Aadel Collection
Trial/Mykonos
Don Aug 22 14:45 Seite 1 Titel Quelle Nummer Zeit Prozesse/Mykonos/ DPAp1u ber463 Don Aug 22 14 414 vvvvl lbn 110 ( i‘_J _-A‘ ‘ (Zusammenfassung) Bani-Sadr macht Führung Irans für Mykonos-Attentat verantwortlich = Berlin (dpa/bb) - Geschützt von massiven Sicherheitskräften hat der ehemalige iranische Staatspräsident Abolhassan Bani—Sadr (63) im Berliner Mykonos-Prozeß die iranische Staatsspitze für das Mordattentat auf vier kurdisch—iranische Oppositionelle 1992 verantwortlich gemacht. Vor dem Berliner Kammergericht beschuldigte Bani-Sadr am Donnerstag den religiösen Führer des Iran, Ah Chamenei, den Befehl für den Mordanschlag in dem Berliner Lokal “Mykonos“ gegeben zu haben. Später habe Chamenei den konkreten Mordplan gemeinsam mit Staatspräsident All Akbar Haschemi Rafsandschani abgesegnet. “Kein politischer Mord ist ohne Zustimmung des Führers möglich“, sagte Bäni-Sadr, der seit 1981 stark bewacht im Pariser Exil lebt. Gleiähz.eit±g nännte der frühere Gefolgsmann von Ajatollah Khomeini weitere bislang nicht identifizierte Beteiligte an der Bluttat. Die Vernehmung Bani—Sadrs, die von der Bundesanwaltschaft und der Nebenklage beantragt war, fand im Kriminalgericht Berlin-Moabit unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt — vor dem Gericht patrouillierten Polizisten mit Maschinenpistolen und schußsicheren Westen. Scharfschützen waren postiert. Bani—Sadr hatte vor seiner Reise nach Deutschland erklärt, daß zwei iranische Kihlerkommandos unterwegs seien, um ihn zu ermorden. In seiner Vernehmung schloß Bani—Sadr allerdings nur von der “Theorien der Herrschaft“ des islamischen Rechtsgelehrten und der iranischen Verfassung auf die Verantwortung Chameneis und Rafsandschanis. Danach könne den Befehl aber “kein anderer als der Führer“ gegeben haben. Außerdem habe es nach der Tat auffällig viele Treffen Chaineneis mit mutmaßlichen Beteiligten an dem Anschlag gegeben. AA000549
Don Aug 22 14:45 Seite 2 Wegen des Attentats müssen sich seit Oktober 1993 ein Iraner und vier Libanesen wegen Mordes beziehungsweise Beihilfe zum Mord verantworten. Bereits die Anklageschrift nennt den iranischen Geheimdienst VEVAK als Auftraggeber für den Mord. Im März dieses Jahres erwirkte die Bundesanwaitschaft einen Haftbefehl gegen Irans Geheiiudienstminister Ah Fallahijan. Bani-Sadr war von 1980 bis 1981 iranischer Präsident. Nachderner sich mit Revolutionsführer Khomeini überworfen hatte, floh er im Juli 1981 ins französische Exil. Er berichtete, daß er insgesamt aus seinen Quellen drei Varianten über die Tatbegehung erhalten habe. Die wahrscheinlichste sei die, daß nach dem Befehl von Chamenei die Tat von einem Direktor einer Tarnfirma des iranischen Geheimdienstes eingeleitet worden sei. In Berlin habe dann ein früherer Gefolgsmann von Fahlahijan gemeinsam mit dem Angeklagten Kazem Darabi die Tat geleitet. Außerdem sei unter anderem von einem iranischen Brigadegeneral die nachrichtendienstilchen Aktivitäten initiiert worden. Unterdessen sagte Bundesanwalt Bruno Jost, daß ohne weiteres kein Ermittlungsverfahren gegen Rafsandschani und Chamenei eingeleitet werden könne. Dazu müßten “zureichende tatsächliche Anhaltspunkte“ vorliegen. Außerdem seien völkerrechtliche Fragen zu prüfen. Bani—Sadrs Angaben seien zum Teil für ihn neu gewesen. In seiner Vernehmung vor zwei Monaten habe er viele Einzelheiten noch nicht genannt. dpa/bb us nk ii 221429 Aug 96