Aadel Collection

Finally: Movement?/The Desperate Fear to not be Muslim

1 FUILLETON Frankfurter Rundschau SeIte 1 .IEs ist der Initi tive der SPD-Bundestagsabgeordheten Thea Bock zu verdanken, daß Satinan Rushdie nun nach Bonrrieingeladen wurde. Es war eine einzelne deutsche Politikerin, die bravourös und couragiert zustande brachte, was in der Öffentlichkeit immer wieder gefordert worden war: den offlziösen Besuch des Mannes, auf dessen Kopf vom Iran nehrere Millionen Dollar ausgesetzt sind. Als Geste der Solidarität war das schon längst fälllg nachdem Rushdle diese in Dänemark, Norwegen und Spanien von den dortigen Regierungen zuteil geworden war. Als Seibstrespekt war es ebenso dringlich; denn o woM die deutsehe Öffentlichkeit und der deutsche PEN-Club bereits mehrfach die Bundes- regierung aufgefordert hatten, sich im Falle des vom Iran zum Freiwild erklärten Rushdie an die Verpflichtung der KSZE-Schlußakte zu haltei and die Eina1tung der Menschenrechte vom Iran of- nsiv zu verlangen. hatte das o.ffizieI1c Bonn bislang zur “Rushdie-Affäre” geschwiegen. Selbst der Bundespräsident, der kürzlich durch eine Resolution des Landtags von Nordrhein-Westfalen un-i ein öffentliches und offenes Wort gebeten worden war, blieb beim Bonner Schwei- gen. Und als politische Demonstration war und ist es schließlich höchste Zeitfür Bonn, öffentlich auf ein Ende der welt- weiten Morddrohung hinzuwirken. Zu Recht erblickt Rushdie Deutschianei in einer “Schlüsselstellun”. Durch tu Wirtschaftsbeziehungen der Bundesrepu- blik zum Iran besitzt sie einen einzigartigen Einfluß; nicht nur durch die Wirtschaftsmacht, sondern auch, weil der Iran weit mehr auf die Bundesrepublik ange- wiesen sei als umgekehrt. Man könnte hinzufügen: eben deshalb ist das politi- sche Deutschland dazu verpflichtet, jenerr ersten „großen Schritt“ zu tun, der danr i auch die anderen europäischen Nationer i motivieren wird, es Ihm gleichzutun. 1 s sind zivilisatorische und politische Selbstverständlichkeiten, die Rushdie in Bonn aussprach; dazu gehört auch die: daß das Schweigen zu einem Unrecht. immer falsch lst “Zu schweigen heißt, den Leuten, die die Macht sowieso schon haben, noch mehr Macht zu geben.“ Pein lich für unsere politische Klasse, daß er sie ihr vorsprechen mußte. Aber nun besteht die Hoffnung, daß er in Bonn nicht nur offene Ohren fand oder (verspätete) Gesten der Höflichkeit und 1 Freundlichkeit bemerken konnte. Zwar traf Rushdie im Auswärtigen Amt, des. sen Chef auf einer Auslandsreise ist (aber noch nicht wieder im Iran, wohl aber in Pakistan,, wohlr i sich. Rushdie auch nicht getrauen dürfte), nur auf den Leiter der Kulturabteilung,. der ihm „selbstverständlich weitere Unterstüt- zung“ zusagte. Es wird Sache der deut- schen Öffentlichkeit sein, über diese „Selbstverständlichkeit“ des Auswärtigen Amtes künftig Rechenschaft zu verlan- gen. Die erste Bewegung, welche in die bis- lang stationäre Rushdle-Affäre kommen könnte — die ja, genau genommen, im- mer auch eine Affäre jener ist, die ihm nicht mit Wort und Tat beistanden —‚ dürfte das Versprechen des SPD-Chefs Engholm sein, sich sowohl demnächst be i einem Treffern der sozialdemokratischen Parteichefs aus Europa für eine gemein- same Entschließung als auch für eine ge meinsame Erklärung des Deutschen Bun- destags zu verwenden. Denn das hochdo- tierte Todesurteil gegen. Rushdie muß aus der Welt. Die Sicherheitsvorkehrungen, welche Rushdies Bonner Besuch begleiteten, müßten schließlich jedem vor Augen ge- tühr haben, welche iranische Machtan- maßung auf internationalem Boden in ih- ne n manifestiert wurde. Das ist allein schon aufgrund ugener staatlicher Sou- veränität nicht länger hinzunehmen. Und