesetzbuches die die (jrundung von Organisationen oder die Propagierung von Ideologien unter Strafe stellen die auf die Herrschaft einer sQzialen Klasse uber andere soziale Klassen abzie en (pemir Kucukaydins ursprungliches Urteil von mehr als 40 Jahren Haft ist spater in der Berufungs verhandlung äuf 17 Jahre und neun Mo- nate herabgesetzt worden.) amnesty international hat alle vier Mit- arbeiter der Zeitung als gewaltlose poli tische Gefangene adoptiert Von ihnen ist nur noch Demir Kucukaydin in Haft Nach Kenntnis von ai gibt es keinen an deren Gefangenen in der Türkei, der derart lange fur eine vergleichbare Tat festgehalten worden ware Weitere Stra fen sollen ihm in der Haft auferlegt wor den sein wegen Fluchtversuchs Beleidi gün eihes Richters und der Versendung eines Telegramms an General Evren, in dem er gegen Hinrichtungen protestier- te. Allerdings verfügt ai über keine wei- teren Details. Berjchte aus jüngster Zeit sprechen Øa- von daß er monatelang in Einzelhaft ge halten wprde Er soll im Gefangnis wie derholt geschlagen worden sein Folge dieser Sch age i t eine uc epver etz ing Seit dem Militärptitsch vom September 1980 herrscht in der ganzen Türkei Kriegsrecht. amnesty intern tional hat seitdem wieder holt die Behörden des landes aufgefordert, der Inhaftierung on g&waltloscn politischen Gefangenen ein Ende zu setzen, Hinrichtungen ein- zustellen und Untersuchungen über Fol- tervorwürfe einzuleiten. Dernir Kucy- kaydin ist allerdings — 1974 — urfter ei: per zivilen Regierung inhaftiert worden und befindet sich in einem Zivil— und nicht in einem Militärgefähgnfsin Maja— tya. Schreiben Sie bitte höflich formulierte Briefe und appellieren Sie um die rrei lassung von Demir Kutukaydin Schrei ben Sie an: Präsident Kenan Evren Pev let Baskanligi Ankara Türkei und an: Premierminister Bu jend Ulusu Bäsbakän lik Ankara Türkei Sie bitte eine Kopie Ihres die Repub ii K Türkei Und schicken Schreibens an Bötschaft der LJtestraße 47 5300 Bonn 2
Postvertriebsstück G.ebüLh:r bezahlt Z 7699 .E amnesty international Postfach 170229 5300 Bonn 1 Der40jährigeCharies BROOKS Jr. war der erste Amerikaner, der in denUSA durch eine tödliehe Injektion ‘hingerichtet wurde. Er starb am 7.. Dezember 1982 auf einer Opera- tionsbahre im Huntsvilie-Gefängnis in Texas. (Siehe Titelphoto) Die Hinrichtung wurde trotz weltweiter Ap- :pdlle — unter anderem auch von ai — an den Gouverneur von Texas, Wilhiarn Clements, eine Begnadigung auszusprechen, ausge- führt. Das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten entschied in einer sechs zu drei- Abstimmung, in diesem Fall nicht zu interve- nieren. Charles Brooks war schuldig gesprochen worden, im Jahre 1976 einem Automechani- ker tödliche Schüsse beigebracht zu haben. In einem abgetrennten Verfahren wurde sein Komplize zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Anklagevertretung war nicht in der Lage zu klären, wer von den beiden den tödlichen Schuß abgegeben hatte. Zwei Ärzte waren bei der Exekution anwe- send, die durch eine intravenöse Spritze mit dem Betäubungsmittel „Sodium Thiopental“ durchgeführt worden ist. Einer der beiden Ärzte, Dr. Ralph GRAY, medizi- nischer Direktor des texanischen „Ministeri- ums für Strafanstalten“ soll geäußert haben, daß er, ohne die Injektion selbst verabreicht zu haben, die tödlichen Drogen seinem eige- nen Lager entnommen, daß er das medizini- sche Personal bei der Handhabung der In- jektion beraten und die Herzschläge des Ge- fangenen bis zu dessen Tod überwacht habe. In den frühen Morgenstunden des Tags der Hinrichtung führte einer der medizinischen Assistenten einen Katheder in die Vene des Gefangenen und injizierte eine tödliche Dosis Sodium Thiopental, während er den zum Tode Verurteilten durch einen Ein-Weg- Spiegel beobachtete. Fünf Minuten später hörte Dr. Gray die Herztöne Brooks‘ mit einem Stethoskop ab und erklärte, daß die Injektion noch einige Minuten länger verabreicht werden müsse. Sieben Mir uten, nachdem die Spritze gesetzt worden war, erklärte der Gefängnisarzt Dr. Bascom BENTLEY :C es Broc$ks für tot.. In ihrer Deklaration über die Todesstrafe und die Rolle des Arztes ruft amnesty inter- national alle Medizii er auf, nicht an Hinrich- tungen teilzunehmen, indem sie zum ‘Beispiel über die geistige und physische Verfassung des zum Tode Verurteilten befinden, medizi- nische Beratung geben oder während der Exekution medizinische Untersuchungen durchführen zur Überprüfung, ob eine Hin- richtung fortgesetzt werden kann, wenn der Gefangene noch nicht tot ist. (ai hat diese Deklaration im März 1981 veröffentlicht — Sowohl der Amerikanische Ärzteverband (American Medical Association) als auch die Mediziner-Vereinigung des Bundesstaates Texas haben erklärt, daß sie die aktive Teil- nahme von Ärzten an Hinrichtungen für un- ethisch halten. Der Generalsekretär der Weltärzte-Vereinigung, Dr. Andre Wynen, äußerte nach Bekanntwerden der Exekution die Meinung, daß „unabhängig von der Art und Weise, wie die Todesstrafe vollzogen wird, kein Arzt aktiv an einer Hinrichtung teilnehmen sollte“. Das einzige, was über- haupt ein Arzt dabei tun könnte, bestünde in der Ausstellung des Todesscheines, wenn das Urteil vollstreckt worden ist. Im Dezember 1982 belief sich die Zahl der zum Tode verurteilten Gefangenen in den USA auf 1.137. Texas ist eines der sechs Bundesstaaten, in denen die Todesstrafe mit der Giftsprit.ze ausgeführt werden kann. Die anderen Staaten sind Idaho, New Mexico, Oklahoma, Washington und Massachusetts.. Allein im Monat Dezember 1982 sollen nach Informationen, die von amnesty internatio- nal ausgewertet werden konnten, in zwölf Ländern 65 Menschen zum Tode verurteilt worden sein. Im gleichen Zeiffi,um fanden in elf Staaten 73 Hinrichtungen statt. in Afghanistan hingerichtet Zehn Personen, die regierungsfeindliche Re- bellen sein söllen, sind im Dezember 1982 in __ Afghanistan hingerichtet worden. im glei- chen Monat ist gegen sechs Mev hen die Todesstrafe ausgesprochen worden. Die Zehn wurden am 4. Dezerriberhingerich- tet, nachdem sie von einem Besonderen Re- volutionsgericht unter anderem der „Tötung unschuldiger Personen“ und des Diebstahls für schuldig befunden worden waren. Am 1. Dezember 1982 hatte das Gericht drei Personen zum Tode verurteilt, die Berichten zufolge Mitglieder der Widerstandsgruppe „Hesbe Islami“ sein sollen. Sie wurden für schuldig befunden, im Juni 1981 einen Offi- zier entführt zu haben. Die drei sind Niaz ‚ MOHAMMAD, BARIALAY und Enzer GOL. Zwei 17 Jahre alte Mitangeklagte sind wegen ihres Alters zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Am 29. Dezember verurteilte das Gericht drei weitere Personen zum Tode, die Mitglieder einer Rebellengruppe in Pakistan sein sollen: AMANOLLAH, Sohn von Janeb, ABDOL MAJID, Sohn von Shaykh Nur, und SA- LEH MOHAMMAD, Sohn von Momen, wurden als ‚ ‚Terroristen und Saboteure“ be- zeichnet, die für subversive Aktivitäten im November 1982 in Kabul verantwortlich sein sollen, unter anderem auch für das Legen von Bomben in einem Restaurant. Gegen die vom Besonderen Revolutionsge- richt gefällten Urteile gibt es keine Berufungs- instanz. Allerdings müssen sie vom Präsidi- um des Revolutionsrates bestätigt werden. amnesty international brachte in drei Tele- grammen — am 3., 7. und 29. Dezember 1982 — ihre Sorge über die Hinrichtungen und Todesstrafen zum Ausdruck und erin- nerte an die Versicherungen des Präsidenten gegenüber einer ai-Mission im Februar 1980, die Abschaffung der Todesstrafe in Erwä- gung zu ziehen. ai rief zum Stopp aller I-lin j richtungen auf. 3 7ä 9 2 58OO L4 F-. «JMM J ., ‘UChl4 L A j000 BERi.1. t) USA — Hinrichtung mit der Gift prilze Zehn „Reb Uen“