daß Rushdie nicht mehr nur mit fanati- schen schütischen Killerkommandos sondern mit mafiotischen Contract-Kil- .ern rechnen muß, die sich die mehrere I1illionen-Dollar-Präniie „verdienen“ möchten, macht den Fall noch haarsträu- bender. Von Anfang an hatte Kohmeini nämlich seine Ritualmord-Aufforderung zugleich mit einem Geschäftsinteresse verknüpft, dem auch „ung1äubige ‘ Gang- star nachgehen können. Unter dieser Drohung dürfte Salman Rushdie auch dann künftig – wie im Alptraum eines Wirklichkeit gewordenen Hitchcock -Fjlmg — weiterleben müssen, wenn der Iran sein OfflzialDelikt auf In- ternationalen Druck. ‘im kassieren würde. Aber es wäre dennoch eine Ermutigung für den mutigen Salman Rushdie, wenrt er in seinem einsamen Widerstand gegen den Meinungsterror nicht mehr von de- neio allein gelassen würde, die, steilver- treten in ihm, genauso gemeint sind.. WoS . Der von Iran für „vogeifrei“ erklärte ?iritiscPue 4utor Sairnan Rushdie befindet sich saft Sonntag in Deutschland. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen er. möglichte die Bundestagsabgeordnete Thea Bock (SPD) ihm Gespräche mit ver- .schiedenen Regierungsrnitgliedern (Rita. Süssmuth und Norbert Blüm, CDL 1, den, SPD-Parteivorsitzenden Björn Engholrn sowie mit ausgewählten Journalisten. Das folgende Gespräch führte Andzea Refaat für die FR im Büro von Thea Bock FR: Fühlen Sie sich zur Zeit sicherer oder ist ihre Lebenssituation genauso ge- fährlich wie vor drei Jahren‘ 1tUSHDLE: Manche Leute mögen glau ben, daß sich die Situation verbessert hat. Vor drei Jahren gab es viele Straßenkra. welle, es wurde viel Lärm geschlagen und die Buchhandlungen bedroht Zu dieser Zeit hätte Ich nicht nach D utscbland kommen können. Ich versuche jetzt, so viel wie möglich von meiner Lebensquali- tAt zurückzugewinnen. Die Leute haben angenommen, daß die Straßenkrawalle das Problem wären, aber das war es nie. Wenn es nur das gewesen wäre, hätte ich. nicht untertauchen müssen. Das Problem. war und ist vielmehr der professionelle Terrorismus, der von Iran gesteuert wird. Zwischen dem Erscheinen des Buches und der „Fatwa“ (das Todesurteil Kho- melnis) gab es viele islamische Protest- aktionen, aber niemand kam zu mir nach Hause und bedrohte mich. Erst durch ter- roristische Aktionen Iran, sah ich mich gezwungen, mein Leben zu ändern. Der Terrorismus wird hier als politisches In- strument mißbraucht. FR: Welchen Effekt hat das Todesurteil auf andere Schriftsteller? RUSHDIE: Das ist eine sehr wichtige . Frage, weil es einen Effekt auf die westli- ‚&ud 1aÄv* t.fvk QuX 11.15: Jia&üh*%i ausübt. Beide sind schrecklich. Seit der „Fatwa“ ha ei . westliche V gar ..di. Veröffentlichung islam-kritischer Bücher weltgehefld ‘ g Stoppt Insoweit war d1 Erscheinen wichtig wäre, haben es jetzt schwerer, veröffentlicht zu werden. Das Problem ist innerhalb der moslemischen Welt aber noch größer, weil die dort le- benden und arbeitenden Autoren keine Internationale Aufmerksamkeit genießen. Die „Fatwa“ gegen mich wirkt auf diese Schriftsteller als Warnung, sehr vorsich- tig zu sein. Es ist hier wichtig und wird nicht oft genug erwähnt In den letzten 10 bIs 15 Jahren haben die Repressionen gegen progressive Ideen in Iran und In allen an- deren islamischen Staaten zugenommen. Und die Anklage ist immer dieselbe. Sie lautet „Blasphemie“ oder „unislamisches Verhalten“. So gibt es bei vielen die ver- zweifelte Angst, nicht Islamisch zu sein. Die traurigste Sache innerhalb der mos- lemischen Gemeinschaft — eingeschlos- sen der Moslems in Europa — ist im Mo- ment, daß die Mullahs uns zwingen wol- len, die Botschaft ihres Glaubens bedin- gungslos zu akzeptieren. Da jeder als Feind des Islam betrachtet wird, der die- se Botschaft „von oben“ hinterfragt, ist rend e Gesetze zugunsten von .nehr Man- schenrechten geändert haben… FR: Aber die fundamentalistischen Staaten wie Iran wollen die „Sharia“ (Koranisches Gesetz) als alleingültiges Gesetz anerkannt wissen. RUSHDIE: Das ist richtig. Und es ha- steht im Westen die Gefahr, die mosiemi – schen Extremisten mit ihren Ansichter.u als Vertretung der gesamten islamischen Gemeinschaft anzusehen. JDiese reaktio- nären Stimmen dürfen nicht als authen- tisch betrachtet werden. Es gibt auch vie- le andere Stimmen, die keine Angst ha– ben sollten, sich zu äußern. Sie müssen sich mehr Gehör verschaffen. Das Pro– blem ist: Was geschieht, wenrn sich eine tolerante Gesellschaft für die politischen oder kulturellen Grundsätze anderer Ge- meinschaften öffnet, diese aber ihre Zu- – flucht in einem ungesetzlichen System. suchen und die Macht irobern wolleü? Ein Staat sollte demonstrieren, daß hier – eine Grenze erreicht Ist, und nicht zulas- sen, durch die eigene Toleranz zum Nar ren gemacht zu werden. FR: Glauben Sie, daß ihr BesncL in Deutschland erfolgreich war? RUSHDIE: Das Zusammentreffen mit den Bundestagsabgeordneten ind ende- ren Politikern, Insbesondere von der SPD, war ein großer Erfolg — mehr als ich erwartet habe. Die Unterstützung durch Björn Engholm war hundertpro- zentig. Er hat seinen Einsatz für konkre- te und praktische Aktionen versprochen: ein erneutes Aufgreifen der Thematik im Bundestag und die Fortsetzung der Dis- kussioz i mit den politischen Schwester- parteien auf europäischer Ebene FR: Sie sciireiben ein neues Buch. Was ist das Thema und wann wird es erschei- ne‘,? RUSHDIE: Warten Sie und lesen Sie es. Ich möchte noch nichts darüber erzäh- len, weil es erst zur Hälfte fertiggestellt ist und frühestens Ende nächsten Jahres erscheinen wird. Ich kann Ihnen aber versichern, daß es nicht von der Rushdie- Affäre handelt … FR: Undnicj,t über Religion? RUSHDIE: Richtig, nicht über Religion. Es handelt von vielen Dingen, insbeson- dere vom Malen. Religion war immer ein Element meiner schriftstellerischen TA- tigkeit. Wenrr i man den . gleichen Back- ground hat wie ich, kann man nicht über Menschen aus Indien oder Pakistan schreiben, ohne zu begreifen, daß die Re- ligion ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist. Mein Interesse war allerdings, die Religion von einem weltlichen Stand- punkt aus zu betrachten. Foto: AP FR: Stimmen Sie der Auffassung zu, daß die Menschen entweder zu intensiv, zu fundamentalistisch, an die Religion glauben oi Iergarnicht7 RUSHDIE‘?ch w frdt& ?undarnen- talis jus als eine Ideologie. Aber das Problem ist, daß er politische Macht erzieJ ..könnte. Das Zusammen- .d: gefä1 i ‘li h. Natürlich Ist es möglich, ein Leben ohne Religion zu führen. Ich denke, viele Philo- sophen würden mit mir über überein- stimmend sagen, daß die Unterscheidung von Gut und Böse schon vor der Religion existiert hat, Sein Leben nach einem Wertesystem auszurichten, hängt nicht von der Religion ab. Wir leben in einer Zeit, In der eine große Unsicherheit vor- herrscht Religion ist deshalb attraktiv, weil sie Ungewißheit beiseite räumt und erklärt, wie die Welt ist. Niemand kann die Welt vollständig prklären. Die Menschheit braucht heute eine gewisse Sicherheit, die sie in der Religion findet Aber wenn diese zu extrem ist, wird sie gefährlich. j hrne ii Ani hch der c i‘?aJreise von Salmen Rushdi und n u h s ii fiihrH- Endlich.: Bewegung-? Rwilxfie i ‘fü! .fr B n, init Zusagen Die verzweifeite Angst, nickt iislairnisch nt sein Sa]niaii Rushdie über Retigjonen, MTn Ierhefteni‘undandt,j es Salman Rushdle auf seiner gestrigen Bonner Pressekonferenz.

lich für unsere politische K1 sse, daß er sie ihr vorsprechen mußte. Aber nun besteht die Hoffnung, daß er : : in Bonn nicht nur offene Ohren fand oder (yerspätete) Gesten der Höflichkeit und‘ Freundlichkeit bemerken konnte. Zwar • traf Rushdle iirp Ausw&rtigen Amt, des- 1 sen Chef auf einer Auslandsreise ist (aber noc1 nicht wieder im Iran, wohl :. aber In Pakistan wohin sich Rushdie auch nicht getrauen dürfte), nur auf den .:•• Leiter der Kulturabteilung, der ihm. „selbstverständlich weitere Unterstüt- zung TM zusagte Es wird Sache der deut sehen Öffentlichkeit sein uber diese SelbstverstAnd1ichkeir des Auswärtigen Amtes künflig Rechenschaft zu verlan- SaIm RUShdIe auf seiner gestrigen Bonnei Pressekonferenz. gen. . RUSHDIE: Das ist eine sehr wichtige Frage, weil es einen Effekt auf die westli . ehe und einen Effekt auf die i*lamiacbe aus ibt. Beide sind schrecklich. Seit.der „Fatwa‘ haben westliche Verleger die Veröffentlichung islam-kritischer Bücher we1tgehe ict g pt Insowett war die „Fatwa“ erfolgreich. Die Bücher, deren Erscheinen wichtig wäre, haben es jetzt schwerer, veröffentlicht zu werden. Das Problem ist innerhalb der moslemischen Welt aber noch größer, weil die dort le benden und arbeitenden Autoren keine internationale Aufmerksamkeit genießen. Die „Fatw&‘ gegen mich wirkt auf diese Schriftsteller als Warnung, sehr vorsich- tig zu sein. Es ist hier wichtig und wird nicht oft genug erw .hnt In den letzten 10 bis 15 Jahren haben die Represslonen gegen progressive Ideen in Iran und in allen an deren islamischen Staaten zugenommen. Und die Anklage ist immer dieselbe. Sie lautet „Blasphemie“ oder „unislamisches Verhalten ‘s. So gibt es bei vielen die ver- zweifelte Angst nicht Islamisch zu sein. Die traurigste Sache innerhalb der mos- lemischen Gemeinschaft — eingeschlos- sen der Mosiems in Europa — ist im Mo- ment. daß die Mullahs uns zwingen wol- leri, die Botschaft ihres Glaubens bedin- gungslos zu akzeptieren. Da jeder als Feind des Islam befrachtet wird, der die- se Botschaft „von oben“ hinterfragt, ist hiermit ein Weg eingeschlagen worden, das Recht auf Gedankenfreiheit abzu- schaffen. Mein Ziel ist es, der islamischen Ge- meinschaft in Europa deutlich zu ma- ehen daß die „Fatwa“ auch ein Disaster für sie selbst bedeutet. Es ist in der Tat so — ob das nun der Islamischen Welt ge- fällt oder nicht: Dieses Urteil schädigt iii- re Interessen. Und das müssen sie erken- nen. FR.- Glauben Sie an die multikultureile Gesellschaft? RUSHDIE: Was ist die Alternative? So!- len wir denn alle in kleinen Schachteln leben? Hier gibt es eine große Herausfor- derung für Europa. Es kann schwierig sein, dieses Ziel zu erreichen. Aber ich se- ha keine andere Möglichkeit Wir können nicht wählen, wir müssen herausfinden, wie eine multikulturelle Gesellschaft funktionieren kann. Ich habe selbst in den siebziger Jahren In England aktiv auf diesem Gebiet gearbeitet und mich oft über reakUon .re Äußerungen geär gert. Es ist wichtig, Wege zu finden, wie Menschen mit unterschiedlichen Wert- vorstellungen miteinander leben können. Aber es kommt dann zu einem grund- sätzlichen Problem, wenn es einen gro- ßen, einen absoluten Konflikt gibt Solch ein Konflikt entsteht. wenn bei einer De- rnonstratiöri eine Gruppe von Leuten be- ansprucht, für die Hälfte der Gemein- schaft zu sprechen, sich dabei auf ein hö- heres Gesetz beruft und behauptet, es sei Rechtens, jemanden für seine abweichen- den Ideen zu töten — obwohl sie In einer Gesellschaft leben, Inder dies illegal ist. ‘fhr ‘abnnen mdrft xzepueren, äab ein- seine Gemeinschaften sich jeweils eigene Gesetze konstruieren. So etwas wird im- mer wieder vorkommen. Also muß deut- lich darauf hingewiesen werden, daß die Rechte der Minderheiten nicht einschlie- ßen, daß jede einzelne Gruppierung tun und lassen kann, was sie will. Sogar das Islamische Recht akzeptiert, daß die Ge. setze des Landes, in dem man lebt, ge- achtet und respektiert werden müssen. Zugleich sind Gesetze aber nicht unver- änderbar. Man kann den Inhalt eines Ge- setzes diskutieren. Es gibt zum Beispiel Länder wie Südafrika, die diskriminle- versichern, daß es nicht von der Rushdie- Affäre handelt… FR. Und nicht über Religion? RUSHDIE: Richtig, nicht über Rel igion. Es handelt vor vielen Dingen, insbeson- dere vom Malen. Religion war immer ein Element meiner schriftstellerischen Tä- tigkeit. Wenn man den gleichen Back- ground hat wie Ich, kann man nicht über Menschen aus Indien oder Pakistan schreiben, ohne zu begreifen, daß die Re- ligion ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist. Mein Interesse war allerdings, die Religion von einem weltlichen Stand- punkt aus zu betrachten. Foto: AP F& Stimmen Sie der Auffassung zu, daß die Menschen entweder zu intensiv, zu fundamentalistisch, an die Religion glauben odergarnicht? flUSHDr – l 1 ch wiIrd ‘ Püt daMen- talismus als eine Ideologie begreifen. Aber das Problem ist, daß er politische Macht erzIeJen..könnte. DesZusammen- spiel von Ideb ogIe und Politik macht je- de Art von Fundamentallsznus gefährlich. Natürlich ist es möglich, ein Leben ohne Religion zu führen. Ich denke, viele Phulo- sophen würden mit mir über überein- stlmrnend sagen, daß die Unterscheidung von Gut und Böse schon vor der Religion existiert hat. Sein Leben nach einem Wertesystem auszurichten, hängt nicht von der Religion ab. Wir leben In einer Zeit, in der eine große Unsicherheit vor- herrscht. Religion Ist deshalb attraktiv, weil sie Ungewißheit beiseite räumt und erklärt, wie die Welt Ist Niemand kann die Welt vollständig erklären. Die Menschheit braucht heute eine gewisse Sicherheit, die sie in der Religion findet, Aber wenn diese zu extrem ist, wird sie gefährlich. S t11u g g Imen p,j.1‘i.-Appell ar 1 Bonfl Anläßlich aer Deutschiandreise von Salmen Rushdie und nach ausführil- ehen Gesprächen mit ihm bittet das P. E.N.-Zentrum der BRD die. undesre- gierung zum wiederholten Mal um eine Stellungnahme zu dem nun seit drei Jahren bestehenden Mordaufruf der iranischen Regierung. Wir glauben, daß es — vor dem Hin- tergrund der deutschen Vergangen- heit und angesichts der wachsenden Intoleranz in unserem Land — drin- gend geboten ist, im Fall des Dichters Rushdie ein exemplarisches Zeichen zu setzen. Wir fragen die Bundesregierung, warum offenbar in der deutschen aus- wärtigen Kulturpolitik nicht gelten soll, was für die deutsche Entwlek- lungs- und Wirtschaftshilfe für ver- kindlich erklärt wurde: Daß die Men- schenrechte die Grundlage politischer Beziehungen bilden müssen. Das Todesurteil gegen Ruandle könnte von der Regierung Irans jeder- zeit widerrufen werden. Sie wird dazu freilich keinen Anlaß sehen, so lang die europäischen Regierungen nicht unmißverständlich klarstellen, daß der Mordaufruf gegen Schriftsteller ein unüberwindliches Hindernis für die Ausweitung wirtschaftlicher und 1w!- tureller Beziehungen bildet Der P.E.N. fragt die Bundestegie- rung, ob sie gewillt ist, aus der uner- träglichen Lage der Menschenrechte In Iran die Konsequenzen zu ziehez,, zu denen sie im Kontext der Akte von Helsinki verpflichtet ist die Wirt- schaftsbeziehungen nicht auszuwei- ten, keine offiziellen Kulturbeziehun- gen einzuleiten und der Regierung irans gegenüber öffentlich zu erklä- ren, daß vor einer Intensivierung der wechselseitigen Kontakte die gegen Salman Rushdle verhängte „Fatwa“ aufgehoben werden muß. Wenn die Repräsentanten Deutsch. lands hinnehmen, daß mit einem Land, in dem die Freiheit des Wortes in grausamer Weise unterdrückt wird, umfängliche Beziehungen unterhalten werden, so ist dies nichts anderes als „Appeasement-Polltik 1 ‘ — die deutsche Geschichte zeigt hinlänglich, wohin dies führen kann. ÄA000I 29 . 4

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